Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Haltung Rußlands. 
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in Berlin wird, obwohl er seit geraumer Zeit 
angekündigt war und daher nicht durch augen 
blickliche Vorgänge veranlaßt ist, den Eindruck 
verstärken, daß die Dreibundmächte der Balkan 
krise in voller Einmütigkeit gegenüberstehen, 
ohne daß daraus auf einen Gegensatz zu anderen 
Großmächten zu schließen wäre. Im Gegenteil 
sind Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien 
bemüht, mit England, Frankreich und Nußland 
das beste Einvernehmen ?u unterhalten und 
diese Bemühungen haben sich bisher in weitem 
Umfange erfolgreich erwiesen. Sicherlich wird 
das Bestreben, dieses Einvernehmen auch für 
die Folgezeit zu fördern, bei den Unterredungen 
des Habsburgischen Thronerben mit Kaiser 
Milhelm und dessen Staatsmännern die Nicht 
schnur bilden. In jedem Falle wird Erzherzog 
Franz Ferdinand die 
Mahrnehmung 
machen, daß Deutsch 
land allezeit bereit ist, 
bei einer friedlichen 
Lösung der schweben 
den Fragen nach bester 
Kraft mitzuwirken und 
den Interessen seiner 
Verbündeten jeden 
Vorschub zu leisten, 
der sich aus der 
Freundschaft und aus 
der Vertragstreue von 
selbst ergibt. 
Die offtziöse.. Köl 
nische Zeitung" be 
tonte, daß der Besuch 
des Erzherzogs Franz 
Ferdinand über die Be 
deutung eines Jagd- 
besuches weit hinaus 
reiche. Es wird, schrieb 
das Blatt, Mischen 
dem Kaiser und dem Etzhetzog eine politi 
sche Aussprache über die europäische Lage, be 
sonders über die Orientkrisis nicht fehlen. Bei 
dem Frühstück, das mittags im Schlosse statt 
findet, trifft der Etzhetzog auch den Staats 
sekretär von Kiderlen-Maechter, der durch Dienst 
geschäfte an der Teilnahme an der Hofjagd 
selbst verhindert ist. Menn man den politischen 
Charakter des Besuches betont, ist es nötig, 
dabei Aufbauschungsversuche zurückzuweisen, wie 
sie in Meldungen über angeblich bevorstehende 
militärische Schritte Österreich-Ungarns enthalten 
sind. Derartige Nachrichten, die man natürlich 
mit dem Besuch des Thronfolgers in Ver 
bindung zu bringen versuchen wird, sind mit 
aller Vorsicht aufzunehmen und entsprechen 
weder dem Stande der Dinge noch den Ab 
sichten Österreich-Ungarns. In diesem Zusammen- 
Der bulgarische Delegierte General Paprikow. 
hange ist es vielleicht nützlich, darauf hinzu- 
weisen, daß die Möglichkeit der Erreichung 
Durazzos durch die Serben von den Mächten 
längst in ihre Besprechungen eingestellt und die 
serbische Negierung von den Mächten nicht in 
Zweifel gelassen wurde, daß sie durch die Be 
setzung von Durazzo kein fait accompli schafft. 
König Peter in Belgrad. 
Soweit das offtziöse Blatt. Amtlich wurde 
über die Ergebnisse der Berliner Neise des 
Etzhetzogs nichts berichtet. JnMischen gingen 
die Ereignisse weiter. In Serbien vor allem 
schwankte die Stimmung von einem Tag zum 
anderen. Nicht ohne Interesse ist ein Bericht 
über die Ankunft König Peters in Belgrad. 
Aus der serbischen 
Hauptstadt wurde 
unterm 24. November 
berichtet: 
König Peter, der 
nach hetzlicher Ver 
abschiedung von den 
Behörden und der 
Bevölkerung von Us- 
küb in der Begleitung 
des Hofdienstes und 
des Präsidenten der 
Skupschtina, Nikolic, 
vorgestern von dort 
abgereist und auf der 
ganzen Bahnstrecke 
Gegenstand begeister 
ter Kundgebungen der 
Bevölkerung war, traf 
gestern vormittags in 
einem Sonderzug hier 
ein. Unter Geschütz 
salut, Glockengeläute 
und stürmischen Zivio- 
rufen fuhr der Hofzug in den dekorierten Bahn 
hof ein, wo sich Prinzessin Helene, Prinz Paul, 
die Minister und Staatswürdenträger, die Geist 
lichkeit mit dem Metropoliten an der Spitze, 
das Offizierskorps, die Gesandten Nußlands 
und der verbündeten Balkanstaaten, sowie der 
gesamte Gemeinderat zur Begrüßung des Königs, 
dessen Aussehen vorzüglich ist, eingefunden hatten. 
Nachdem der König die Ehrenkompagnie 
des dritten Aufgebotes unter den Klängen der 
serbischen Hymne abgeschritten hatte, begrüßte 
der Belgrader Bürgermeister Davidovic den 
König vor dem Bahnhof mit einer längeren 
Nede, in welcher er ausführte, daß der König 
nach kaum einem Monat von einem beispiel 
losen Siegeszug der serbischen und verbündeten 
Armeen nach Befreiung der Stammesgenossen 
in die Hauptstadt zurückkehre. Wenn der Kriegs-
	        
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