Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Petersburger Verhandlungen über den bulgarisch-rumänischen Konflikt. 
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geschnittenen Pumphosen bedürfen sie keiner 
Uniform. Vor der Front einige bulgarische Unter 
offiziere, der eine den Nrm in der Binde, ein 
Kämpfer von Bunar Hissar, der andere lahm 
wie der Hauptmann dieser Krieger. Auch einige 
Türken, die während ihrer Dienstzeit zu Unter 
offizieren befördert worden waren, stehen vor 
der Front; sie tragen auf ihren bunten (lacken 
die Schulterabzeichen der Unteroffiziere; alte 
Landsknechtzeiten mit ihren Freiheiten tauchen 
auf, Ianitscharen sammeln sich zum Kriegszuge. 
Man übt Gewehrgriffe und Kompagniebewe 
gungen. Ein herrliches Volk, meint der Haupt 
mann, in 3 Tagen waren sie alle beisammen, 
immer mehr kommen, es sollten 1200 sein, heute 
sind es J600; alle willig, ohne Worte, aber 
bergen auf die Höhe. Türkische Frauen im 
schwatzen Uberkleide säubern die Weinberge. 
Hier taucht die Schanze Iildiz Tabia zur 
rechten Seite auf. Hier in diesem friedlichen 
Tale der Obstbäume und der Neben, von wo 
der Blick rückwärts die heilige Stadt des 
„Watan", den blaugelben Strom und weite, 
seendurchsehte Donauebenen umspannt, müssen bei 
der russischen Belagerung die Reserven der Ver 
teidiger gestanden haben, bereit, nach rechts zur 
Iildiz Tabia, der Sternschanze, oder nach links, 
zur Medschidijeh Tabia einzugreifen. Deutlicher 
zeigen sich die Linien der Iildiz Tabia, als 
wir auf den Hochebenen angelangt sind, etwa 
1V2 Kilometer von der Stadt. Hier sind wir 
auf der Hutweide. 
Nus der Dobrudfcha. 
Gott sei den Serben gnädig. (Inzwischen war 
der Nusbruch der Feindseligkeiten zwischen Bul 
garien und Serbien näher gerückt, und die Mo 
bilisierung dieser Mohammedaner war gegen die 
Serben erfolgt.) 
Unser Kutscher ist ein Türke; aufmerksam 
lenkt er seine kleinen Pferdchen. Der Weg führt 
auf die Höhen hinauf, wo die alten Schanzen 
liegen, etwas über 100 Meter höher als die 
Stadt. Wo einst die Wallumgürtung mit ihren 
Bollwerken die Stadt umschloß, erkennt man 
deutlich die verfallenen Linien mittelalterlicher 
Festungsbaukunst. Aber alles ist niedrig und 
wüst, Kinder laufen über die einstige Konter- 
eskarpe in den Graben und springen die staubige 
Cskarpe hinauf. Die Straße nach Schumla, 
eine treffliche, glatte Landstraße, ein Werk der 
Bulgaren, führt im schmalen Tal zwischen Wein- 
Aach dem Petersburger Protokoll soll die 
Stadt und ein Streifen von 3 Kilometer Breite 
„von der Stadt an" an Rumänien abgetreten 
werden. Der rumänische Kriegsminister hat in 
der Kammer erklärt, daß dieser Streifen „von 
den Befestigungen an" rechne, die Stadt und 
Befestigungen ein unteilbares Ganzes bilde. 
In der ganzen Frage redet man von Strategie 
und anderen militärischen Dingen und man 
meint etwas ganz anderes. Ein beweisbares 
Recht auf Silistria hat Rumänien nicht ge 
habt, aber es wäre unbequem für Bulgarien 
gewesen, Rumänien, das bei der Verteilung 
türkischer Erde leer ausgegangen war, zum 
Feinde zu haben. Das Petersburger Protokoll 
spricht von der Stadt, nicht von den Befesti 
gungen, aber die Bulgaren werden es wahr 
scheinlich bequemer finden, die Rumänen zu
	        
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