Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Ermordung des Königs Georg von Griechenland. 
na 
können, es hoffte auch dort, wo in diesen Ge 
bieten selbst sich keine Kraft regen konnte, um 
die türkische Herrschaft abzuschütteln. Am die 
Kreter erhoben sich immer wieder und die 
Kretafrage war eine Tuelle ständiger Erregung 
für die griechische Nation. Schon während des 
Aufstandes vom (fahre 1868 gingen Freiwillige 
in Menge aus dem Königreich nach der Insel, 
und der junge König begünstigte ihre Expedition, 
vermochte aber natürlich nicht, die Großmächte 
daxu xu bestimmen, der Türkei gewaltsam ihren 
Besitz wegzunehmen. 29 Jahre später sehte er 
sich wieder für die kretische Sache ein, und ob 
wohl er persönlich sich klar darüber war, was 
ein Feldxug gegen die Türkei für das isolierte 
Griechenland bedeutete, wollte er doch der all 
gemeinen Begeisterung nicht Widerstand leisten. 
Griechische Truppen xogen nach Kreta, aber 
die schweren Niederlagen in Thessalien xwangen 
sie, es wieder xu verlassen. Der Gewinn, der 
trotzdem verblieb, die Einsetzung des prinxen 
Georg zum Gouverneur von Kreta, war den 
persönlichen Begehungen des prinxen und des 
Königs selbst xu verdanken. So viel war aber 
auch erxielt, daß türkische Soldaten nicht mehr 
auf der Insel xu sehen waren und ungeduldig 
wartete nun die Nation auf die völlige Ver 
einigung. Sie wurde von den Kretensern pro 
klamiert, nachdem Bulgarien seine Unabhängig 
keit ausgesprochen hatte, aber von den Mächten 
wurde sie nicht anerkannt, auch von denen 
nicht, die sie dem König mehr oder weniger be 
stimmt xugesagt hatten. Seine Position wurde 
dadurch sehr geschwächt, besonders da noch vom 
theffalischen Feldxug her auch der Kronprinx 
in Mißkredit stand — sehr mit Unrecht, wie 
die Kriegsereignisse gexeigt haben. 
König Georg hatte erreicht, was er sein 
ganxes Leben hindurch patriotisch anstrebte. Den 
Friedensschluß jedoch, der endgiltig bestimmen 
sollte, was Griechenland xufiel, hat er nicht 
mehr erlebt, Mörderhände haben verbrecherisch 
eingegriffen ... 
Uber König Konstantin schrieb nach der 
Negierungsübernahme unter proklamierung der 
Thronbesteigung der griechische Schriftsteller 
Dr. Georg Papandonakis: 
Der Mann, der soeben den Thron Griechen 
lands bestiegen hat, verkörpert in seiner Person 
eine griechische Tradition, die sich jahrhunderte 
lang erhalten hat, dann aber unterbrochen 
wurde. Doch war sie nicht vergessen und sie 
lebte auf, sobald die äußeren Umstände in der 
Geschichte des Landes es wieder gestatteten. 
König Konstantin der Hellenen ist Grieche, 
nicht bloß dem Orte seiner Geburt und seiner 
Erxiehung nach, sondern auch nach seinem 
Wesen und seinem Gefühle. Insbesondere aber 
xeigte er sich von allem Anfang an durchdrungen 
von den Pflichten, die seiner harrten. Das hat 
sich schon in seiner Jugend gexeigt. Seine Mit 
schüler — er wurde mitten unter seinen Alters 
genossen erxogen — wissen von der Aufrichtig 
keit und Gradheit seines Charakters, ebenso 
von der Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit xu 
erxählen, mit der er sich in die schwierigsten 
Probleme einarbeitete. Wie er aber schon als 
junger Mann Anteil nahm an dem politischen 
Geschicke des Landes, das xeigt der Ausspruch 
eines seiner Lehrer, eines bekannten Mathe 
matikers, der seine Erinnerungen oft in Freundes 
kreisen wiedergab: „Nie werde ich den Zustand 
vergessen, in den der prinx geriet, als es 1886 
hieß, daß unsere Truppen die türkische Grenxe 
überschritten haben. Sein ganxes Wesen war 
verändert, seine Augen funkelten. Er war nicht 
xu beruhigen." 
Zu den Verdiensten, die der verstorbene 
König sich um das griechische Volk erwarb, 
xählt als eines der größten sicherlich die Er 
xiehung seines Nachfolgers. 
Die erste Generation einer fremden Dynastie 
hat fast in jedem Lande mit Widerwärtigkeiten 
xu kämpfen. König Georg hat mit Beharrlich 
keit diese Schwierigkeiten überwunden, er hat 
aber gleichxeitig auch dafür gesorgt, daß seinem 
Sohne ein besseres Schicksal blühe. Das ge 
schah insbesondere durch die Erxiehung, die er 
ihm gab. Die Veranlagung des prinxen wurde 
bei dem ersten harten Schicksalsschlag, der ihn 
traf, erprobt. Zweifellos war es der schwerste 
Tag im Leben des prinxen, als er im Jahre 
1897 seinen Mißerfolg im Kriege erlitt. Eine 
unvorsichtige, vielleicht sogar leichtfertige Ne 
gierung hatte ihn an die Spitze eines Heeres 
gestellt, das an Zahl und Ausbildung dem 
Feinde nicht gewachsen war. Der Krieg nahm 
für Griechenland ein schlimmes Ende, der erste 
Sündenbock aber war der unglückliche Heer 
führer, der Kronprinx, der die Bitterkeit der 
Niederlage am schwersten xu fühlen bekam. 
Was aber tat er? Während ein anderer viel 
leicht allen Mut verloren, an der Zukunft des 
Landes verxweifelt hätte, faßte er den Ent 
schluß, den Fehler xu beseitigen und seinem 
Vaterlande dadurch einen Dienst xu erweisen, 
daß er ihm den Spiegel der Wahrheit entgegen 
hielt. Monatelang verschloß er sich in seinem 
Zimmer, und in einer umfangreichen Studie, 
die unter seinem vollen Namen erschien, stellte 
er die Mängel und die Fehler der griechischen 
Armee vor der ganxen Nation dar. „Die 
Kritik des Thronfolgers" hieß das Buch, das 
ungeheueres Aufsehen machte. Er aber blieb im 
Hintergrund, bis endlich 1902 das Kabinett 
Theotokis, das seine Fähigkeiten erkannt hatte, 
es wagte, ihn durch ein Gesetz wieder als General 
inspektor an die Spitze der Armee xu stellen.
	        
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