Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Gründe des bulgarischen Zusammenbruchs. 
□□ 
571 
Zustand der bulgarischen Vorbereitungen auf 
diplomatischem und strategisch-militärischem Ge 
biet so genau, das) es für Serbien und Grie» 
chenland ein Verbrechen gewesen wäre, den 
Krieg nicht zu wollen. Der griechische Gesandte 
panas hat Mar keinen Militärattache zur 
Seite, aber aus seinen Äußerungen während 
der Bukarester Friedensverhandlungen ging über 
raschend hervor, wie genau er über Bulgariens 
Heerwesen und seinen Zustand unterrichtet war. 
Serbien hatte den klugen Spalaikovic als Ge 
sandten und den stillen, umsichtigen Oberstleut 
nant Kalafatovic als Militärattache, außerdem 
blieb der bei den Bulgaren beliebte serbische 
Oberst Leschjanin lange in Bulgarien als Ver 
treter des serbischen Heeres im bulgarischen 
ringe Besatzung und sie bot große Schwierig 
keiten für den Fall des Rückzuges. Aber das 
ist nicht alles. Die Truppen selbst befanden sich 
in mangelhafter Verfassung. Man hatte Tausende 
in jeder Division beurlaubt, in einer Division 
sogar 6000 Mann. Diese Urlauber einzuberufen, 
während zum Teil die Truppen ihre Stellungen 
wechselten, war schwer, wenn nicht unmöglich. 
Und wenn auch im bulgarischen Herren ein 
grimmiger Zorn gegen die treulosen Verbündeten 
lebte, so war doch der Bundeskrieg nicht volks 
tümlich; man war müde geworden, nachdem der 
Winter am Marmarameer in Regen und Schnee 
verbracht war und Krankheiten auch unter den 
sonst so handfesten Bulgaren aufgeräumt hatten. 
Serben und Griechen dagegen hatten in be- 
Von den Serben eroberte bulgarische Geschütze in Belgrad. 
Hauptquartier. Es scheint, daß man alles wußte. 
Wenigstens handelte man so. 
Man wußte zunächst, daß die Verteilung 
des bulgarischen Heeres von Widdin bis Salo 
niki und Kavalla vielleicht gegen mancherlei sich 
bewährt hätte, daß sie aber strategisch völlig 
unzulänglich war. Wenn Serben und Griechen 
zunächst ihre Vereinigung erstrebten, um dann 
gemeinsam in Altbulgarien einzubrechen, so 
hatten die Bulgaren zu wenig Truppen, um die 
Griechen in einem Vormarsch nach Vörden auf 
zuhalten. Es war ferner südlich von Widdin 
eine ganze bulgarische Armee unter General 
leutnant Kutintschew festgelegt worden, die im 
Süden von dem größten Vutzen hätte sein 
können. Die bulgarische Hauptstellung bei Istip 
und Kotschana war zu ausgedehnt für die ge- 
quemen Quartieren überwintert, waren voll 
zählig und frisch und mit allem reichlich ver 
sehen. Ende Zuni gab es kaum ein bulgarisches 
Bataillon, das über 5<X> Mann zählte,- der 
Stand der Division sank also bei 2 Brigaden 
auf §000 Mann höchstens. 
Ein anderer Mißgriff hatte Schaden ge 
bracht. Man hatte in dem damaligen Veubul- 
garien Mannschaften ausgehoben, Bulgären und 
Griechen, und hatte aus ihnen die 3 Brigaden 
Adrianopel-Serres und Drama gebildet. Die 
Offiziere und Unteroffiziere, sowie ein Kern 
aller Mannschaften mußten aus den geschwächten 
alten Regimentern genommen werden und trotz 
dem blieb die Zahl ungenügend. So kamen die 
Kompagnien und Druschinen in Hände, die für 
diesen Dienst nicht genügend vorbereitet waren. 
72*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.