Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die internationale Situation. 
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Die „Hamidijeh." 
Nus diesem Vorfall geht zunächst hervor, 
das) die serbischen Truppentransporte zur Ver 
stärkung der montenegrinischen Belagerungsarmee 
bereits in ziemlichem Umfange eingesetzt hatten. 
Ferner, das) der türkische Kreuzer „Hamidijeh", 
der den kühnen Raid nach Syra seinerzeit 
unternommen hatte und wochenlang unbekannten 
Aufenthalts war, den Truppentransporten sein 
besonderes Augenmerk zuwandte. Sein Erfolg 
vor San Giovanni di Medua war, wie aus 
den Erzählungen, die wir oben mitteilten, her 
vorgeht, ein vollständiger. Der Vorfall hatte 
sich am 13. März 1913 ereignet. Wie groß die 
serbischen Verluste in Medua waren, ist nicht 
festgestellt worden, aber der Schaden, den die 
„Hamidijeh" an den griechischen Transport 
schiffen anrichtete, war bedeutend. 
Aber nicht nur in San Giovanni di Medua, 
auch in Durazzo hatte die „Hamidijeh" die 
türkische Flagge gezeigt, und zwar am gleichen 
Tage. Darüber wurde berichtet: 
Am 13. März gegen IO Uhr früh näherte 
sich der Reede von Durazzo ein Kriegsschiff, 
ohne das) es seine Flagge zeigte. Erst als es 
in die Rähe der Küste kam, wurde eine Flagge 
gehißt. Es war die türkische. Man dachte so 
gleich, das) das Kriegsschiff nur die „Hamidijeh" 
sein könnte, das einzige Kriegsschiff, das sich 
im Mittelmeer befindet und auf das die grie 
chischen Torpedoboote vergeblich Jagd machen. 
Kurz darauf hißte das Kriegsschiff Signale, mit 
denen es das Bombardement ankündigte und noch 
bevor die Signalfahnen im Winde recht flattern 
konnten, begannen seine Geschütze das Feuer. In 
der Stadt brach eine große Panik aus. Alles 
floh, alles sperrte sich in die Häuser ein, nur 
die albanesische Bevölkerung wollte nicht 
in die Häuser zurückkehren und mußte 
dazu von den serbischen Behörden unter 
Androhung schwerer Strafen gezwungen 
werden. Diese Maßregel wurde aus 
Furcht vor einer Revolte getroffen. 
Das türkische Kriegsschiff beschoß 
einzelne Punkte der Küste, insbesondere 
den Hügel oberhalb der Stadt, wo sich 
die Truppenlager befanden. Das Bom 
bardement dauerte nicht mehr als eine 
halbe Stunde und verursachte nur sehr 
geringen Schaden. Getötet wurden 8 
oder 10 Personen. Dann strich das 
Kriegsschiff wieder die Flagge und um 
10 Uhr 20 Minuten steuerte es gegen 
San Giovanni di Medua. 
Einige Minuten vor Mittag er 
schien vor San Giovanni di Medua 
am weiten Horizont eine kleine Rauch 
säule, die sich immer mehr näherte. 
Rach kurzer Zeit konnte man bemerken, 
daß es sich um ein Kriegsschiff han 
delte, das mit großer Geschwindigkeit 
dem Hafen zusteuerte, wo es um halb 
1 Uhr mittags eintraf und die türkische 
Flagge hißte. 
Auf der Reede befanden sich 7 grie 
chische Dampfer, welche mit Kriegs 
material für Skutari beladen waren. 
Unter diefem Kriegsmaterial befanden 
sich 4 Aroplane, Vorräte, Pferde, Heu, 
Mehl. An Bord des Dampfers, welcher 
13OO serbische Soldaten transportiert hatte, be 
fanden sich noch 900 Mann. 5 dieser Dampfer, 
die Feuer unter den Kesseln hatten, flohen hinter 
eine Landzunge und ließen sich dort leicht auf 
laufen, während 2 andere Dampfer, die nicht 
dampfklar waren, dem Bombardement der 
„Hamidijeh" ausgesetzt blieben. 
Die „Hamidijeh" begann nach allen Rich 
tungen zu schießen. Die ersten Schüsse waren 
jedoch gegen die beiden letzten Dampfer ge 
richtet, an deren Bord Feuer ausbrach und 
welche auch weite Lecks davontrugen, so daß das 
Wasser eindrang und bis ans Deck reichte. 
Längs der ganzen Küste war alles in wildester
	        
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