Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Kampfe auf dem serbisch-bulgarischen Kriegsschauplatz. 
53 J 
7lstd)bem die bulgarischen Kolonnen von unseren 
Truppen über die Flußläufe der Bregalniha 
und der Iletovo Rjeka zurückgeworfen worden 
waren, fand auf dem Ovce polje kein weiteres 
Treffen statt. Die Bulgaren haben unsere Gren 
zen überschritten und sind in Serbien ein 
gefallen. Die Punkte, an denen die bulgari 
schen Truppen die serbischen Staatsgrenzen 
passiert haben, sind folgende: Kadi Bogac im 
Bezirk Timok, Sveti Rikola, Vlasina und 
Studeni Kladenac. Bei diesen Punkten haben 
bulgarische Abteilungen in schwachen Ständen 
die serbische Grenze passiert. Man hat den Ein 
druck, daß diese Aktion mehr dazu bestimmt ist, 
die Aufmerksamkeit abzulenken. Ich erkläre, daß 
die Situation der serbischen Armee im allge 
meinen günstig ist. Ge), pasic. 
Ferner teilte das serbische preßbureau unterm 
6. Juli mit: 
Die Aachricht über das angebliche Ein 
treffen bulgarischer Truppen in Vranja unter 
General Kowatschew, sowie über die den serbi 
schen Truppen drohende Gefahr, abgeschnitten 
zu werden, entspricht nicht den Tatsachen. 
Vranja ist vollständig frei, ebenso sind da 
selbst mit Ausnahme eines bulgarischen Angriffes 
auf Vlaffina, der zurückgeschlagen wurde, keiner 
lei größere Operationen gewesen. 
Die Kriegslage wird hier nicht mit Besorg 
nis betrachtet, weil die Angriffe auf Iajecar 
und Knjacevac die Operationen der Haupt 
armee nicht wesentlich berühren. Abgesehen da 
von, daß bei Iajecar die bulgarischen Truppen 
eine Mederlage erlitten, bei welcher Gelegen 
heit die Truppen des dritten Aufgebotes sich 
besonders hervorgetan haben. 
Die Lage der Hauptarmee wird sogar als sehr 
günstig angesehen,weil Kotschana und Carsky Vrh 
und das ganze Rajangebiet in unseren Händen 
ist, Krivolak zurückerobert wurde und die kon 
zentrierte serbische Armee bei Istip seit heute 
morgen in entscheidende Aktion getreten ist. 
Unterm gleichen Datum wurde aus Belgrad 
gemeldet: 
Rachdem die seit Wochenfrist andauernden 
heftigen Angriffe der Bulgaren auf alle Posi 
tionen der serbischen Armee am Ovce polje von 
den serbischen Truppen nach harten verlustreichen 
Kämpfen abgeschlagen wurden, hat sich das 
bulgarische Armeeoberkommando genötigt ge 
sehen, die Offensive einzustellen und die Rück- 
wärtskonzentrierung gegen Radowischte durch 
zuführen. 
Diese Maßnahme hat sich mit Rücksicht auf 
die Besetzung Kotschanas, insbesondere aber 
Vinicas (südöstlich von Kotschana) durch serbische 
Truppen als dringend notwendig erwiesen, da 
den Bulgaren ihre natürliche nordöstliche Rück 
zugslinie verlegt erscheint. 
Anderseits haben die Bulgaren derart 
schwere Verluste erlitten, daß sie ihre Schlag 
kraft einbüßten und einer Rast zur Reuformie- 
rung ihrer Truppenverbände bedürfen. 
Der Umstand, daß das Kampffeld mit 
Tausenden von Leichen und Verwundeten besät 
ist, und daß in Istip die Cholera wütet, veran 
laßte auch das serbische Armeekommando, eine 
Operationspause eintreten zu lassen, um die Ver 
wundeten aufzulesen und die Toten zu beerdigen 
und hierdurch eine Verbreitung der Cholera 
epidemie zu verhüten. 
Die Tatsache, daß diese schwere Aufgabe 
den serbischen Truppen zufiel, spricht in ekla 
tantester Weise für die Richtigkeit der serbischen 
Berichte über den vollen Erfolg der serbischen 
Waffen. Von serbischer Seite wurde den Bul 
garen der Antrag gemacht, ihre Verwundeten 
zu übernehmen. Trotzdem die Bulgaren hierdurch 
in die Lage verseht worden wären, die Leicht 
verwundeten alsbald wieder in die Kampflinie 
stellen zu können, mußte das bulgarische Armee 
kommando den hochherzigen serbischen Antrag 
ablehnen, um den Rückzug der bulgarischen 
Truppen nicht zu erschweren. Somit übernehmen 
die Serben nebst der pflege der eigenen Ver 
wundeten auch die Sorge für die bulgarischen 
Verwundeten, deren Zahl sich auf 10.000 be 
läuft. 
Auch dieser Umstand zeigt, daß die bul 
garischen Siegesberichte voreilig gewesen sind. 
Durch die Eroberung der wichtigen starken 
Stellungen bei Retki Buki, Carsky Vrh, Kitka 
und Rujan auf der Offigovaplanina haben 
sich die Serben eine äußerst günstige Operations 
basis gesichert. Die direkte Verbindung des bul 
garischen Armeekommandos mit den Gruppen 
Kowatschew und Iwanow ist unterbunden. 
Offenbar in dem Bestreben, die Aufmerk 
samkeit von der empfindlichen Mederlage 
auf dem Ovce polje abzulenken, haben die Bul 
garen nunmehr ihre Operationen gegen das 
Königreich Serbien selbst eröffnet. Rach einem 
mit geringeren Kräften zuerst bei Iajecar, dann 
bei pirot versuchten, von den Serben erfolgreich 
abgeschlagenen Einfall unternahmen die Bul 
garen gestern abend einen Angriff gegen 
Knjacevac. Rach bisher vorliegenden Rachrichten 
wurde auch dieser Angriff abgewiesen. 
Von bulgarischer Seite war, wie es scheint, 
die Berichterstattung so gut wie eingestellt 
worden. 
Die serbische Kriegsproklamation. 
Am 8. Juli wurde in Belgrad eine vom 
König und von den Ministern unterzeichnete 
Proklamation veröffentlicht, die folgenden Wort 
laut hatte: 
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