Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die panslawistische Propaganda in Rußland. 
□□ 
Derartige Beziehungen Rußlands zu den 
slawischen Völkern schließen jede Feindseligkeit 
gegen die anderen Staaten und Rationen aus. 
Die Verschiedenheit der Rassen führt nicht un 
vermeidlich zu einem Gegensatze der Rassen. 
Im Bewußtsein seines inneren Rechtes braucht 
die Kraft Rußlands nicht von Beunruhigung 
zu Drohungen überzugehen, welche nicht die 
Kraft seines Volkes zum Ausdruck bringen. 
Die russische Regierung entschuldigte sich 
vor der Bevölkerung, daß sie Montenegros 
wegen nicht einen Krieg gegen Österreich-Ungarn 
führte. 
Die Verhängung der Blockade. 
Am )0. April sandte der Kommandant des 
ersten Geschwaders der österreichisch-ungarischen 
Kriegsflotte nachstehendes Telegramm an das 
Kriegsministerium: 
Die Blockadedeklaration ist heute früh um 
8 Uhr erfolgt. 
Der Kommandant der internationalen Flotte, 
Vizeadmiral Burney, hat den Gouverneur von 
Antivari von dieser Maßregel durch folgende 
Mitteilung verständigt: 
Jm Ramen der internationalen Flotte, welche 
die Großmächte von Europa vertritt: 
Ich erkläre die Blockade an der Küste 
zwischen dem Hafen von Antivari und der 
Mündung des Drinflusses. 
Die Blockade beginnt um 8 Uhr früh am 
10. April des Wahres 1913. 
Die Blockade erstreckt sich an der Küste 
zwischen 42 Grad 6 Minuten und 41 Grad 
45 Minuten Rordbreite und schließt in sich alle 
Häfen, Buchten, Reeden und Flußmündungen, 
die innerhalb dieser Grenzen und nächst der 
Küste gelegenen Inseln, gegen alle Schiffe 
aller Rationen. 
Allen Schiffen, welche innerhalb des Blockade 
gebietes sich befinden, wird eine Frist von 
48 Stunden zum Verlassen des Blockadegebietes 
gewährt, d. h. bis 8 Uhr früh des 12. April 1913. 
Eigenhändig gegeben an Bord S. M. S. 
„King Edward VII." am 10. April 1913. 
Cecil Burney, 
Vizeadmiral und Kommandierender der 
internationalen Zlotte. 
Die englische Regierung entsandte gleich 
zeitig zwei weitere Schiffe, das Linienschiff 
„Hibernia" und den geschützten Kreuzer „Medea", 
zur Demonstrationsflotte. 
Unterm 11. April wurde aus Sutomore be 
richtet: 
Die Blockade ist in vollem Gange und 
seit gestern kann kein Schiff mehr die blockierten 
Häfen anlaufen, während die Schiffe, die sich 
bei Verhängung der Blockade in diesen Häfen 
befanden, 48 Stunden Frist erhielten, auszu 
laufen. Alle Schiffe, die sich den blockierten 
Häfen nähern, werden angehalten, es wird 
ihnen bedeutet, daß sie diese Häfen nicht an 
laufen und innerhalb der Blockadelinie nicht 
fahren dürfen. 
So mußte gestern abends der Lloyd 
dampfer „Adelsberg", der aus albanesischen 
Häsen kam, den Kurs direkt nach Cattaro und 
heute früh der aus Eattaro kommende Ungaro- 
Croata-Dampfer „Viljam", sowie der nach 
mittags ebenfalls aus Eattaro kommende Lloyd 
dampfer „Albanien" den Kurs direkt nach 
Süden nehmen und durften die montenegrini 
schen, sowie die von den Montenegrinern be 
setzten albanesischen Häfen nicht anlaufen. So 
bald sich ein Schiff zeigt, fährt ihm ein Torpedo 
boot entgegen und teilt ihm die Verhängung 
der Blockade, sowie die Blockadelinie mit, wo 
bei der Kapitän darauf aufmerksam gemacht 
wird, daß jeder Versuch der Durchbrechung 
der Blockade mit der Beschlagnahme seines 
Schiffes bestraft wird. Die ganze Rächt hin 
durch wird die Küste von den Blockadeschiffen 
mit Scheinwerfern beleuchtet, so daß auch nachts 
ein Durchbrechen der Blockade unmöglich ist. 
Gestern abends um 8 Uhr wollte die monte 
negrinische Königsjacht „Rumija", die aus 
San Giovanni di Medua gekommen sei und 
türkische Kriegsgefangene an Bord haben soll, 
in den Hafen von Antivari einlaufen,- sie 
wurde jedoch bemerkt und sofort eilte der 
Torpedozerstörer „Scharfschütze" auf sie zu, hielt 
sie an und brachte sie zum Flaggschiff „Erz 
herzog Franz Ferdinand". Dort wurde dem 
Kapitän der Jacht der Auftrag erteilt, unver 
züglich in den Hafen, aus dem er gekommen, 
zurückzukehren, was auch geschah. 
Die Verhängung der Blockade wurde zuerst 
der Hafenbehörde von Antivari, später auch in 
den übrigen blockierten Häfen notifiziert. In 
Antivari, respektive pristan erschien ein Offizier 
vom Flaggschiff „Erzherzog Franz Ferdinand" 
und überreichte dem Hafenkapitän ein Schrift 
stück in englischer und kroatischer Sprache, das 
die Mitteilung des Befehlshabers der inter 
nationalen Flotte, Vizeadmiral Burney, enthält. 
In Montenegro soll die kurze, bündige Art, in 
welcher Vizeadmiral Burney seine an die 
montenegrinische Regierung gerichtete Mitteilung 
über die Flottendemonstration und die Rotisi- 
zierung der Blockade abfaßte, sehr unangenehm 
berührt haben, wie man dort überhaupt wegen 
der Teilnahme Englands an der Flottenaktion 
deprimiert ist. Im übrigen berührt die Monte
	        
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