Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Nusbruch des Krieges ohne Kriegserklärung. 
ein 
als Besatzungstruppe im heißumstrittenen Raum 
von Monastir, und einzelne Bataillone des 
3. Aufgebotes im Sandschakgebiet zurück. 
Griechenland bereitete sich, ähnlich wie 
Serbien, feit dem Falle Ianinas auf die be 
waffnete Behauptung der besetzten Gebiete, 
speziell jener um Saloniki, vor. Seine Armee 
wurde durch 2 neue — schwächere Divisionen 
(9. und 10.) verstärkt und an Mann und 
Material ergänzt. Das Gros der griechischen 
Streitkräfte, 8 Divisionen, blieb im Raume um 
Saloniki versammelt. 
Montenegro, welches sich an Serbien voll 
ständig anschloß, entsandte Mitte Juni eine 
kombinierte Division (etwa 10.000 Gewehre) 
über Ipek—Mitrowitza nach llsküb zur Ver 
stärkung der serbischen Hauptarmee. Weitere 
montenegrinische Kräfte rückten, teils an Stelle 
der serbischen Besatzungstruppen in den Sand- 
schak, dann nach prizrend und Ipek ein, teils 
wurden sie in der Heimat bereitgehalten, um 
einen etwaigen Aufstand der Albanesen nieder 
zuschlagen. 
Das ungefähre Verhältnis der für die 
Operationen bereitgestellten Kräfte war nach 
Streffleurs „Militärischer Zeitschrift" folgendes: 
Die Grenzlinie zwischen den von den Bul 
garen einerseits und den Serben und Griechen 
anderseits besetzten Gebieten zog sich beiläufig 
von Lgri palanka (serbisch) über Kotschana 
Und Istip (beide bulgarisch) entlang des 
Vardar bis in die Gegend von Dojran (bul 
garisch) und weiterhin am Ametovosee—Ta- 
chinossee bis Leftera (griechisch). Die beider 
seitigen Vorposten standen sich an dieser Linie 
knapp gegenüber. 
Serbien hatte mit Griechenland für den 
Fall des Kriegsausbruches militärische und an 
scheinend auch politische Abmachungen getroffen. 
Bulgarien befand sich nicht nur mit der Ope- 
rations- und materiellen Kriegsbereitschaft in 
der Vachhand, auch diplomatisch konnte es den 
Krieg nicht entsprechend vorbereiten. 
Von den bulgarischen Truppen standen an 
der serbisch-bulgarischen Grenze: 
I. Armee Kutinschew mit 60.000 Gewehren 
und III. Armee Dimitrijew mit 40.000 Gewehren. 
Jm mittleren Mazedonien (Ovce polje): 
V. Armee Toschew mit 64.000 Gewehren 
und IV. Armee Kovatschew mit 92.000 Ge 
wehren. 
Jm Gefechtsraum nördlich von Saloniki: 
II. Armee Iwanow mit 34.000 Gewehren. 
Die Bulgaren waren also insgesamt 320.000 
Gewehre stark. 
Die Serben standen folgendermaßen: 
An der serbisch-bulgarischen Grenze: 
II. Armee Stepanovic mit 70.000 Ge 
wehren. 
Jm mittleren Mazedonien: 
I. und III. Armee mit zusammen 130.000 
Gewehren. 
Die Griechen hatten nördlich von Saloniki 
8 Divisionen mit rund 80.000 Gewehren 
stehen. 
Den Bulgaren standen also Serben und 
Griechen um etwa 40.000 Mann schwächer 
gegenüber. 
In dieser Situation kam es Ende Juni zu 
stets intensiveren Gefechten der Vortruppen, 
wobei die bulgarischen Kräfte zumeist angriffs 
weise auftraten und in welche dann nach und 
nach auch die Gros der Armeen, und zwar 
namentlich der serbischen im Ovce polje ein- 
griffen. 
Am 1. Juli war der Kampf auf allen 
Linien ohne Kriegserklärung und ohne Ab 
bruch der diplomatischen Beziehungen ent 
brannt. 
Die ersten Meldungen vom Ausbruch 
des Krieges. 
Am 29. Juni wurde aus Sofia gemeldet: 
Die serbischen Truppen, welche auf mehreren 
Operationslinien vorrückten, eröffneten heute 
morgens den Kampf, welcher von den Bulgaren 
erwidert wurde und gegenwärtig fortdauert. 
Einzelheiten sind nicht bekannt. 
Zwischen Dojran und Saloniki eröffneten 
die Griechen, als bulgarische Vorposten ge 
wechselt wurden, ein heftiges Feuer, welches 
einen erbitterten, gegenwärtig noch fortdauernden 
Kampf zur Folge hatte. 
Hier nimmt man an, daß die planmäßigen 
Angriffe zwischen dem serbischen und dem griechi 
schen Oberkommandanten vereinbart waren. 
Die Bulgaren beschuldigten also die Serben 
und Griechen die Kämpfe planmäßig begonnen 
zu haben; das war die erste Unwahrheit, die von 
offiziöser bulgarischer Seite in die Welt hinaus 
gegeben wurde. Die bulgarische Kriegsbericht 
erstattung hatte sich während des ersten Krieges 
durch ihre Wahrheitsliebe rühmlich ausgezeichnet. 
Während des zweiten Krieges mußte man 
leider die Erfahrung machen, daß die bulgari 
schen Meldungen fast ausnahmslos tendenziös 
entstellt, wenn nicht glatt erfunden waren. 
Aus amtlicher serbischer Tuelle wurde unterm 
30. Juni gemeldet: 
Aus Usküb langten heute 2 Telegramme 
folgenden Inhalts ein: 
Das erste Telegramm besagt: 
Die Bulgaren führten heute nacht um 
2 Uhr 10 Minuten einen Überfall auf unsere 
Truppen in der Richtung gegen Istip aus. Um 
3 Uhr 40 Minuten begann das erste Artillerie 
feuer, worauf in den ersten Morgenstunden ein
	        
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