Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Mächte nach der Übergabe von Skutari. 
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Krieges auf Grund der unverjährbaren Prin 
zipien des Völkerrechtes nachdrücklich gefor 
dert hat. 
Indessen ist die königliche Regierung ge 
nötigt, die Aufmerksamkeit der Regierungen auf 
die Kundgebungen zu lenken, die dem Ein 
märsche der montenegrinischen Truppen gefolgt 
und nach dem Geständnisse der unparteiischesten 
Zeugen nur eine Kette von Bestätigungen der 
Richtigkeit jener These gewesen sind, welche 
die königliche Regierung in London hinsichtlich 
des unter der Bevölkerung Skutaris herrschenden 
Geistes aufgestellt hat. Die warme und ein 
mütige Aufnahme, welche von seiten aller Be 
völkerungsschichten, welcher Konfession immer, 
der montenegrinischen 
Armee bereitet wurde, 
sowie die vom Erz 
bischof von Skutari, 
von der Geistlichkeit 
und den katholischen 
wie muselmanischen Ro- 
tabeln abgegebenen Er 
klärungen der Loyalität 
und Anhänglichkeit las 
sen keinen Zweifel über 
die Dispositionen der 
Bevölkerung Skutaris, 
die von dem Wunsche 
beseelt ist, eine sowohl 
vom politischen als auch 
vom wirtschaftlichen 
Gesichtspunkte für die 
Stadt vorteilhafte An 
nexion verwirklicht zu 
sehen. Diese unzwei 
deutigen Beweise der 
Anhänglichkeit der Be 
völkerung könnten wohl 
geeignet sein, die Ergeb 
nisse der von den Groß 
mächten auf Grund 
unzulänglicher Daten 
durchgeführten Untersuchung zu modifizieren. 
Angesichts dieser Sachlage und mit Rücksicht 
auf jene Gründe, welche die königliche Regie 
rung soeben auseinandergesetzt hat und der er 
leuchteten Beurteilung der Großmächte unter 
breitet, hat sie die Ehre, zu erklären, daß sie 
der unter dem 21. April den Großmächten ge 
machten Mitteilung treu bleibt und sich vorbe 
hält, die Skutarifrage in jenem Zeitpunkte an 
zuschneiden, da im Laufe der Friedensverhand 
lungen mit dem ottomanischen Reiche die ver 
bündeten Balkanstaaten mit den Großmächten 
die definitive Festlegung der Grenze Albaniens 
erörtern werden. 
Eine montenegrinische Proklamation in 
Skutari. 
Soweit die Antwort Montenegros, in der 
auch Optimisten nichts besseres als eine Ver 
schleppung der Angelegenheit erkennen konnten. 
Rein wörtlich genommen bedeutete sie eine Ab 
lehnung der Aufforderung der Mächte zur Räu 
mung Skutaris und daß Montenegro auch wirk 
lich daran dachte, dem Willen der Mächte Trotz 
zu bieten, zeigt eine Proklamation, die Kron 
prinz Danilo im Ramen des Königs in Skutari 
bekannt gab. Sie hatte folgenden Wortlaut: 
An die Bevölkerung von Skutari! Das 
ruhmreiche Heer Sr. Majestät des Königs 
Rikolaus ist in Skutari 
eingezogen. Richt wie 
eine Armee, die euch 
besiegen will, kommt 
sie zu euch, sondern als 
eine Macht, die euch 
befreien will von dem 
türkischen Joch, unter 
das eure Vorfahren — 
gerade in diesem Mo 
nate sind es 435 Jahre 
— nach einem für sie 
ruhmreichen Krieg, nach 
tapferen Kämpfen, ge 
raten sind. Das monte 
negrinische Heer kommt 
zu euch, nicht nur, um 
euch von diesem Joch 
zu befreien; es ver 
pflichtet sich zu gleicher 
Zeit, euere alten 
Bräuche, euere Frei 
heiten und eueren Glau 
ben zu schützen, wie es 
ja bekannt ist, daß 
Montenegro und die 
serbische Ration stets 
allen Konfessionen Frei 
heit und Achtung gewährt haben. 
In diesem für das Herz Sr. Majestät des 
Königs so bedeutsamen Augenblick ergreife ich 
Besitz von Skutari als der neuen Hauptstadt 
von Montenegro, indem ich hoffe, daß diese 
Stadt erglänzen wird in den Strahlen des 
Glücks ihrer Bewohner. Ich verspreche allen 
Bewohnern Skutaris Sicherheit ihres Lebens 
und Besitzes und verspreche ihnen, daß Gerech 
tigkeit und Frieden allen gewährt wird. Ruhe 
und Friede wird unter euch herrschen und ihr 
alle werdet euch aller jener Segnungen erfreuen, 
die eine christliche und zivilisierte Regierung 
einem Volke zu bringen vermag. 
Möge ein jeder zu seiner Beschäftigung zu 
rückkehren, die er in der trüben Zeit verlassen 
Mbanesische Kula. 
Balkankrieg. II. 
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