Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Nusbruch des Krieges ohne Kriegserklärung. 
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schtina über diese Frage aufklären könnte, der 
Justizminister, habe aber demissioniert. 
Das serbische Volk werde daher lieber auf 
seine siegreiche Armee als auf die bekannte 
Ungeschicklichkeit pasic' vertrauen. Wenn das 
serbische Volk vor die Wahl gestellt werde, ent 
weder auf eroberte Gebiete oder auf fremde 
Sympathien zu verachten, so sei es nicht schwer 
zu erkennen, wofür es sich entscheiden werde; 
Nusbruch des Krieges 
t^^H^'ährend die Diplomaten den Aus- 
^ruch des Krieges noch zu ver- 
° Indern suchten, waren die „ver- 
bündeten" Armeen bereits auf 
einandergestoßen, und es war am 29. Juni j9j3 
zu den ersten ernsthaften Kämpfen Mischen Bul 
garen und Serben und Mischen Bulgaren und 
Griechen gekommen. 
Es ist notwendig, ehe wir auf die Schilde 
rung der Kriegsrreigniffe selbst eingehen, einiges 
über den Aufmarsch der Truppen für den 
Meiten Balkankrieg ?u sagen. Bereits von 
Mitte Juni an waren die serbischen und griechi 
schen Armeen räumlich ziemlich eng versammelt 
und auch materiell gut ausgestattet und sahen 
der weiteren Entwicklung des Konfliktes im 
Balkanbund bezüglich der Aufteilung der er 
oberten Gebiete schlagfertig entgegen. Bulgarien 
war mit seinen militärischen Maßnahmen in 
dieser Zeit noch sehr im Rückstände. 
Die in der Meiten Hälfte Mai begonnene 
und tropfenweise erfolgte Verschiebung der bul 
garischen Armee aus Thrazien auf den make 
donischen Kriegsschauplatz ging nur langsam vor 
sich. Vicht nur der Mangel an Schienenwegen 
und die geringe Leistungsfähigkeit der Bahnen 
an sich, auch Betriebsschwierigkeiten infolge Ab 
nützung der Lokomotiven wirkten verzögernd und 
störend ein. Gegen Mitte Juni war daher die 
engere Versammlung der bulgarischen Armee 
noch lange nicht vollendet. 
Die diplomatischen Verhandlungen Mischen 
den Verbündeten kamen nicht vom Fleck. 
Während Bulgarien auf der strikten Erfüllung 
des Bündnisvertrages mit Serbien beharrte, 
schlug dieses eine Revision vor, welche einer 
Beanspruchung des Ovce polje und der besetzten 
Gebiete westlich des Vardar gleichkam. 
Mit Griechenland war bulgarischerseits nach 
beendetem Türkenkriege eine Demarkationslinie 
Mischen den beiderseits besetzten Gebieten ver 
einbart, ein Abgrenzungsvertrag bestand aber 
nicht. 
Das im Bündnisvertrag vorgesehene Schieds- 
Serbien werde vom Vardartal keinen Fuß breit 
abtreten. 
Es tritt hierauf eine pause in der Beratung 
ein. Während der pause wird eine Rachricht 
über neuerliche Aberfälle der bulgarischen Armee 
verbreitet, die in allen Kreisen große Erbitterung 
hervorruft. Der Aberfall wird allgemein als der 
Beginn des Krieges aufgefaßt. 
ohne Kriegserklärung. 
zeucht durch den russischen Zaren wurde Mar 
von» Serbien und Bulgarien angenommen; die 
Basis, auf welcher der Schiedsspruch gefällt 
werden sollte, war jedoch seitens der beiden 
Staaten eine so grundverschiedene, daß die 
russische Intervention ebenso erfolglos blieb, wie 
alle übrigen Schritte zur friedlichen Einigung. 
In dieser Weise blieb die diplomatische Be 
handlung der Streitfragen wochenlang stationär, 
bis sie endlich durch die Waffen erfolgte. 
Bulgarien, Serbien und Griechenland zogen 
Mitte Juni den Rest aller irgendwie verfüg 
baren Reserven zur Verstärkung der Operations 
armeen im bevorstehenden Kampf um die Herr 
schaft in Makedonien heran. 
Bulgarien berief seinen gesamten, zum Teil 
beurlaubt gewesenen Landsturm ein und for 
mierte fast ausschließlich aus ihm die 14. und 
15. Division. Außerdem wurden bereits be 
stehende, aus Makedonien formierte Brigaden 
zur 13. Division zusammengezogen und — wie 
die 11. und 12. Division— durch Mannschaften 
der übrigen Divisionen komplettiert. 
Es scheinen zahlreiche Offiziere und Mann 
schaften der organisationsgemäß bestehenden 
9 Divisionen — die durch die großen Verluste 
des thrazischen Feldzuges ohnehin unter dem 
Stande gewesen sein dürften — zur Vervoll 
ständigung der neugebildeten Heereskörper ab 
gegeben worden zu sein. Als Ersah erhielten 
die so geschwächten Divisionen wahrscheinlich 
nur minder ausgebildete Rekruten und Land 
sturmmänner. 
In Thrazien verblieben bulgarischerseits 
nur ungefähr 40.000 Mann, die etwa je zur 
Hälfte der 10. Division und dem Landsturm 
angehörten. 
Serbien berief in der ersten Hälfte Juni 
ebenfalls sämtliche noch verfügbare Wehr 
pflichtige seines unter den Fahnen stehenden 
3. Aufgebotes, dann den gesamten Landsturm 
ein. Im Gegensatz zu Bulgarien wurden jedoch 
aus dem Landsturm keine neuen höheren Ein 
heiten formiert und dieser nur zum Grenz-,
	        
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