Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Verhängung der effektiven Blockade über die Küste Montenegros. 
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Die Antwort Montenegros. 
Die Antwort des Königs Rikolaus traf 
auch sehr bald ein: am 6. April wurde aus 
amtlicher montenegrinischer Quelle gemeldet: 
Der englische Admiral, der als Rangältester 
das internationale Geschwader in den Gewässern 
von Antivari kommandiert, hat gestern an den 
Ministerpräsidenten ein Telegramm gerichtet, in 
welchem er ihm die Ankunft des internationalen 
Geschwaders vor Antivari ankündigt und ver 
langt, daß Montenegro die Forderungen der 
Großmächte erfülle. 
Der Ministerpräsident antwortete heute früh, 
er bedauere tief, eine internationale Flotte in 
den Gewässern von Montenegro versammelt )u 
sehen )u dem Zwecke, eine 
Pression auf Montenegro 
auszuüben, damit es dem 
Verlangen der Großmächte 
bezüglich der Belagerung 
von Skutari und der Ein 
stellung der Feindseligkeiten 
seitens Montenegros im 
Territorium des zukünftigen 
Albaniens nachkomme. 
Montenegro habe seinen 
Standpunkt bereits in der 
an die Vertreter der Mächte 
gerichteten Mitteilung vom 
2. April Mm Ausdrucke 
gebracht. 
Infolgedessen wieder 
hole er sie dem Admiral 
gegenüber und füge hinzu, 
daß trotz der Pression, die 
die Anwesenheit der Flotte 
in sich schließe, Montenegro 
von seiner den Erforder 
nissen des Mischen den Ver 
bündeten und der Türkei 
bestehenden Kriegszustandes 
wie auch dem seitens der 
Mächte bei Ausbruch der Feindseligkeiten pro 
klamierten Reutralitätsprinzip entsprechenden 
Haltung nicht abgehen könne. 
Dieses Prinzip sei durch die Anwesenheit 
der internationalen Flotte in den Gewässern 
von Montenegro zum Vachteile Montenegros 
verletzt. 
Aus dieser Antwort ging hervor, daß die 
montenegrinische Regierung oder vielmehr König 
Rikolaus nicht entfernt daran dachte, sich um 
den „einmütigen Millen" der Großmächte zu 
kümmern. 
Bei der Blockadeflotte. 
Aus Sutomore, 5. April, erhielt die „Reue 
Freie Presse" folgenden telegraphischen Bericht: 
Englischer Vizeadmiral Cecil Burney, 
Kommandant des Blockade-Geschwaders. 
Mit der Ankunft des englischen Schlacht 
schiffes „King Edward VII." und des französi 
schen Panzerkreuzers „Edgar L)uinet" hat die 
Flottenaktion offiziell begonnen. Der auf der 
„King Edward VII." befindliche Vizeadmiral 
Eecil Burney leitet sie als ältester Offizier. 
Die Schiffe stehen gegenwärtig vor Anti 
vari, und Mar zunächst die „Breslau", die vor 
mittags in den Hafen einlief und nachmittags 
wieder Mückkehrte, dann der Engländer, der 
Franzose, die beiden Italiener und die vier 
österreichisch-ungarischen Schiffe. Der Engländer 
und der Franzose trafen um 5 Uhr früh aus 
Korfu ein, worauf der Deutsche, der Italiener 
und die Österreicher zu ihnen stießen. 
Vormittag fand beim Vizeadmiral Burney 
eine Besprechung der Ad 
mirale statt. Jm Aufträge 
der Regierungen wurde die 
montenegrinische Regierung 
verständigt, daß das Bom 
bardement von Skutari so 
fort einzustellen sei,widrigen- 
salls die Blockade über die 
montenegrinische Küste ver 
hängt wird. 
Die Antwort darauf 
war, daß die Kommandan 
ten die Meldung erhielten, 
man höre vor Skutari Ka 
nonendonner. 
Die Blockade dürfte 
demzufolge morgen, Sonn 
tag früh, beginnen. Gegen 
wärtig ist sie noch nicht 
durchgeführt, denn heute lief 
ein italienischer Handels 
dampfer, und gegen Mittag 
aus Dulcigno kommend die 
königliche Jacht „Rumija" 
in den Hafen von Anti 
vari ein. 
Heute mittags stattete 
ich dem Konteradmiral Rjegovan auf dem 
Flaggschiff „Erzherzog Franz Ferdinand" einen 
Besuch ab. Der Konteradmiral war soeben 
von der Besprechung beim englischen Vize- 
admiral Burney zurückgekehrt und saß beim 
Dejeuner. An Bord des Schiffes konver 
tierte die Marinekapelle. Konteradmiral Rjego 
van empfing mich überaus liebenswürdig, war 
aber in seinen Äußerungen begreiflicherweise 
sehr Mückhaltend. Ratürlich kann er über den 
weiteren Verlauf der Aktion nichts sagen, weil 
diese von der Haltung Montenegros und den 
entsprechenden Beschlüssen der Großmächte ab 
hängt. 
Die Flotte, respektive deren Kommandanten, 
haben die Beschlüsse auszuführen und sie beraten
	        
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