Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Kämpfe aus dem serbisch-bulgarischen Kriegsschauplatz. 
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Bei Krivapalanka wurde der Feind von 
unserem linken Flügel heftig angegriffen. Im 
übrigen ist die Lage unverändert. Von Istip 
aus wurde die Verfolgung des Feindes fortge 
setzt. Unsere Kavallerie ist in Vadowischte ein 
gerückt; unsere Prileper Abteilung ist in Vigo- 
tin und Kavadar eingebogen, in der Umgebung 
welcher Orte sie eine 500 Mann starke bul 
garische Bande verfolgt. Die Bevölkerung ist in 
ihre Häuser zurückgekehrt. Die Bulgaren haben 
die Dörfer Dissan, prischew, Trumnik, Dubrovo, 
Vrhali und potschvici in Brand gesteckt. Auch 
Kavadar ist vom Feuer teilweise zerstört. 
Während des gestrigen Tages kämpfte 
unsere Armee auf einer sehr ausgedehnten 
Front. Sie verfolgte den Feind südlich derselben 
(in Makedonien), wo dann unsere Kavallerie 
Vadovischte besetzte, und trieb im Vörden (an der 
serbisch-bulgarischen Grenze) die bulgarischen 
Truppen zurück, nachdem sie dieselben an 
mehreren Punkten geschlagen hatte. Auf dieser 
Front — der bisher längsten Kampflinie — 
haben sich die Operationen folgendermaßen 
abgespielt. 
Gestern haben wir den Feind um Vs5 Uhr 
früh bei Iajecar angegriffen. Der Zusammen 
stoß war sehr heftig, weil die feindliche Artillerie 
zur Deckung der von unseren Truppen Ver 
folgten in den Kampf eingriff. Bei Sveti 
Vikola, südwestlich von Knjazevac, wurde der 
Feind mit großen Verlusten gegen die Grenze 
zurückgeschlagen. 
Westlich von Vlasotince wurden die bul 
garischen Detachements aufgerieben. Beim Vück- 
zug erlitt der Feind große Verluste und ließ 
eine Menge Munition zurück. Die Straße 
ist von Gewehren und Bajonetten der Flücht 
linge übersät. 
Vor Vlassina war die Zahl des Feindes 
beträchtlich. Auch eine starke bulgarische Ka 
vallerieabteilung griff ein. Die Bulgaren machten 
den Versuch, durch Entsendung kleiner Ab 
teilungen bei Vladicin Han an die Eisenbahn 
linie heranzukommen. Es gelang uns, auch ihnen 
den Rückzug abzuschneiden. Ein Teil des 
Feindes war gezwungen, sich zu ergeben, der 
andere wurde auf der Flucht gefangen genommen, 
oder über die Grenze zurückgeworfen. Während 
des Kampfes machten die Bulgaren den Ver 
such, mit Hilfe einer Kavallerieeskadron und 
einer Mitrailleusenabteilung unsere Stellung zu 
umgehen. 
Unser Kommandant, der dieses Manöver 
durchschaute, vereitelte folgendermaßen das 
feindliche Vorhaben: 
Als die Mitrailleusen und die feindliche 
Kavallerie unsere Stellung umgangen hatten, 
schnitten ihnen die Unseren den Rückzug ab 
und führten von anderen Punkten aus gleich 
zeitig eine schneidige Attacke aus, die den Feind 
zwang, die Waffen niederzulegen und sich zu 
ergeben. Die Kavallerieeskadron und die 
Mitrailleusenabteilung wurden gefangen ge 
nommen. 
Während dieser Erfolge an der serbisch-bul 
garischen Grenze dauert die nachhaltige Ver 
folgung des Feindes von Jstip nach Rado- 
wischte fort. Vor der nachstürmenden serbischen 
Kavallerie zog sich die 4. bulgarische Armee in 
überstürzter Flucht zurück. Unsere Kavallerie hat 
gestern nachmittags Radowischte besetzt. 
Heute früh traten unsere Truppen in Füh 
lung mit den Griechen, die eben Strumitza 
eingenommen hatten. 
Man kann wohl behaupten, daß die Kämpfe 
des gestrigen und des heutigen Tages die 
Viederlage der Bulgaren im mazedonischen 
Feldzuge besiegelt haben. 
Der amtliche, serbische Bericht ist natürlich 
keineswegs einwandfrei; er ist schon viel zu un 
genau, um ein wirkliches Bild der Vorgänge 
zu geben und außerdem offensichtlich übertrieben. 
Die Serben nahmen Teilerfolge, die sie ja 
ganz gewiß erzielt hatten, als enorme Siege. 
^Uber das Gefecht bei Krivolak wurde von 
serbischer Seite unterm 10. Juli noch ge 
meldet: 
Die in Belgrad eingetroffenen Verwundeten, 
welche bis Freitag bei Krivolak waren, schildern 
die dort stattgesundenen Kämpfe in folgender 
Weise: Vor dem 30. Juni war es auf den 
Positionen bei Krivolak ziemlich rege. Man ver 
mutete, daß es zu einem Überfall seitens der 
Bulgaren kommen werde. An diesem Tage kam 
jedoch die Vachricht, daß die Differenzen mit 
den Bulgaren geregelt seien und daß es zu 
keinen Kämpfen kommen werde. Die Truppen 
legten sich zur Ruhe und die Wachtposten 
wurden wie gewöhnlich verteilt. 
Um 3 Uhr morgens fielen die ersten Schüsse 
beim Dorfe Dragowa. Die Bulgaren hatten 
unsere Vorposten angegriffen; der Kampf 
dauerte bis zum Morgengrauen. Unsere Truppen 
erhielten hierauf den Auftrag, vorzurücken und 
längs der Demarkationslinie eine Kette zu 
bilden. Wir hatten den Fluß Kriwa—Lako- 
wiha zu schützen. Die Bulgaren hatten aber in 
zwischen die Demarkationslinie bereits über 
schritten und waren in unser Territorium einge 
drungen. Sie versteckten sich in den Gebüschen 
und eröffneten ein starkes Gewehrfeuer gegen 
uns. Bald begann auch die bulgarische Artillerie 
unsere Stellungen zu beschießen, und zwar so 
heftig, daß wir uns nicht halten konnten. Der 
Kommandant befahl daher den Rückzug. Wir 
verließen nun die ersten Schanzen und zogen
	        
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