Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Fortsetzung der Operationen auf dem östlichen Kriegsschauplatz. 
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rüstet, bestreicht es die weitere Umgebung. Es 
ist jedoch als sicher anzunehmen, das) diese Ge 
schütze zum grössten Teil jetzt austerhalb des 
Merkes Aufstellung gefunden haben. 
3. Auf dem Flügel nach dem Golf von 
Saros zu die Aly Tabia, welche vor dem 
Kriege nicht ausgerüstet gewesen sein soll. 
Es befinden sich ferner vor dem Malle: 
4. Mehrere Erdwerke, die vor dem Kriege 
nicht armiert waren. 
5. In Bulair eine befestigte Moschee; 
6. Rördlich von Bulair einige (3) durch 
Schützengräben verbundene Redouten. 
Dast bei der hinlänglich vorhandenen Zeit 
und der Tätigkeit des türkischen Oberbefehls 
habers die Merke mit den vorhandenen Kräften, 
soweit als möglich, modernen Anforderungen 
entsprechend ausgebaut und dast an geeigneten 
Punkten neue Stützpunkte angelegt wurden, 
darf wohl angenommen werden. Mo letztere 
liegen, entzieht sich vorläufig der Beurteilung. 
Dast ein Angriff ohne vorhergehende aus 
giebige Verwendung von schwerer Artillerie 
Aussicht auf Erfolg haben könnte, erscheint un 
wahrscheinlich. 
Da in der Presse von der Einnahme Bu- 
lairs nicht die Rede war, könnte es sich bei 
den oben erwähnten Aachrichten im günstigsten 
Falle um die vorübergehende Besitzergreifung 
einiger nördlich von Bulair gelegener Erdwälle 
gehandelt haben. Soweit es sich überblicken 
lässt, stehen zurzeit die beiderseitigen Kräfte 
nach den letzten Kämpfen sich nördlich von Bu- 
lair gegenüber; die Bulgaren müssen bestrebt 
sein, möglichst bald den entscheidenden Schlag 
zu tun, und die Türken müssen nach Eintreffen 
der Verstärkungen dieselbe Absicht hegen, um 
durch eine energische Offensive dem Kriegsglück 
auf diesem Teile des Kriegsschauplatzes noch 
eine andere Mendung zu geben. Ob, wo, wann 
und mit wieviel Truppen Enver Bey an der 
Marmaraküste gelandet hat, darüber ist vorläufig 
kein klares Bild zu gewinnen. 
Die momentane pause scheint durch die 
beiderseitigen Verluste und auch durch die Un 
gunst des Metters verursacht zu sein, denn 
starkes Schneewetter soll herrschen und die 
Schneedecke an einzelnen Stellen bis zu einem 
halben Meter hoch liegen. 
Uber den Geist in der türkischen Armee 
wird Gutes berichtet, insbesondere sollen sich 
die lasischen Regimenter bei Bulair ganz vor 
züglich geschlagen haben. 
Auf der Halbinsel Gallipoli scheint sich die 
Frage in betreff der weiteren Dauer des Krieges 
in Kürze zu entscheiden; die Türken wissen aber 
auch, dast eine dortige Mederlage ihrer Armee 
vielleicht von grösterer Tragweite sein wird, als 
der eventuelle Fall von Adrianopel, dessen Ent 
satz immer noch auf sich warten lästt und dessen 
heldenmütiger Verteidiger nach wie vor auf sich 
angewiesen ist. 
Gewist frägt sich jedermann, warum die 
türkische Tschataldschaarmee noch nicht weiter 
gegen Mesten vorgerückt und, die Entscheidung 
suchend, die bulgarische 1. und 3. Armee ange 
griffen hat. Die Ursache dürfte in der voll 
kommenen Grundlosigkeit der Mege und des 
Geländes liegen, denn eingegangene Rach 
richten besagen, dast einfache Ochsenwagen bis 
an die Achsen der Räder im Moraste ver 
sunken sind und die Zugtiere in kürzester Zeit 
versagten. Mie soll unter solchen Umständen 
eine Artillerie manövrieren, und wie ist auf 
gesicherten Rachschub von Munition und Pro 
viant zu rechnen? Adrianopel must sich daher 
bis auf weiteres auf die eigene Kraft verlassen. 
Die Lage charakterisiert sich auf dem thrazischen 
Kriegsschauplatz wie folgt: 
Es ist immer noch unbekannt, wo die tzaupt- 
kräfte der 1. und 3. bulgarischen Armee stehen. 
Sie haben die früher innegehabte Stellung bei 
Tschataldscha nicht gezwungen, sondern mit 
einer bestimmten Absicht geräumt und durch sehr 
geschickte Manöver ihre Absicht lange verborgen. 
Die bulgarische Rachhut ist immer noch in enger 
Berührung mit den über die Riederung von 
Tschataldscha hinaus gefolgten türkischen Kräften 
und letztere scheinen bis in die Linie Silivri- 
höhen westlich von Tschataldscha—Alkalan— 
Ormanli vorgedrungen zu sein. Die türkische 
Offensive ist hier durch die Mitterung und 
Bodenbeschaffenheit vorläufig gehindert. Die 
Landung bei podima ist abgeschlagen worden, 
die bei Midia mit geringen Kräften geglückt, 
aber ohne jeden Einflust geblieben. Adrianopel 
kann vorläufig auf Entsatz nicht rechnen und die 
nach dem mistglückten Landungsversuch bei 
Scharköj nach der Halbinsel Gallipoli ge 
sandten Reserven waren im Verein mit der 
dortigen türkischen Armeeabteilung bisher nicht 
imstande, nach Rorden zu Gelände zu ge 
winnen, haben jedoch die bulgarischen Angriffe 
gegen die Merke bei Bulair bisher abgewiesen. 
Der für die Bulgaren und ihre Verbün 
deten so sehr von Erfolgen begleitete Anfang 
des Feldzuges hat nach dem Ende des Maffen- 
stillstandes auf dem thrazischen Kriegsschau 
plätze also eine sehr langsame, schwierige und 
vorläufig noch nicht übersehbare Fortsetzung ge 
funden. 
Beide Teile haben das dringende Bedürfnis 
nach Frieden, welches für Bulgarien durch die 
Forderung der Felderbestellung noch besonders 
an Gewicht gewinnt, während in Anatolien 
durch Mastregeln der Regierung bei dem dort 
vorhandenen Menschenmaterial Abhilfe in dieser 
Richtung eingeleitet ist.
	        
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