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Die proklamierung der Unabhängigkeit Albaniens. 
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Präsidenten Ferid Pascha, dem früheren Depu 
tierten Ismail Kemal Bey aus Valona und 
A)tz Pascha Vrion, dem früheren Deputierten 
von Berat. Hatten Sie den Eindruck, das) diese 
Wilde sind? Haben Sie sich jemals mit der 
Geschichte des griechischen Unabhängigkeits- 
kampfes im vorigen Jahrhundert beschäftigt? 
Waren nicht die Führer der Bewegung, mit 
Ausnahme von Kanaris und Kapodistrias, alle 
samt Albanesen? War nicht vor allem Bo^aris 
Albanese? 
In Italien leben bekanntlich gegen eine 
Viertelmillion Albanesen, besonders in Sizilien 
und Kalabrien, überhaupt in jenen Gegenden, 
welche die Alten Magna Graecia — Groß 
griechenland — nannten. Ich sage Ihnen viel 
leicht auch gar nichts Neues, wenn ich hervor 
hebe, daß Francesco Crispi, den ich auch per 
sönlich M kennen das Glück hatte, der Sohn 
eines Albanesen aus Sizilien war und sich gern 
seiner albanesischen Abstammung rühmte. 
Nun, glauben Sie, daß ein Volk, aus dem 
solche Männer wie meine Ahnen und Crispi 
hervorgegangen sind, Wilde sind? Wenn Alba 
nien erst unabhängig wird — und diese Stunde 
scheint ja herangerückt — so werden die aus 
gezeichneten Männer dieses Volkes von überall 
her nach den heimatlichen Bergen und Küsten 
Msammenströmen und es wird ihr patriotischer 
Ehrgetz sein» betzutragen,' daß dieses Land )ur 
Blüte gelange. 
Ich sehe M meiner Genugtuung, daß sich 
in der ganzen öffentlichen Meinung Europas 
der Gedanke befestigt hat, Albanien müsse ein 
unabhängiger Staat werden. Mit Dankbarkeit 
begrüße ich es auch, daß die österreichisch-ungarische 
Monarchie, mit deren leitendem Staatsmann 
ich hier zusammenzutreffen Gelegenheit hatte, 
zu den hauptsächlichsten Vorkämpfern der Un 
abhängigkeit Albaniens zählt. Ich glaube, es 
ist eine berechtigte, moralische Forderung, daß 
Albanien nicht zerstückelt wird, sondern ein eth 
nisches Ganges bleibe. 
Die neue albanesische Negierung. 
Uber die Männer, die das Geschick ihres 
Volkes in die Hand nahmen oder doch in die 
Hand zu nehmen versuchten, schrieb ein Wiener 
Blatt Ende November folgendes: 
Die proklamierung der Unabhängigkeit Al 
baniens ist erfolgt und eine provisorische Ne 
gierung wurde gebildet, an deren Spitze Ismail 
Kemal Bey steht. Die provisorische Negierung 
besteht außerdem aus folgenden Mitgliedern: 
dem Generalsekretär der albanesischen National 
versammlung Alois Garacucchi aus Skutari, 
Ckrem Bey Vlora, Derwisch Hima und Faik 
Bey. 
Balkantrleg. II. 
Das Haupt der provisorischen Negierung, 
Ismail Kemal Bey, der bekannteste und den 
Jahren nach älteste der albanesischen Führer, 
ein Mann von 68 Jahren, gilt als sehr klug 
und energisch. Er ist eine stattliche Erscheinung. 
Bis zu den letzten Wahlen war er Vertreter 
von Berat; dann erlag er dem ihm nahe ver 
wandten Gegenkandidaten Sureya Bey Vlora, 
dem Vater Ekrem Beys, dem Bruder des ehe 
maligen Großveziers Ferid Pascha. Solange 
er der Kammer angehörte, war er der Führer 
der albanesischen Partei, die sich aus etwa 
20 Abgeordneten zusammensetzte. Er forderte 
damals noch nicht die Autonomie, sondern Ver 
waltungsreform, Bau von Straßen, Ausschlie 
ßung der Bergwerke, pflege der Wälder und 
andere wirtschaftliche Verbesserungen. Die Jung 
türken befehdeten Ismail Kemal Bey heftig 
und er wurde von ihnen hartnäckig verfolgt. 
Aus Konstantinopel mußte er mehrmals flüchten. 
Zu Beginn dieses Monats hielt sich Ismail 
Kemal mehrere Tage in Wien auf. über Triest 
begab er sich dann nach Durazzo, wo er noch 
rechtzeitig genug landete, um griechischen Schiffen, 
die nach ihm suchten, entgehen zu können. 
Auch die anderen Mitglieder der proviso 
rischen Negierung sind zum Teil schon außerhalb 
ihres Vaterlandes bekannt. 
Ckrem Bey, der aus der alten und an 
gesehenen Familie Vlora in Valona stammt, ist 
in Wien erlogen und vielseitig gebildet. Sein 
in vortrefflichem Deutsch geschriebenes Neise- 
tagebuch „Aus Berat und vom Tomor" ist eine 
der besten und lebendigsten Darstellungen, die 
wir über Albanien besitzen, dessen Volk er mit 
patriotischer Liebe, aber auch mit vorurteils 
losem Wirklichkeitssinn schildert. Auch eine poli 
tische Broschüre hat Ekrem Bey veröffentlicht. 
Derwisch Hima wirkte schon zur Zeit Abdul 
Hamids, hauptsächlich in einer in Brüssel er 
scheinenden Zeitschrift, für die nationale Sache. 
Nach der Nevolution begab er sich in die Hei 
mat und übernahm die Führung der Südalba 
nesen ,- im vorigen Jahre wurde er von der tür 
kischen Negierung, die jedoch vergeblich nach 
ihm fahndete, zum Tode verurteilt. 
Faik Bey aus Konitza in Mittelalbanien 
hat in Boston gelebt und kürzlich die dort an 
sässigen Albanesen ju einer Versammlung ver 
einigt, die für die Unabhängigkeit ihres Vater 
landes demonstrierte. Cr ist auf dem Wege nach 
Valona. 
Eine Unterredung mit albanesischen 
Führern. 
Von Bedeutung für die Beurteilung der 
Ziele, welche die albanesische Negierung einzu 
schlagen gedachte, ist eine Unterredung, die ein 
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