Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Einnahme von Ianina. 
27) 
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Siegesjubel in Athen. 
Die Meldung von der Übergabe Janinas 
weckte in der griechischen Hauptstadt begreif 
licherweise großen Enthusiasmus. Einem Briefe 
der „Voffischen Zeitung" aus Athen, 7. Mär), 
entnehmen wir folgendes: 
Man kann sagen, das) der griechisch-türki 
sche Krieg mit der Eroberung von Janina so 
ziemlich sein Ende erreicht hat. Seit gestern 
weht auf den Forts von Janina die griechische 
Fahne. Der türkische Oberbefehlshaber Effad 
Pascha hat mit seiner 33.000 Mann starken 
Garnison kapituliert. 
So ist die monotone Periode der politischen 
Ungewißheiten, Vermutungen und Hoffnungen 
verwunderlich, daß hier gestern alle Welt eine 
der größten, nie dagewesenen Freuden empfunden 
und seit Anfang des Krieges vielleicht einen 
der unvergeßlichsten Tage verbracht hat. 
Man muß schon annehmen, daß es die 
drahtlose Telegraphie des nationalen Empfindens 
gewesen ist, die die Bewohner von Athen von 
einem Ende zum anderen benachrichtigt hatte, 
daß Janina genommen sei. Sonst kann man 
es sich nicht erklären, wie in einem verhältnis 
mäßig kurzen Zeitraum die Kunde bis in die 
äußersten Stadtteile drang und von dort aus 
Groß und Klein nach den Hauptstraßen und 
Plätzen hinströmte, um etwas Näheres, Be 
stimmteres zu erfahren. Die Morgenzeitungen 
hatten die Nachricht gebracht, daß das als un- 
Die Begeisterung in Athen nach der Einnahme baninas. 
unterbrochen worden, und zwar durch ein be 
deutsames und schwerwiegendes Ereignis, wie 
es für das Griechenvolk der glänzende Sieg 
seiner Armee und die Einnahme von Janina 
ist. Seitdem Hellas, das kleine Land mit der 
großen Vergangenheit, kraftvoll die Straße 
seiner neuen Geschichte betreten hat, läßt sich 
nichts von seinen bisherigen Siegen mit diesem 
letzten Triumph vergleichen. Freilich fühlt sich 
Griechenland mit allen wieder neu erworbenen 
Städten und Ländern durch das enge Band 
der Blutsverwandtschaft verknüpft und hegt als 
Mutterland für alle ihm wiedergegebenen Kinder 
dieselbe Liebe und Fürsorge. Es ist aber ein 
Gesetz unseres Seelenlebens, daß wir uns enger 
an das anschließen, was wir mit vielen 
Mühen und Opfern erworben haben und was 
uns am meisten gekostet hat. Es ist daher nicht 
einnehmbar geschätzte Fort Bisani durch die 
griechische Armee fast umzingelt sei und daß 
man von einem Augenblick zum anderen auf 
eine Entscheidung warten müsse. 
Gegen 10 Uhr vormittags fing ein allge 
meines Glockengeläute an, dazwischen hörte 
man den schrillen Ton der Fabrikpfeifen und 
zugleich Tausende von Freudenschüssen fallen. 
Es war kein Zweifel mehr möglich — das so 
lange herbeigesehnte Ereignis hatte sich wirklich 
vollzogen. In wenigen Augenblicken waren alle 
Bureaus und alle Banken geschloffen und die 
Beamten zogen hinaus, um an dem allgemeinen 
Jubel auf der Straße teilzunehmen. Zu gleicher 
Zeit wurde in allen Schulen der Unterricht 
unterbrochen, und die Jugend, von patriotischer 
Begeisterung erfaßt, strömte hinaus und nahm 
an den improvisierten Kundgebungen teil, an
	        
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