Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Kampfe aus dem serbisch-bulgarischen Kriegsschauplatz. 
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Abteilung von Detschane vereinigt, und aus 
den siegreichen Veihen der Kämpfer vom Lim 
und von Skutari hervorgegangen seid, und 
bereits in den Tälern des Vardar, der Bregal- 
niha und der Strumitza gekämpft habt, euren 
Brüdern aus Serbien die Hand reichend zur 
Verteidigung unserer Interessen, seid auch dies 
mal die Verteidiger von Freiheit und Gerechtig 
keit und stolze Vitter, die den Tod verachten. 
Und ihr übrigen teuren Montenegriner, seid 
bereit, heute wie stets die Pflicht gegenüber dem 
Vaterlande und der serbischen Idee zu erfüllen? 
Die Gerechtigkeit ist mit uns. Mit ihrer Hilfe 
besitzen wir auch die Hilfe Gottes, dem ich 
unsere heilige gemeinsame Sache anvertraue. 
König Mkolaus von Montenegro ist bekannt 
lich ein Dichter, und seine Aufrufe entbehren 
nicht des höheren poetischen Schwunges. Daß 
er es auch hier für nötig hielt, den lieben Gott 
anzurufen und von der „heiligen Sache" zu 
sprechen, wo es sich doch nur um einen häß 
lichen Kampf um den Vaub handelte, gehört 
zu den Merkwürdigkeiten dieses Krieges, der an 
Blasphemien auf allen Seiten gewiß mehr als 
reich genug war. 
Fortsetzung der Kämpfe. 
Am 10. Juli wurde in Sofia folgender 
Stimmungsbericht ausgegeben: 
Die gestern hier eingetretene Bestürzung 
wegen einer hierher gemeldeten Viederlage bei 
Kotschana war unbegründet, da es sich nach 
heftigsten fünftägigen Kämpfen um einen plan 
mäßigen Vückzug eines Teiles der bulgarischen 
Armee über den Fluß Bregalniha handelt. 
Der Vückzug vollzog sich in größter Ord 
nung. Die Serben hatten so entsetzliche Verluste, 
daß sie an die Verfolgung nicht denken konnten. 
Die bulgarische Armee dürfte sich bereits mit 
den beiden anderen Armeen wieder vereinigt 
haben. 
Die Vachricht, die gestern nachts hier ein 
traf, über ein erfolgreiches, rasches Vordringen 
einer bulgarischen Armee nach heftigem Zu 
sammenstoß bei Suschewo in der Vähe von 
Küstendil erweckte neues Vertrauen in die bul 
garischen Waffen, zumal bekannt ist, daß erst 
seit gestern die dort konzentrierten bulgarischen 
Truppen zu operieren beginnen. 
Das Gerücht, daß die Griechen Serres ge 
nommen hatten, wird hier als unrichtig bezeichnet. 
Die Griechen hatten einen Angriff bei Kavalla 
versucht, welcher abgeschlagen wurde. Ein Mi 
litärbeamter hatte hierher unter dem ersten Ein 
druck aus Kavalla gemeldet, Serres scheine ver 
loren zu sein. Indessen erhielt erst heute das 
Hauptquartier die Vachricht, daß die Griechen 
bisher erfolglos kämpfen und über die bis Vi- 
grita reichende Operationslinie nicht hinaus 
gekommen sind. 
General Iwanow erhielt gestern den Titel 
Feldzeugmeister, was weder Sawow noch Di- 
mitrijew sind, und den höchsten Orden in Bril 
lanten. 
Man hört selbst in Sofia Schießen, aus 
der Vichtung von pirot, wo eine entscheidende 
Schlacht begonnen haben dürfte. Die Eisenbahn 
linie Pirol—Visch ist an vielen Stellen zerstört. 
In den erbitterten Kämpfen um den fast als 
uneinnehmbar geltenden Sultan Tepe zeigten 
die Bulgaren geradezu Tollkühnheit. Die Höhe 
Sultan Tepe ist von den Bulgaren belagert. 
Die ersten Befestigungen Sultan Tepes, Ka- 
menitza, Tirnovo und Kiseliha, sollen bereits 
von den Bulgaren genommen sein. Die Bul 
garen stellten überall schwere Geschütze auf. 
Aus diesem Stimmungsbericht geht hervor, 
daß auch in Sofia bereits bedenkliche Mel 
dungen vom Kriegsschauplatz eingetroffen waren. 
Die Vegierung suchte mit allen Mitteln, die 
Bevölkerung zu beruhigen, verschleierte aus diesem 
Grunde die Schlappen, welche die bulgarische 
Armee in den Kämpfen erlitten hatte, und 
scheute sich auch nicht, Siege zu erfinden, die in 
Wirklichkeit nie errungen worden waren. 
Am 10. Juli meldete das serbische preß- 
bureau: 
Wir erhalten folgenden offiziellen, zusam 
menfassenden Bericht über die militärischen Ope 
rationen vom heutigen Tage. Bei Iajecar wurde 
der Feind von unseren Truppen auf der Linie 
Vikin—Grobgolasche—Koschutschivic—Batschie 
angegriffen und zog sich zurück. 
Der Angriff des Feindes auf der Iatvo- 
renitschkaplanina wurde zurückgeschlagen, ebenso 
der Angriff des Feindes auf der Vrschtschka 
Tschuka. Bei dieser Gelegenheit besetzten die 
Serben den bulgarischen Iollposten. Unsere Ver 
luste in diesen Kämpfen sind unbedeutend. 
Bei Kadi Bogac und Sveti Vikola zog sich 
der Feind gegen die Grenze zurück; unsere 
Truppen verfolgen ihn. Die Kavallerie ist in 
Boltaberilowica eingetroffen. 
In pirot verlief der ganze Tag ruhig. 
Bei Tumba erlitt der Feind eine Vieder- 
lage und wurde unter großen Verlusten in die 
Flucht geschlagen. Hierbei wurde eine große Zahl 
von Gewehren, Bajonetten, viel Munition und 
anderes Kriegsmaterial erbeutet. 
Bei Vlassina wurden kleine feindliche Ka 
vallerieabteilungen, die in der Vichtung auf 
predejane vorrückten, umzingelt und gefangen 
genommen. Der Feind zog sich gegen Czrno- 
travska und Karaula zurück und ließ ein schwaches 
Detachement zur Verteidigung zurück. Eine Mi- 
trailleusenabteilung wurde gefangen genommen
	        
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