Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Kämpfe um Bulair. 
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aus den Staatsarsenalen. Sie dienten zur Vie- 
derkämpfung der erstürmten Ostfront Adrianopels, 
hauptsächlich werden sie von den Bulgaren in 
die Tschataldschalinie geschafft. Die Franzosen 
haben außerdem die unglaubliche Unverfrorenheit 
besessen, ihren ehemaligen Kriegsminister Messimy 
und den Vorsitzenden der Budgetkommission der 
Kammer für Landesverteidigung nach Adria- 
nopel zu senden, um dort die Wirkung ihrer 
den Bulgaren überlassenen staatlichen Geschütze 
zu begutachten. 
Für die Aufstellung dieser Geschütze gegen 
über Bujuk Tschekmedsche arbeiten die Bulgaren 
des nachts. Außer geringen Scharmützeln auf 
dem linken und dem rechten Flügel, wo die 
äußerste Division das Gelände durch energisch 
ausgeführte kurze Vorstöße behauptet, herrschte 
während meines Besuches Ruhe aus der ganzen 
Front. Vom Fort Mahmudijeh aus begaben 
wir uns auf die höhe von Sandschak Tepe, 
wo man das mittlere breite Tal des Karasu, 
die Hauptstellung des zweiten türkischen Armee 
korps und den hieran anschließenden linken 
Flügel des dritten Armeekorps mit seinen Batte 
rien und Schützengräben vorzüglich überschauen 
kann. Im türkischen Heere herrschte Ordnung 
und Zuversicht. Obwohl die Offiziere und Mann 
schaften die Beendigung der Feindseligkeiten 
herbeiwünschen, glauben sie noch immer an die 
Fortsetzung des Krieges. Die Bulgaren wollen, 
wie es scheint, die türkische Stellung an deren 
linkem Flügel und östlich von Izzedinköj, bei 
den Schanzen harbijeh und Ghazi Bajir, 
durchstoßen. Sie werden jedenfalls, selbst wenn 
es ihnen gelingt, ihre schweren Adrianopler 
Belagerungsgeschütze geschickt aufzustellen, ein 
hartes Stück Arbeit zu bewältigen bekommen. 
Da sie sich am Tage blutige Köpfe holen, so 
erwartet man in hademköj von dort ihre nächt 
lichen Unternehmungen. Es ist höchst bedauerlich, 
daß die Türken weder eine Schmalspurbahn im 
Rücken ihrer Verteidigungsstellung, noch eine 
Krafterzeugungsstelle für scharfe Scheinwerfer 
angelegt haben. Vielleicht wird sich dieser Fehler 
eines nachts bitter rächen. Die osmanischen 
Mannschaften sind gut verpflegt. Die Leute 
strotzen von Gesundheit. Von Cholera, Typhus 
und anderen ansteckenden Krankheiten ist keine 
Spur mehr unter ihnen vorhanden. 
Da mein Jug noch am späten Vachmittage 
nach Konstantinopel abfuhr, mußte ich mich zu 
meinem Bedauern von meinem zuvorkommenden 
Begleiter und den liebenswürdigen Herren des 
Hauptquartiers, die mich einluden, zur Besich 
tigung der vordersten Stellungen bald wieder 
zu kommen, rasch verabschieden. Auf der Rück 
reise bot sich mir das gleiche Bild der Kriegs 
bereitschaft, wie auf der hinfahrt. Auf dem 
Bahnhof in Serkedschi mußte ich leider die Be 
merkung machen, daß die türkische Befehlsübcr- 
mittlung noch immer zu wünschen übrig läßt. 
Obwohl in dem von mir benutzten Zuge kein 
einziger Verwundeter befördert wurde, standen 
auf dem Konstantinopler Bahnhöfe 2 Ab 
teilungen des Roten Halbmondes mit Trag 
bahren. Da der Jug mit großer Verspätung 
einlief, warteten diese Krankenträger stundenlang 
umsonst. Sie zogen ruhig ihrer Wege und 
schienen gar nicht zu empfinden, daß an der 
Leitung etwas nicht ganz in Ordnung war.
	        
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