Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Verhängung der effektiven Blockade über die Küste Montenegros. 
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bundes wie kein anderes Land, eingekeilt 
Mischen der slawischen Welt und den Fran 
zosen . . . Mit unserem russischen Aachbarn 
werden wir niemals um die Wette rüsten können. 
Der russische Zar wird immer sehr viel mehr 
Soldaten aufstellen können, als wir es je ver 
mögen. Wir sehen für jeden Krieg, in dem wir 
verwickelt werden können, unser Vertrauen auf 
den Mut und den Geist unserer Nation, wie 
er sich in unserem Heere verkörpert .. . Kein 
Mensch kann eine Garantie dafür übernehmen, 
das) kein Krieg kommt. Es wäre vermessen, 
es hieße gerade)» das Schicksal herausfordern, 
wollten wir sagen, wenn ein Krieg kommt, sind 
wir stark genug. Mir müßten zwar sehr viel 
stärker sein, als wir sind, aber das kostet zu 
viel Geld; wir werden es auch so machen. 
Solche Stimmungen sind immer noch der An 
fang des Unheils gewesen. Der Reichskanzler 
befürwortete dann in längeren Darlegungen die 
neue deutsche Militärvorlage, und fuhr sich 
wieder zum Dreibund und zur Tripelentente 
wendend fort: 
Von der englischen Ministerbank ist in der 
letzten Zeit wiederholt betont worden, daß bei 
voller und unveränderter Aufrechterhaltung der 
bestehenden Mächtegruppierung Fäden der 
Freundschaft von der Macht der einen Gruppe 
zu der anderen Gruppe hinüberlaufen könnten. 
Ich stimme dem zu, möchte dieses Wort sogar 
dahin erweitern, daß solche Fäden der Freund 
schaft gesponnen werden müssen. Wir werden 
das um so leichter tun können, je sicherer und 
ruhiger wir in die Zukunft sehen können. Denn 
politische Freundschaften — wir wollen nicht 
sentimental werden — sind politische Geschäfte. 
Wie im wirtschaftlichen, so lassen sich auch im 
politischen Leben Geschäfte am leichtesten und 
zuverlässigsten unter starken Partnern abschließen. 
Der Schwache kommt immer unter die Näder... 
Zum Schluß erklärte der Kanzler: über alle 
Schwierigkeiten hinweg halten Sie, bitte, an 
dem einen Gedanken fest, wenn uns jemand 
Haus und Hof bedroht, dann stehen wir bereit 
bis auf den letzten Mann. 
* . * 
* 
Die Rede war auf einen sehr ernsten Ton 
gestimmt, und wenn man auch berücksichtigt, 
daß der Kanzler eine Wehrvorlage zu verteidi 
gen hatte, so ließ sich doch nicht verkennen, daß 
Herr v. Bethmann-Hollweg die Situation für 
bedenklich genug hielt. Die Betonung der 
Bundesfreundschaft für Österreich auch über die 
diplomatische Vermittlung hinaus war jedenfalls 
außerordentlich bemerkenswert. 
Verhängung der effektiven Blockade über die Küste Montenegros. 
^'m 4. April 1913 meldete das Neutersche 
Bureau: 
Die Botschafter konferierten heute 
2 Stunden und vertagten sich sodann 
bis nächsten Dienstag. 
Bezüglich der Flottendemonstration ist alles 
vereinbart. 
Sämtliche Großmächte mit Ausnahme Ruß 
lands nehmen daran teil. 
Den Kriegsschiffen wurden telegraphische 
Instruktionen erteilt, sich an die montenegrinische 
Küste zu begeben und dort die effektive Blockade 
durchzuführen. 
Die Einzelheiten sind von den verschiedenen 
Kommandanten zu ordnen. 
Die gesamte Flotte wird unter dem Ober 
befehl des rangältesten Offiziers stehen, wie 
man glaubt, eines österreichisch-ungarischen oder 
englischen. 
Die Mächte einigten sich bald darauf dahin, 
den englischen Vizeadmiral Burney mit dem 
Oberkommando zu betrauen. 
Am 7. April wurde in Wien folgendes 
offizielle Communique ausgegeben: 
Der königlich großbritannische Vizeadmiral 
als ranghöchster Kommandant des internatio 
nalen Demonstrationsgeschwaders hat am 5. an 
die montenegrinische Negierung ein von Cat 
taro datiertes Telegramm gerichtet, worin er das 
Erscheinen der Flotte ankündigt und begründet, 
indem er zugleich die sofortige Antwort fordert, 
daß Montenegro bereit sei, sich den Wünschen 
der Großmächte zu fügen. 
Die italienisch offiziöse Agencia Stefani er 
fuhr, daß, nachdem das englische Kriegsschiff 
„King Edward VII." und auch der französische 
Kreuzer „Edgar Ouinet" in den montenegrini 
schen Gewässern eingetroffen waren, unter dem 
Vorsitze des englischen Vizeadmirals, der das 
Kommando über die vereinigten internationalen 
Streitkräfte übernommen hatte, die erste Be 
ratung der Kommandanten der Schiffe der 
verschiedenen Nationen stattgefunden habe. 
Auf Grund dieser Besprechung wurde an 
die montenegrinische Negierung eine Depesche 
gesandt, in der zur Achtung vor dem einmütigen 
Beschlusse der Großmächte aufgefordert und eine 
baldige Antwort verlangt wurde.
	        
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