Der Hall von Mrianopel.
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„Min", versetzte Schükri, verständnisvoll
lächelnd. „Ich hatte kein Interesse, ihnen dies
zu sagen, denn ich kannte nur eine verbündete
Armee. Konnte ich ahnen, daß Mischen Bul
garen und Serben Rivalität, Differenzen be
stehen? Übrigens wäre es mir einerlei gewesen,
ob ich mich Bulgaren oder Serben ergab. Tat
sache ist, das) ich mich dem Obersten Marcholew
ergeben habe. Die Serben begehen, wie ich
glauben mus), bona fide, ihre Ansprüche auf
den Augenblick, in welchem sie zu mir kamen.
Ihre Anschauung ist irrig."
Frage: „Es hieß hier, das) Exzellenz auf das
Ersuchen Marcholews, den Säbel abzugeben,
erwiderten, das) Sie keinen Säbel tragen?"
Antwort: „Ich trug auch keinen Säbel,
immer nur den Revolver, der bessere Dienste
als der Säbel leisten kann."
Frage: „Haben die serbischen Truppen der
Festung arg zugesetzt?"
Antwort: „Bei ihren Attacken nahmen sie
einige der vorderen Stellungen; ihre Kanonade
war oft sehr stark, aber wir wußten, das) der
Zweck der war, uns zu irritieren. Mir wußten,
daß die wirkliche Gefahr von Osten kam. Die
Serben bewachten den Südsektor; sie waren
also dort, wo eher demonstrativ zu manövrieren
war. Doch weiß ich, daß die Serben dort, wo
sie kämpften, tapfer waren."
Frage: „Herrschte Disziplin in der Festung?
Mie war die Verteidigung?"
Schükri Pascha holte rasch eine Rümmer
des „Temps" vom 10. April, welcher die Mel
dung eines deutschen Blattes reproduziert, laut
welcher Schükris Einfluß seit Kiamils Sturz
geschwunden war und er sich, da sich eine jung
türkische Osfizierspartei gebildet hatte, von dieser
zurückzog und schließlich erklärte, man solle
machen, was man wolle. In diesem Augenblick
war es nicht der Gefangene Schükri Pascha,
sondern der Held, der seine Soldaten liebt.
Zornig sagte er: „Ich wollte ein Dementi
schicken, aber ich habe es unterlassen. Diese
Meldung ist vollständig erlogen. Meine Sol
daten waren immer anhänglich; eine Spaltung
gab es niemals. Mir haben immer fest zu
sammengehalten."
Frage: „Momit erklären Exzellenz den
raschen Fall nach Beginn des Sturmes? Ist
es wahr, das Exzellenz sich äußerten, gegen
solche Belagerer könne niemand standhalten?"
In großer Bewegung sagte Schükri Pascha:
„Bitte, lassen Sie mich schweigen."
Frage: „Mußten Exzellenz von Konstantinopel
aus, daß in Kirkkiliffe Baba Eski, Bunar
Hiffar und Lüle Burgas die türkische Armee
geschlagen war? Maren Exzellenz immer mit
Konstantinopel in Verbindung?"
Antwort: „Gewiß, aber oft war der Appa
rat so schwach, daß tagelang der Verkehr ab
geschnitten war. Von den Schlachten erfuhr ich
wohl, aber nie die Mahrheit."
Seufzend fügte Schükri Pascha hinzu: „Rie-
mand würde glauben, wie schwer wir alles vor
bereiten mußten, wie oft es an den gewöhn
lichen Utensilien fehlte. Es war eine Verteidi
gung, wie sie die Meltgeschichte nicht kennt.
Und erst der Waffenstillstand, der uns wohl
nicht entmutigte, aber uns zwang, die kleinen
Vorräte in Untätigkeit aufzuzehren. Mir sahen,
wie mit Apfelsinen beladene Züge durch den
Bahnhof von Adrianopel nach Tschataldscha
rollten und unsere armen Soldaten bekamen
2 Monate lang täglich 300 Gramm fast unge
nießbares, ungesalzenes Brot, in letzter Zeit nur
250 Gramm. Offiziell, in Wirklichkeit aber
weniger."
Frage: „Mie lange hätte die Festung noch
widerstehen können?"
Antwort: „Lebensmittel hatten wir noch
für 3 Tage; die Bewohner der Stadt hatten
aber gar nichts. Hausdurchsuchungen wurden
angeordnet, alle entbehrlichen Viktualien wurden
in die Festung geschafft. Feierlich erkläre ich
aber, daß für die Ausländer und die Christen
gesorgt war und nur die Muselmanen zu furcht
baren Entbehrungen verdammt waren. In der
letzten Zeit aßen die Stadtbewohner Fleisch der
von uns erschossenen Pferde, aber immer noch
hatten sie genießbares Brot.
Mas half Käse ohne Salz, was halfen
von Krankheiten ergriffene Schafherden? Alles
litt an Dysenterie wegen Salzmangels. Zu
letzt wurde in der Festung statt Salz das
Maffer des Käses verwendet, für zur Hälfte
mit Sand vermischtes Brot. Aber Munition
hatten wir noch für 1 Jahr."
Frage: „Ist es wahr, daß Exzellenz zuletzt
an Ihren Soldaten verzweifelten?"
Antwort: „Me habe ich etwas derartiges
gesagt. Mas dürfte ich zu Soldaten sagen, welche
monatelang kaum ein Drittel der gewöhnlichen
Brotration genossen? Der Hunger hat uns in
erster Linie besiegt. Ein erfolgreicher Mider-
stand war schon deshalb ausgeschlossen, weil
120.000 Bulgaren und 40.000 Serben mit
weit mehr Geschützen als wir hatten, die
Festung belagerten, deren Besatzung zuletzt kaum
30.000 wehrfähige Männer zählte. Alle anderen
waren krank oder verwundet."
Frage: „Mann betraten Exzellenz die
Festung?,.
Antwort: „Ich war in Kotschana wegen
einer Enquete 2 Monate gewesen. Eine böse
Krankheit, Rotlauf, hatte ich kaum überstanden,
als ich die Einberufung erhielt, sofort nach
Adrianopel abzureisen. Mein Arzt aus Saloniki
wollte mich aber nach Konstantinopel zur