Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Mobilisierung Rumäniens. 
'nt 3. Juli 1913 erschien in Bukarest 
um halb 6 Uhr abends das Amts 
blatt in einer Extraausgabe mit folgen 
dem königlichen Dekret: 
Wir Carol I. aus Gottes Gnaden und 
Willen der Ration König von Rumänien, sämt 
lichen Anwesenden und deren Aachkommen in 
Gesundheit! Gemäß des Vorschlages meines 
Kriegsministers ordne ich folgendes an: 
1. Die aktive Armee mit den Reserven 
wird mobilisiert und wird eine Operationsarmee 
formieren. 
2. Die Mobilisierung wird nach den Vor 
schriften des Reglements der Armeemobilisierung 
durchgeführt werden. 
3. Jur Komplettierung der Kriegseffekten 
werden die notwendigen Linienkontingente und 
Milykontingente einberufen. Die derzeit über 
flüssigen Kontingente werden nach und nach 
der Rotwendigkeit gemäß einberufen werden. 
4. Die Ordre de bataille wird jene sein, 
die durch den tatsächlichen Mobilisierungsplan 
vorgesehen ist. 
5. Unser Kriegsminister ist mit der Aus 
führung dieses Dekrets beauftragt. 
Bukarest, am 20. Juni 1913. 
König Carol I. 
Kriegsminister Divisionsgeneral Harjeu. 
Rumänien schickte sich also an, das russische 
Mandat xu erfüllen und die Verschiebung des 
Gleichgewichtes auf dem Balkan zugunsten Bul 
gariens zu verhindern. Uber die Kriegsstimmung 
in Bukarest wurde vom Tage der Mobilisierungs 
order der „Reuen Freien Presse" aus der ru 
mänischen Hauptstadt berichtet: 
Schon seit 14 Tagen befindet sich die Be 
völkerung in großer Erregung, die durch die 
alarmierenden Rachrichten der Blätter über die 
Kämpfe der Balkanstaaten untereinander immer 
mehr gesteigert wurde und die heute früh, als 
die Aktion Rumäniens zur Gewißheit gewor 
den war, ihren Höhepunkt erreichte. 
Schon in den frühen Morgenstunden waren 
die Straßen der Stadt von einer aufgeregten 
Menge gefüllt. Um 9 Uhr verbreitete sich die 
Balkanklieg. II. 
erste Rachricht, daß die Mobilisterungsorder be 
reits erfloffen sei und eine halbe Stunde später 
verkündeten Extraausgaben der Journale, daß 
die Mobilisierung zur Tatsache geworden sei. 
Die Menge wurde von einem wahren Fieber 
ergriffen. Sie umringte das königliche Palais 
und als nach der Beratung mit dem König und 
mit dem Ministerpräsidenten der Thronfolger 
Prinz Ferdinand den königlichen Palast verließ, 
wurde er mit frenetischem Jubel empfangen. 
Die Loyalität des rumänischen Volkes zeigt 
sich in diesen kritischen Tagen. Wo immer Mit 
glieder der königlichen Familie auf der Straße 
erscheinen, werden sie sofort von einer großen 
Menge umringt und begeisterte Hochrufe auf 
das Königshaus und die Armee schallen ihnen 
entgegen. 
Gegen Mittag prangte die Stadt in vollem 
Flaggenschmucke. In den Straßen und in den 
Kaffeehäusern bildeten sich große Gruppen, in 
welchen Menschen, die sich vorher nie gesehen 
hatten, erregt die zu erwartenden Ereignisse er 
örterten. Auch die seit Monaten systematisch be 
triebene Hetze gegen Österreich-Ungarn zeigte 
ihre Wirkung. Gehässig wird von dem „per 
fiden Österreich" gesprochen, welches die Interessen 
Rumäniens preisgegeben habe. Dann wieder wird 
mit Emphase erklärt, man werde Bulgarien 
zeigen, was die rumänische Armee in einem 
Kriege bedeutet. 
In dem Kaffeehause Eapsa, dem Lokale der 
Politiker, wurde eine Kundgebung affichiert, 
daß dort Anmeldungen Freiwilliger entgegenge 
nommen werden. Zahlreiche bereits vom Militär 
dienste befreite Personen folgten alsbald der 
Aufforderung. In den Straßen, insbesondere in 
der Kalea Viktorei, wogte eine unübersehbare 
Menschenmenge, den ganzen Tag in ungeduldi 
ger Erwartung der kommenden Ereignisse. 
Rachmittags um 3 Uhr, als die Tatsache 
der Mobilisierung schon allgemein bekannt war, 
erschien eine Kundmachung des Polyeipräfekten, 
in welcher die Anordnung der allgemeinen 
Mobilisierung der Bürgerschaft offiziell mitge 
teilt und die Bevölkerung aufgefordert wurde, 
die Ordnung strengstens zu wahren und sich
	        
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