Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Der Söll von Ndrianopel. 
319 
□□ 
linie, die geringe Entfernung vom Innern der 
Festung, die relative Leichtigkeit der Vorbereitung 
und Ausführung eines Sturmangriffes wurde 
der Ostsektor zur Rngriffsfront gewählt, während 
der Rordostwinkel, d. i. das Fort Rivas Baba 
und 2 benachbarte Forts im Süden bis Kestenlik 
und im Westen bis Taschtabia, als Punkt für 
die entscheidende Aktion gewählt wurde. Der 
Südsektor kam in zweiter, der West- und der 
Rordwestsektor in dritter Linie in Betracht. 
General Wasow hatte das Kommando im 
Ostsektor inne. Bei Beginn des Sturmangriffes 
hatte dieser Sektor mit Rücksicht auf die ent 
scheidende Rolle, die ihm zugedacht war, folgende 
Stärke: 7 Brigaden bulgarischer Infanterie 
(14 Regimenter) mit 22 Schnellfeuerbatterien 
(89 Geschütze), weiter 3 schwere Belagerungs 
batterien, insgesamt 98 Kanonen, die in 
3 Gruppen verteilt waren: 34 im Rorden, 34 
im Rordosten und 30 im Osten. Die Belagerungs 
batterien waren in einer Distanz von 4 Kilo 
metern aufgestellt, was die Rufgabe der Batterien 
beträchtlich erleichterte, da sie in der Folge ihre 
Stellungen nicht zu ändern brauchten. 
Im Südsektor hatte General Kirkow das 
Kommando inne. Während der ganzen Dauer 
der Belagerung war die Südfront von 2 bul 
garischen Brigaden mit 12 Schnellfeuerbatterien, 
ferner 28 serbischen Belagerungsgeschützen be 
seht. 
Der Westsektor war von 3 Regimentern 
der serbischen Donaudivision (2. Aufgebot) 
unter General Rachic mit ihrer Feldartillerie 
beseht. Belagerungsartillerie wurde diesen 
Truppen mit Rücksicht auf die sekundäre Be 
deutung dieses Sektors nicht zugewiesen. 
Die serbische Timokdivision (1. Rufgebot) 
unter General Kondic umfassend 4 Regimenter 
mit ihrer Rrtillerie und 6 Belagerungsgeschützen, 
hielt die nordwestliche Front im Verein mit 
dem 55. bulgarischen Regiment beseht, das am 
äußersten linken Flügel operierte und mit einem 
der 11. bulgarischen Division entnommenen 
Zuge Rrtillerie dotiert war. 2 serbische 
Divisionen standen unter dem Kommando des 
Generals Stepanovic, der selbst dem Befehl des 
Generals Iwanow unterstellt war. 
Die Belagerungsarmee zählte somit 120.000 
Mann Bulgaren mit 380 Kanonen und 49.000 
Mann Serben mit 98 Kanonen. 
Der Bericht legt sodann die für den An 
griff getroffenen Verfügungen, sowie den Gang 
der Operationen zur Eroberung der vorge 
schobenen feindlichen Positionen im Ostsektor 
bis zum Tagesanbruch des 25. März dar und 
fährt fort: 
Jur selben Zeit gingen die im Südsektor 
operierenden Truppen nach der Eroberung von 
pamuksistri zum Angriff gegen Tokatbajir und 
Dundjaros vor. Die serbische Timokdivision er 
reichte die feindliche Linie bei Ekmektschiköj, 
westlich von Kadinköj, 3 Kilometer von der Be 
festigungslinie entfernt. Unser 55. Regiment er 
reichte die vorgeschobenen feindlichen Stellungen 
bei Utschepeler. Die serbische Donaudivision 
führte den Kampf zur Einnahme von Papas 
Tepe. 
Mit der Eroberung der vorgeschobenen 
Stellungen begann der Artilleriekampf, der den 
Zweck verfolgte, den Widerstand des Feindes 
zu brechen und die Forts zu zerstören. Während 
des ganzen Tages dauerte das mörderische 
Rrtillerieduell an. In einem Umkreis von 
50 Kilometer um Rdrianopel platzten unauf 
hörlich Tausende von Geschossen, welche die 
feindlichen Forts und Batterien zerstörten, die 
Verteidiger demoralisierten und das bevor 
stehende Ende der Festung ankündigten. In 
diesem furchtbaren Feuergefecht sehte unsere In 
fanterie mit aller Energie den Vormarsch fort 
und machte gegen 10 Uhr abends 200 bis 300 
Schritte vor der östlichen Befestigungslinie Halt. 
Der Moment des Sturmangriffes rückte somit 
heran. Unsere Infanterie machte 1000 neue Ge 
fangene und erbeutete 20 Kanonen. Das 
Rrtilleriefeuer dauerte fort und brach endgiltig 
den Widerstand der Verteidiger, die bereits zu 
wanken begannen. Die Soldaten zerschnitten die 
Stacheldrahtzäune und zerstörten alle künstlichen 
Hindernisse, um sich den freien Zutritt zur Be- 
festigungslinie zu bahnen. 
Angesichts dieses unwiderstehlichen Elans 
unserer Truppen und der zerstörenden Macht 
unserer Rrtillerie erging um 11 Uhr abends des 
25. März der Befehl, den Ostsektor der Be 
festigungslinie anzugreifen und zu nehmen. Ein 
heftiger Sturmangriff folgte diesem Befehl des 
Generalissimus. Die Begeisterung und der Mut, 
welchen die Truppen an den Tag legten, 
werden unserer Armee stets zum Ruhme ge 
reichen. 
Rm 25. März abends war somit die Si 
tuation folgende: Die Truppen des Ostsektors 
befanden sich etwa 200 bis 300 Schritte vor 
der Befestigungslinie. Jm Südsektor wütete 
ein blutiger, hartnäckiger Kampf, der Mann 
gegen Mann um den Besitz von Tokatbajir ge 
führt wurde. Die serbische Donaudivision er 
neuerte während des ganzen Tages ihre Be 
mühungen, um Papas Tepe in die Gewalt zu 
bekommen. Die serbische Timokdivision behielt 
ihre Stellung, die sie am Morgen inne hatte. 
In der Rächt auf den 26. März wurde auf 
beiden Seiten ein lebhaftes Geschühfeuer unter 
halten. Rach Zerstörung der künstlichen Hinder 
nisse ging unsere Infanterie beim Mondschein 
unter dem Schutze der Artillerie zum Bajonett 
angriff über und erstürmte der Reihe nach
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.