Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Nn der Tschataldschasront. 
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kurzer Hand zum Tode und schoß sie nieder. 
Am der Erzähler wurde gerettet, weil er sich 
tot stellte und nach 2 Tagen sich ins Dorf 
zurückschleppen konnte. Aach dieser Erzählung 
erhob sich die Abordnung, küßte dem türkischen 
Oberst die Hand und bat mich, dafür zu sorgen, 
daß die Handlungsweise der Bulgaren an die 
Öffentlichkeit käme. Das versprach ich denn 
auch,- als dann aber auf der Straße ein Ar 
menier heranschlich und mir mit tiefem Bückling 
seine Aechliung vorwies, worin er all den ihm 
von den Bulgaren zugefügten Schaden zu- 
und klein geschlagen. Die türkischen Friedhöfe 
zerstört, die Steine ausgerissen und umgestürzt. 
Ein trauriger Anblick — und inmitten eines 
kleinen Friedhofes ein schöner, neuer Marmor- 
grabstein mit großen Goldlettern zertrümmert, 
und davor ein aufgewühltes Grab. Hier erzählt 
mir der Oberst, daß hier eine junge Türkin, 
die kurz vor dem Einmarsch der Bulgaren ge 
storben, begraben wurde, von den Bulgaren 
aber wieder ausgescharrt und die Leiche ge 
schändet worden seil (?) Dann zeigte man mir den 
beschmutzten und zerrissenen Koran, den man in 
Bei Hademköj. 
sammengestellt hatte und mich bat, die Ein 
kassierung zu übernehmen, da vertröstete ich ihn 
bis nach dem Friedensschluß. Weitere Bittsteller 
wurden dann dankend abgewiesen, da ich doch 
endlich das türkische Stadtviertel besichtigen 
wollte. Was sich mir darbot, ist schwer zu be 
schreiben. 
Ein Stadtteil von vielen hundert Häusern 
eine einzige Auine; so schlimm kann Messina 
nach dem Erdbeben nicht ausgeschaut haben. 
Ein riesiges Trümmerfeld, keine Mauer steht 
mehr, die anmutigen Gärten verwüstet, die 
Bäume umgeknickt oder abgehauen. Alles kurz 
einer Dunggrube gefunden hat — und nachdem 
ich 1 Stunde lang nachdenklich den Trümmerhaufen 
besichtigt hatte, wandte ich mich zu dem vor 
der Stadt gelegenen christlichen Friedhof. Hier 
war alles in Ordnung, kein Kreuz zertrümmert 
oder beschädigt, und in der Mitte sehe ich ein 
neues Grab, eingezäunt mit dem Gitter eines 
heiligen Grabes der Türken, deutlich erkennbar 
durch seine Verzierungen, und dabei eine Tafel, 
die anzeigt, daß hier ein bulgarischer Offizier 
begraben sei. Die Türken haben es gelassen, sie 
haben an den Frevlern keine Aache genommen, 
sie ehren den toten bulgarischen Offizier. 
IS*
	        
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