Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Nusbruch des Krieges ohne Kriegserklärung. 
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Angriff auf Retka Bukwa, Iletowo und Reo- 
gazi erfolgte. Der Kampf dauert an allen 
Punkten fort. 
Das zweite Telegramm lautet: 
Die Bulgaren griffen heute nachts serbische 
Truppen bei Valandova an, jedenfalls in der 
Absicht, sich der Eisenbahnlinie zu bemächtigen. 
Beide Angriffe von bulgarischer Seite auf 
serbische Positionen sind Beweise, das) Bulgarien 
ohne Kriegserklärung die Feindseligkeiten be 
gonnen hat. 
Ein dritter Bericht aus dem serbischen 
Hauptquartier lautete: 
Die Bulgaren haben auch mit dem Angriff 
auf der ganzen griechischen Front begonnen. 
Auf serbischer Seite dauert der heute nachts 
von den Bulgaren begonnene Kampf auf der 
Linie Ursprung des Iletowskafluffes bis Istip 
fort. Details sind noch nicht bekannt. An den 
Kämpfen nehmen beiderseits größere Infanterie 
maffen und Artillerie teil. 
Amtliche griechische Meldungen aus Salo 
niki, 30. Juni, besagten: 
Die bulgarische Armee hat einen allgemeinen 
Angriff auf die griechischen und serbischen Streit 
kräfte begonnen. In der von den Serben be 
setzten Gegend ging die bulgarische Armee über 
die protokollarisch festgesetzte Linie hinaus und 
rückte gegen Mehikowo, Bogdanza und Gev- 
gheli vor. Man glaubt, das) Gevgheli von den 
Bulgaren besetzt worden ist. 
Die bulgarische Armee überschritt auch die 
im griechisch-bulgarischen Protokoll festgesetzte 
Linie bei panghaion und marschiert gegen 
Leftera. Die griechische Kompagnie in Leftera 
ist abgeschnitten,- über sie liegt keine weitere 
Aachricht vor, es ist nur bekannt, das) gestern 
um 6 Uhr 50 Minuten abends 20 Kanonen 
schüsse gegen Leftera abgegeben wurden. 
Heute um 4 Uhr früh wurde nördlich von 
Bogdanza auf dem linken Vardarufer Kanonen 
donner vernommen. 3 bulgarische Regimenter 
von Dojran griffen die serbischen Vorposten am 
linken Ufer bei Mehikowo an. Die bulgarische 
Artillerie beschießt die Befestigungen am linken 
und rechten Ufer des Vardar. Um 5 Uhr früh 
wurde der griechische Posten beim 12. Kilometer 
auf der Straße von Karasuli nach Kilindra an 
gegriffen. Um 7 Uhr 45 Minuten griff ein bul 
garisches Bataillon den griechischen Posten bei 
Aigrita an,- um Vs9 Uhr rückte die bulgarische 
Armee gegen den Bagolihasee vor. 
Bulgarischerseits hielt man die Fiktion, daß 
den Bulgaren der Krieg von den Serben und 
den Griechen aufgezwungen sei, aufrecht. Man 
erklärte den Berichterstattern am 30. Juni fol 
gendes: 
Die erste Aachricht von den Kämpfen traf 
hier gestern abends um 1 U9 Uhr im Kriegs- 
Balkankrieg. II. 
Ministerium ein, welches sofort den König und 
die Regierung verständigte. Die heute einge 
langten Meldungen zeigen, daß auf der ganzen 
Vardarebene von llsküb bis Leftera Kämpfe 
zwischen Bulgaren einerseits und Serben und 
Griechen anderseits im Gange sind. 
Bekanntlich fand am 25. Juni bei Iletowo 
ein heftiger Zusammenstoß zwischen serbischen 
Truppen und einer bulgarischen Bande statt. 
Das Resultat war für die Serben ein ganz 
unerwartetes: sie mußten sich von ihren Po 
sitionen zurückziehen, was auf der serbischen 
Militärliga sicherlich schwer lastete, weshalb 
überlegt wurde, wie man möglichst rasch Rache 
nehmen konnte. Die Serben trafen, offenbar 
um ihren Angriff glücklicher durchzuführen, Ab 
machungen mit den griechischen Befehlshabern 
in der Meise, daß die Griechen den Angriff 
auf der ganzen Linie von Kavalla bis zum 
Vardar eröffnen und die Serben im Vardar- 
tale operieren, indem sie Istip und Iletowo als 
Ausgangspunkt nehmen. 
Das Objekt der beiden Armeen war un 
streitig das bulgarische Zentrum, und in der 
Hoffnung, die bulgarischen Truppen überrumpeln 
zu können, gingen die Serben und die Griechen 
gleichzeitig vehement vor. Bei Iletowo ist der 
Herd der Aufregung der bulgarischen Truppen 
zu suchen, weil vor den Augen bulgarischer Vor 
posten die Serben bulgarische Mädchen an 
griffen. Am 28. Juni früh begannen die Serben 
ihre Kolonnen vorrücken und sie befestigte Po 
sitionen beziehen zu lassen. Die Bulgaren waren 
nicht mehr im Zweifel, daß ein Angriff 
größeren Stils bevorstehe und trafen Vor 
bereitungen. 
In dichten Kolonnen eröffneten gestern mor 
gens die Serben ein heftiges Feuer, auf welches 
die Bulgaren erwiderten. Ein kritischer Moment 
trat gestern abend ein, als die bulgarischen 
Truppen zum Angriff übergingen. Der Kampf 
ist noch nicht eingestellt und über das Resultat 
nichts bekannt. Heute mittag hieß es, daß die 
bulgarischen Truppen, als die Serben auf der 
ganzen Vardarlinie angriffen, den seichten 
Vardarfluß überschritten und einen Bajonett 
angriff unternahmen. 
Die bulgarische Regierung machte nun den 
Versuch, Serbien und Griechenland vor den 
Mächten zu verdächtigen, daß sie den Krieg 
begonnen hätten. Zunächst wurde von bulgarisch 
offizieller Seite gemeldet: 
Den bulgarischen Truppen wurde heute 
strenger Befehl erteilt, die Operationen einzu 
stellen und bloß, wenn sie von den serbischen 
oder griechischen Truppen angegriffen werden, 
mit entsprechenden Maßnahmen zu erwidern. 
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