Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Schuld am Meilen Balkankriege. 
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letzthin sowohl mit Sawow als mit Dr. Danew 
über diesen Punkt unterhalten. 
Wer hat jene Order gegeben? fragte ich den 
General Sawow. 
Ich, war die Antwort. 
Warum? 
Ich hatte Befehl! 
Wußte Dr. Danew darum? 
Ich glaube ja! 
Dr. Danew, den ich hiernach befragte, be 
streitet jedoch ganc entjchieden die Mitwisser 
schaft an dem unglückseligen Unternehmen und 
er beruft sich auf die oben angeführten Gründe 
der Folgerichtigkeit. 
Haben Sie aber, warf ich ihm ein, ange 
sichts der offenkundigen Kriegsagitation wenig- 
tierten Order den Zweck des als solchen auch 
gekennzeichneten militärischen Handstreiches prä 
cisierte: Durch einen Teilerfolg die Serben für 
das Schiedsgericht gefügiger ?u machen, die 
Fällung des Schiedsspruches durch die Russen 
)u beschleunigen und eventuell die Mächte zu 
einer Intervention M veranlassen. Diese Be 
fehle folgen, wie gesagt, weiter unten im 
Wortlaut. 
Aach der damals gegebenen und oben ge 
kennzeichneten Sachlage konnten jedenfalls solche 
hinterhältigen Manöver nicht im Sinne der 
bulgarischen Regierung liegen. Alles in allem 
darf deshalb für eine unparteiische Aachprüfung 
als erwiesen gelten, daß der Handstreich vom 
29. Juni ohne Wissen und gegen die Absichten 
Gesprengtes haus in Saloniki, in dem Bulgaren sich verschanzt hatten. 
stens nicht Verdacht wegen eines möglichen 
Handstreiches schöpfen können? 
Wie hätte ich? entgegnete der gewesene 
Premier. Ein formeller Kronratsbeschluß gegen 
den Krieg war gefaßt worden und als ich dar 
nach dem General Sawow ankündigte, daß ich 
in den ersten Tagen des Juli abreise, meinte 
er: Auch ich will mich für einige Tage im 
Auslande erholen. Wir können cusammen- 
fahrenl 
Ich fand keine Gelegenheit, die Richtigkeit 
des letzten Details, an der ich übrigens nicht 
cweifle, bei General Sawow nachzuprüfen. In 
zwischen hat aber das Organ des Herrn Mali- 
now Orders des Generals Sawow veröffentlicht, 
aus denen hervorgeht, daß das Hauptquartier 
bereits am 18. und 19. Juni die 2. und die 
4. Armee auf angriffsweises Vorgehen gegen 
die Griechen und Serben vorbereitete und in 
einer speciellen, freilich erst vom 30. Juni da- 
der verantwortlichen Regierung unternommen 
worden ist. 
Der Handstreich wurde in Scene gesetzt 
von General Sawow und, wie man aus seiner 
Erklärung wohl schließen muß, angeordnet vom 
Oberkommandierenden, dem König. In dieser 
Richtung bewegen sich auch die Anklagen, mit 
denen jetzt unter anderen das Organ der Ge- 
schowpartei, der „Mir", hervortritt. Das Blatt 
spricht, nicht ganc unbegründeterweise, von einem 
Staatsstreich des „Hauptquartiers", ohne freilich 
Aamen cu nennen. Jedermann weiß aber, wo- 
chin diese Anschuldigungen cielen. Mit der Zeit 
und bei gegebener Gelegenheit werden sie ganc 
gewiß präcisiert werden. Bis dahin wird die 
bulgarische politische Gesellschaft das aufrichtige 
Selbstbekenntnis vergessen haben, das sich unter 
dem ersten Eindruck der Julikatastrophe aller 
Munde entrang: Wir alle sind gleicherweise 
schuldig!
	        
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