Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

370 
Die panslawistische Propaganda in Außland. 
□□ 
sungen, worauf von sämtlichen 5000 Anwesen 
den eine Resolution mit 5 Punkten unterschrieben 
wurde. Die Resolution drückt den »ruthenischen, 
von Österreich verfolgten Märtyrern" die slawi 
sche brüderliche Liebe aus. In allen Kirchen 
Rußlands und Amerikas soll für sie gebetet 
werden. Der russischen Negierung soll der Wunsch 
übermittelt werden, daß Rußland energisch gegen 
diese Verfolgungen auftrete und die Glaubens 
freiheit der Ruthenen in Österreich durchsehe. 
Sollte in den von Montenegro eroberten Ge 
bieten ein österreichisches Protektorat der katholi 
schen Kirche zugelassen werden, so müsse sich Ruß 
land ein Protektorat über die Rechtgläubigen 
jener Gebiete sichern. 
Seit gestern haben die Panslawisten hier 
viel Terrain gewonnen. Me dreist sie geworden 
sind, geht aus einer Depesche der Charkower 
zweite Demonstrantenschar zog unter Vorantra 
gung eines für das Grab Alexanders II. be 
stimmten Kreuzes aus weißen Rosen aus. 
Die vereinigte Schar, in der Fahnen und 
Plakate aus Pappe mit der Inschrift: »Skutari 
den Montenegrinern!" und »Das Kreuz auf 
die Hagia Sofia!" getragen wurden, zog, die 
Rationalhymne und die bulgarische »Schumi 
Marihahymne" singend, sowie unter vereinzelten 
Rufen »Rieder mit den Schwaben!" zu den 
Kasernen des pawlowschen Leibgarderegiments, 
wo den an den Fenstern und auf dem Balkon 
erscheinenden Offizieren und Soldaten Ovationen 
bereitet wurden und das Erscheinen der Mili 
tärkapelle verlangt wurde. Letztere war nicht 
anwesend, weshalb die Manifestanten weiter 
zogen, wobei vor dem Marmorpalais, wo die 
mit dem Prinzen Johann Konstantinowitsch ver- 
Blick auf das alte Antivari. 
Rationalisten an Ssasonow hervor, in welcher 
sie in groben Schimpfreden Ssasonows Politik 
kritisieren und ihn zum sofortigen Rücktritt auf 
fordern. 
Uber Demonstrationen, die am 6. April in 
Petersburg stattgefunden hatten, wurde berichtet: 
Die slawischen Manifestationen trugen einen 
ganz anderen Charakter, als frühere zum gleichen 
Zweck veranstaltete Kundgebungen. Diese De 
monstration war sorgfältig organisiert, und da 
sie außerdem vom Minister des Innern ge 
stattet worden war, nahmen Tausende an ihr 
teil, vor allem Studenten und Offiziere, aber 
auch Leute aus dem Volke und Damen. 
Aus der Kasanschen Kathedrale zog ein 
Teil der Manifestanten mit einem Kreuz, das 
die Inschrift trug: »Kaiser Alexander Hl., der 
Montenegro als einzigen Freund Rußlands be 
zeichnete", zur Sühnekirche und wartete dort 
bis nach Beendigung des Gottesdienstes. Eine 
heiratete Prinzessin Helene von Serbien wohnt, 
demonstriert wurde. 
Rach weiteren Ovationen vor dem Suworow- 
denkmal zog die Menge über die Troitzkibrücke 
zur Peter-Paulskathedrale, wo etwa 100 Per 
sonen Einlaß erhielten und die Kreuze und 
Kränze niederlegten. 
Vor dem Palais des Großfürsten Rikolaus 
Rikolajewitfch veranstaltete die Menge eine 
Sympathiekundgebung, zog dann über die Rewa 
zurück zur serbischen und bulgarischen Gesandt 
schaft. Aus letzterer trat der Gesandtschafts 
sekretär, aus ersterer der Gesandte Popovic 
heraus, der ein Hoch auf Rußland ausbrachte 
und eine serbische Fahne überreichen ließ, unter 
deren Vorantragung die Menge zum Rewski- 
profpekt zog. 
Vor dem Anitfchkowpalais der Kaiserin- 
Mutter gab es wieder Ovationen. Hier griff 
berittene Polizei ein, fand jedoch Widerstand.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.