Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die internationale Situation. 
i^^H^^ährend des ersten Teiles des Krieges 
r #)/E)l eichen den Balkanstaaten und dem 
<) ^J%jy Osmanischen Reich schon war die 
Gefahr internationaler Komplika 
tionen groß und nur die Vernunft in einigen 
Staatskanzleien Europas hat den Nusbruch einer 
schweren Krise in den Beziehungen der Völker 
untereinander verhindern können. Die innere 
Uneinigkeit, die Eifersucht zwischen den einzelnen 
Mächtegruppen hat die Arbeit der Diplomaten zur 
Erhaltung des Friedens und später zur Herbeifüh 
rung des Friedens auf dem Balkan nahezu illuso 
risch gemacht; die Balkanstaaten kümmerten sich um 
die Vorstellungen und Voten der Großmächte 
so gut wie gar nicht. Am schroffsten standen 
sich Österreich-Ungarn und Rußland, seit jeher 
Konkurrenten auf dem Balkan gegenüber. Die 
russische Politik, die auf eine Stärkung des 
slawischen Elementes auf dem Balkan abzielte 
und Serbien zum Trotz gegen die österreichisch 
ungarische Monarchie ermunterte, hatte zur 
Folge gehabt, daß Österreich-Ungarn seine 
Truppen an den Grenzen auf den erhöhten 
Friedensstand brachte. Rußland selbst hatte an 
der österreichisch-ungarischen Grenze Truppen 
aufgestellt, und wenn die beiden Staaten ein 
ander auch nicht gerade kriegsbereit gegenüber 
standen, so war die Situation doch eine außer 
ordentlich gefahrvolle. Jeden Augenblick konnte 
der zündende Funke in das Pulverfaß fliegen, 
jeden Augenblick konnte irgendeine Kompli 
kation auf dem Balkan zu offenen Feindselig 
keiten zwischen Österreich-Ungarn und Rußland 
führen. 
Um diese unerträgliche Situation zu be 
enden, hat Kaiser Franz Joseph, wie schon er 
wähnt, zu Beginn des Februar den Prinzen 
von Hohenlohe mit einem Handschreiben an 
den Zaren Vikolaus gesandt. Der Zweck war, 
die Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und 
Rußland wieder zu bessern, das äußerste zu 
verhindern. Man erfuhr schon nach der Rück 
kehr des Prinzen von Hohenlohe, der in Peters 
burg sehr freundlich aufgenommen worden war, 
daß es gelungen fei, die Spannung bis zu 
einem gewissen Grad zu lösen. Die Offiziösen 
in Wien und Petersburg hüllten sich zwar in 
Schweigen, die Truppen an der Grenze standen 
nach wie vor einander gegenüber, aber es sickerte 
doch die Hoffnung durch, daß über kurz oder 
lang eine erfreuliche Wendung in den russisch 
österreichischen Beziehungen eintreten werde. So 
rasch die Kabinette bei der Hand waren, die 
Konsequenzen militärischer Vatur aus der Ver 
schlimmerung der Verhältnisse zu ziehen, so 
langsam arbeiteten die diplomatischen Kanzleien, 
als es galt, die Besserung in die Tat umzu 
sehen und der beunruhigten Bevölkerung die 
schwere Sorge vom Herzen zu nehmen. 
Communiques über die österreichisch- 
ungarische und die russische Abrüstung. 
Erst am 11. März 1913 wurden in Wien und 
Petersburg offizielle Communiques über die Ab 
rüstung veröffentlicht. Das Wiener Communique 
hatte folgenden Mortlaut: 
Der Austausch von Handschreiben, welche 
kürzlich zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und 
König Franz Zoseph und Sr. Majestät Kaiser 
Vikolaus stattgefunden hat, erbrachte den neuer 
lichen Beweis dafür, daß die Ereignisse auf 
der Balkanhalbinsel den Gefühlen der Freundschaft 
zwischen den beiden Herrschern keinerlei Eintrag 
getan haben und daß die Erhaltung des 
Friedens fortgesetzt das Ziel ihrer Bemühungen 
bildet. 
Die beiden Regierungen sind sohin zu 
dem Schluffe gelangt, daß gewisse rein defen 
sive Maßnahmen, welche in den Grenzprovinzen 
der beiden Reiche getroffen worden waren, durch 
die Umstände nicht mehr geboten erscheinen. 
Somit wurde nunmehr die Reduzierung der 
österreichisch-ungarischen Stände in Galizien auf 
ein normales Ausmaß beschlossen und ebenso 
wird die Entlassung der russischen Reservemann 
schaften jener Altersklasse verfügt werden, 
welche im vergangenen Herbst beurlaubt werden 
sollte. 
Die russische Vote lautete: 
Der Briefwechsel, der letzhin zwischen dem 
Kaiser Franz Joseph und dem Kaiser Vikolaus 
stattgefunden hat, hat von neuem bewiesen, daß 
die Ereignisse auf der Balkanhalbinsel den 
freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden 
Souveränen keinen Eintrag getan haben und 
daß die Erhaltung des Friedens fortgesetzt das 
Ziel ihrer Bemühungen bildet.
	        
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