Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Gründe des bulgarischen Zusammenbruchs. 
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Ende geführt hätten, und warum man solche 
Wege wählte, die sehr wahrscheinlich, ja sicher 
zu bösem Ende führen mußten. - 
Die Interessen Österreich-Ungarns machen 
ein starkes Bulgarien erwünscht, sie bedürfen 
aber noch mehr eines zufriedenen Rumäniens. 
Es ergab sich von selbst, daß die Vertreter 
der Monarchie in Sofia und Bukarest für eine 
Verständigung zwischen Bulgarien und Ru 
mänien arbeiteten. Rumänien wäre noch bis 
kurz vor der Mobilmachung dazu bereit gewesen. 
Es war gegen Ende Juni, als die entscheidenden 
Stellen in Sofia eine hochwichtige Erklärung 
Körten: daß, falls sich 
Bulgarien mit Ru 
mänien verständige — 
es handelte sich da 
mals nur um einen 
10 Kilometer breiten 
Streifen — und falls 
sich ein Zusammen 
stoß Bulgariens mit 
den früheren Bundes 
genossen Serbien und 
Griechenland ergeben 
würde, Österreich-Un 
garn sich der bulga 
rischen Interessen an 
nehmen werde, wenn 
nötig, mit der Waffe. 
Rufrichtiger und deut 
licher kann man nicht 
sein. Und der Erfolg 
war gleich Rull. Et 
was früher schon war 
die bulgarische Re 
gierung von Bukarest 
auf indirektem Wege 
benachrichtigt worden, 
daß Rumänien im 
Falle der Berücksichti 
gung seiner Wünsche 
— es handelte sich 
immer noch um den 
10 Kilometerstreifen — bereit fei, Bulgarien die 
schon lange gewünschte Donaubrücke zu bauen, es 
mit Geld zu unterstützen, und, falls es nötig werde, 
Bulgarien in einem Krieg gegen Serbien und 
Griechenland mit einem Teil des rumänischen 
Heeres zur Seite zu stehen. Schon während des 
Krieges gegen die Türkei hatte Rumänien eine 
Unterstützung Bulgariens durch seine Truppen, 
namentlich bei Adrianopel, in Aussicht gestellt. 
Bulgarien hatte abgelehnt. Ein verantwortlicher 
Mann sagte mir: Wir fürchteten einen zu hohen 
preis für diese Hilfe, die wir nicht brauchten, 
zahlen zu müssen. Das Ergebnis dieser rumäni 
schen Mitteilung war — null. Der damalige 
bulgarische Gesandte Kalinkow machte einmal 
Balkankrieg. II. 
dem rumänischen Ministerpräsidenten Majorescu 
eine Andeutung, daß nach seinem Dafürhalten 
Bulgarien die rumänischen Wünsche erfüllen 
müsse. Ruf die Frage, ob diese Anschauung per 
sönlich sei oder von seiner Regierung geteilt 
werde, mußte Kalinkow erwidern, daß seine 
Regierung ihn nicht zu einer förmlichen Er 
klärung in diesem Sinne ermächtigte. Rn An 
deutungen hat es nicht gefehlt, an gutgemeinten 
Ratschlägen auch nicht; aus dem Walde der 
bulgarischen Staatsmänner kam kein Echo. Es 
geschah sogar viel, um die Freunde abzuschrecken. 
Als Österreich-Ungarn einen Wink erteilte, daß 
es bei der Bestim 
mung der Grenzen 
Albaniens Wert auf 
eine möglichst lange 
albanesisch-bulgarische 
Grenze lege, erhielt 
es die Antwort, daß 
eine olche Grenze in 
dem mit Serbien 
„streitigen Gebiet" 
liege, daß daher nur 
der Zar von Ruß 
land darüber verfügen 
könne. Es war, neben 
bei gesagt, nicht die 
Absicht Österreich-Un 
garns, hier einen 
Schachzug gegen das 
russische Interesse zu 
tun. Dem Vertreter 
Rumäniens, Ghika, 
wurde keine Gelegen 
heit gegeben, erschöp 
fend den Standpunkt 
seiner Regierung dar 
zulegen. Der große 
Umfang der rumäni- 
chen Gefahr, die der 
Unbefangene deutlich 
sah, blieb den Beru 
fenen verborgen. Hatte 
man nicht soeben auf Beschluß der Petersburger 
Botschafter Silistria an Rumänien abgetreten? 
Warum noch mehr? Bulgarien hat keine Länder 
zu verschenken) Gewiß, sehr richtig, wenn es 
sich um ein gerichtliches Urteil handelte, aber 
Politik steht jenseits von Gut und Böse, nament 
lich von Böse. Es schien nicht verstanden zu 
werden, daß es sich darum handelte, ob es 
zweckmäßig sei, Opfer zu bringen oder nicht. 
Rumänien auf bulgarischer Seite, Österreich- 
Ungarns schuhbereites Wohlwollen im Hinter 
grund, das bedeutete sehr wahrscheinlich für 
Bulgarien den Besitz Mazedoniens, selbst wenn 
Adrianopel und Thrazien den dank den unge 
stümen Komiteemännern wieder zum Leben er- 
Orthodoxe Serben. 
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