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Fortsetzung der Operationen auf dem östlichen Kriegsschauplatz.
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rüstet, bestreicht es die weitere Umgebung. Es
ist jedoch als sicher anzunehmen, das) diese Ge
schütze zum grössten Teil jetzt austerhalb des
Merkes Aufstellung gefunden haben.
3. Auf dem Flügel nach dem Golf von
Saros zu die Aly Tabia, welche vor dem
Kriege nicht ausgerüstet gewesen sein soll.
Es befinden sich ferner vor dem Malle:
4. Mehrere Erdwerke, die vor dem Kriege
nicht armiert waren.
5. In Bulair eine befestigte Moschee;
6. Rördlich von Bulair einige (3) durch
Schützengräben verbundene Redouten.
Dast bei der hinlänglich vorhandenen Zeit
und der Tätigkeit des türkischen Oberbefehls
habers die Merke mit den vorhandenen Kräften,
soweit als möglich, modernen Anforderungen
entsprechend ausgebaut und dast an geeigneten
Punkten neue Stützpunkte angelegt wurden,
darf wohl angenommen werden. Mo letztere
liegen, entzieht sich vorläufig der Beurteilung.
Dast ein Angriff ohne vorhergehende aus
giebige Verwendung von schwerer Artillerie
Aussicht auf Erfolg haben könnte, erscheint un
wahrscheinlich.
Da in der Presse von der Einnahme Bu-
lairs nicht die Rede war, könnte es sich bei
den oben erwähnten Aachrichten im günstigsten
Falle um die vorübergehende Besitzergreifung
einiger nördlich von Bulair gelegener Erdwälle
gehandelt haben. Soweit es sich überblicken
lässt, stehen zurzeit die beiderseitigen Kräfte
nach den letzten Kämpfen sich nördlich von Bu-
lair gegenüber; die Bulgaren müssen bestrebt
sein, möglichst bald den entscheidenden Schlag
zu tun, und die Türken müssen nach Eintreffen
der Verstärkungen dieselbe Absicht hegen, um
durch eine energische Offensive dem Kriegsglück
auf diesem Teile des Kriegsschauplatzes noch
eine andere Mendung zu geben. Ob, wo, wann
und mit wieviel Truppen Enver Bey an der
Marmaraküste gelandet hat, darüber ist vorläufig
kein klares Bild zu gewinnen.
Die momentane pause scheint durch die
beiderseitigen Verluste und auch durch die Un
gunst des Metters verursacht zu sein, denn
starkes Schneewetter soll herrschen und die
Schneedecke an einzelnen Stellen bis zu einem
halben Meter hoch liegen.
Uber den Geist in der türkischen Armee
wird Gutes berichtet, insbesondere sollen sich
die lasischen Regimenter bei Bulair ganz vor
züglich geschlagen haben.
Auf der Halbinsel Gallipoli scheint sich die
Frage in betreff der weiteren Dauer des Krieges
in Kürze zu entscheiden; die Türken wissen aber
auch, dast eine dortige Mederlage ihrer Armee
vielleicht von grösterer Tragweite sein wird, als
der eventuelle Fall von Adrianopel, dessen Ent
satz immer noch auf sich warten lästt und dessen
heldenmütiger Verteidiger nach wie vor auf sich
angewiesen ist.
Gewist frägt sich jedermann, warum die
türkische Tschataldschaarmee noch nicht weiter
gegen Mesten vorgerückt und, die Entscheidung
suchend, die bulgarische 1. und 3. Armee ange
griffen hat. Die Ursache dürfte in der voll
kommenen Grundlosigkeit der Mege und des
Geländes liegen, denn eingegangene Rach
richten besagen, dast einfache Ochsenwagen bis
an die Achsen der Räder im Moraste ver
sunken sind und die Zugtiere in kürzester Zeit
versagten. Mie soll unter solchen Umständen
eine Artillerie manövrieren, und wie ist auf
gesicherten Rachschub von Munition und Pro
viant zu rechnen? Adrianopel must sich daher
bis auf weiteres auf die eigene Kraft verlassen.
Die Lage charakterisiert sich auf dem thrazischen
Kriegsschauplatz wie folgt:
Es ist immer noch unbekannt, wo die tzaupt-
kräfte der 1. und 3. bulgarischen Armee stehen.
Sie haben die früher innegehabte Stellung bei
Tschataldscha nicht gezwungen, sondern mit
einer bestimmten Absicht geräumt und durch sehr
geschickte Manöver ihre Absicht lange verborgen.
Die bulgarische Rachhut ist immer noch in enger
Berührung mit den über die Riederung von
Tschataldscha hinaus gefolgten türkischen Kräften
und letztere scheinen bis in die Linie Silivri-
höhen westlich von Tschataldscha—Alkalan—
Ormanli vorgedrungen zu sein. Die türkische
Offensive ist hier durch die Mitterung und
Bodenbeschaffenheit vorläufig gehindert. Die
Landung bei podima ist abgeschlagen worden,
die bei Midia mit geringen Kräften geglückt,
aber ohne jeden Einflust geblieben. Adrianopel
kann vorläufig auf Entsatz nicht rechnen und die
nach dem mistglückten Landungsversuch bei
Scharköj nach der Halbinsel Gallipoli ge
sandten Reserven waren im Verein mit der
dortigen türkischen Armeeabteilung bisher nicht
imstande, nach Rorden zu Gelände zu ge
winnen, haben jedoch die bulgarischen Angriffe
gegen die Merke bei Bulair bisher abgewiesen.
Der für die Bulgaren und ihre Verbün
deten so sehr von Erfolgen begleitete Anfang
des Feldzuges hat nach dem Ende des Maffen-
stillstandes auf dem thrazischen Kriegsschau
plätze also eine sehr langsame, schwierige und
vorläufig noch nicht übersehbare Fortsetzung ge
funden.
Beide Teile haben das dringende Bedürfnis
nach Frieden, welches für Bulgarien durch die
Forderung der Felderbestellung noch besonders
an Gewicht gewinnt, während in Anatolien
durch Mastregeln der Regierung bei dem dort
vorhandenen Menschenmaterial Abhilfe in dieser
Richtung eingeleitet ist.