Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Friedensbestrebungen. 
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gierte der kriegführenden Staaten teilnehmen 
werden. 
Ministerpräsident Geschow sprach den Ver 
tretern der Mächte seinen Dank aus und er 
klärte, er werde sich vor Erteilung der Ant 
wort mit den Verbündeten ins Einvernehmen 
sehen. 
Damit war die Entscheidung wieder hinaus 
geschoben. Diesmal war es nicht Bulgarien, das 
den Friedensschluß verzögerte; Bulgarien hatte 
nach der Einnahme von Adrianopel nichts mehr 
)u erwarten. Aber Serbien und Montenegro 
wünschten noch vor dem Friedensschluß die Ein 
nahme von Skutari )u erzwingen und verzöger 
ten aus diesem Grunde die Antwort auf die 
Vorschläge der Großmächte. Was für eine 
schwierige Situation für die internationale Politik 
durch dieses Vorgehen heraufbeschworen wurde, 
werden wir an anderer Stelle sehen. 
Am 13. April unternahmen 
die Vertreter der Mächte eine 
neue Kollektivdemarche in den 
vier Balkanhauptstädten. Die 
überreichte Aote bezog sich auf 
die Antwort der Balkanstaaten 
am 5. April und lautete: 
Die Mächte nehmen mit 
Befriedigung Kenntnis von der 
Geneigtheit der Verbündeten 
zur Einstellung der Feindselig 
keiten und antworten auf die 
4 Punkte der Vote der Ver 
bündeten in folgender Weise: 
Der erste Punkt begegnet 
keiner Einwendung. 
Was den zweiten Punkt be 
trifft, machen die Mächte darauf 
aufmerksam, daß, da das Schick 
sal der Agäischen Inseln der 
Entschließung der Mächte vorbehalten worden 
ist, dieser Punkt nur unter dem Vorbehalt zu 
gelassen werden könne, daß bezüglich einiger dieser 
Inseln die Beschlüsse noch zu fassen sein werden. 
Bezüglich des dritten Punktes erklären die 
Mächte sich bereit, schon seht den Verbündeten 
die Vord- und Vordostgrenze bekannt zu geben; 
die Südost- und Südgrenze werden den Ver 
bündeten mitgeteilt werden, sobald sie festge 
stellt sind. 
Was den vierten Punkt betrifft, so sind die 
Mächte, da die Lösung aller finanziellen Fragen 
einer technischen Kommission in Paris vorbe 
halten worden ist, an der Delegierte der Krieg 
führenden teilnehmen werden, der Ansicht, daß 
für den Augenblick kein Grund vorliegt, das 
Prinzip der Kriegsentschädigung ?u erörtern. 
Auch diesesmal erwiderten die Balkanminister, 
sie würden sich untereinander ins Einvernehmen 
sehen. 
Waffenruhe zwischen Bulgarien und der 
Türkei. 
Am 15. April 1913 wurde aus Konstantinopel 
gemeldet, Mischen den Kriegführenden sei ein 
zehntägiger Waffenstillstand abgeschlossen wor 
den, der am 14. April mittags bereits begonnen 
habe. 
Die Meldung wurde indes wieder demen 
tiert und am 16. April erfuhr man aus Sofia, 
daß es sich nicht um einen Waffenstillstand, 
sondern um eine einfache Waffenruhe handelte, 
die für einige Tage mündlich vereinbart wor 
den sei, um beiden Teilen die Bestattung der 
Leichen zu ermöglichen. Die Dinge lagen so, 
daß Bulgarien, nachdem die montenegrinische 
Antwort auf die Vote der Mächte noch immer 
nicht vorlag, auf eigene Faust Vereinbarungen 
mit der Türkei über eine Waffenruhe traf, die 
übrigens allgemein als Vorbote 
eines Waffenstillstandes und 
des Friedens betrachtet wurde. 
Offiziell wurde am 17. April 
aus Konstantinopel mitgeteilt, 
daß zufolge mündlicher Ver 
einbarungen die Einstellung der 
Feindseligkeiten Mischen der otto- 
manischen und der bulgarischen 
Armee unter folgenden Bestim 
mungen beschlossen wurde: 
1. Die Feindseligkeiten vor 
Tschataldscha und Bulair werden 
bis zum 23. April eingestellt. 
2. Wenn die Friedensver 
handlungen bis zu diesem Zeit 
punkte nicht abgeschlossen sein 
sollten, kann die Frist der Waffen 
ruhe einvernehmlich verlängert 
werden. 
3. Von beiden Seiten wird eine Kommission 
eingesetzt, um eine neutrale Jone Mischen 
beiden Armeen festzustellen. 
4. Im Falle es zur Wiederaufnahme der 
Feindseligkeiten kommt, müssen beide Parteien 
einander 48 Stunden vorher hiervon ver 
ständigen; der 48stündige Zeitraum wird von 
der 8. Abendstunde des Tages der Verständigung 
an gerechnet. 
5. Während der Waffenruhe wird die otto- 
manische Flotte die Verproviantierung der bul 
garischen Armee Mischen dem Golfe von Saros 
und der Küste des Schwatzen Meeres nicht 
behindern. 
Am 18. April verlautete aus Sofia, daß 
seitens Serbiens und Griechenlands die Ver 
ständigung eingetroffen sei, daß die Antwort 
der Verbündeten demnächst den Großmächten 
überreicht werden könne.-Ministerpräsident Ge 
schow erklärte am'gleichen'Tage in der Kammer, 
W. Freiherr Giesl v. Gieslingen, Ge 
sandter Österreich-Ungarns in Monte 
negro.
	        
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