Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Der Abbruch der Zriedensverhandlungen. 
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Bulgarien verharrt bezüglich Adrianopels 
auch angesichts des Umschwungs in der Türkei 
auf seinem Standpunkt und führt dafür drei 
Gründe an: 
1. haben die Mächte in der von ihnen 
überreichten Kollektivnote sich selbst auf diesen 
Standpunkt gestellt und somit die Forderungen 
Bulgariens als gerechtfertigt und begründet er 
klärt. 
2. hat der vom Ministerium Kiamil ein 
berufene Große Rat sich selbst für die An 
nahme des in der Kollektivnote der 
Mächte ausgesprochenen Rates ent 
schieden. Bulgarien kann daher nicht 
annehmen, daß diese Entscheidung 
durch das neue Ministerium umge 
stoßen werden würde. 
3. Will Bulgarien mit der Tür 
kei ein für allemal alle Streitgründe 
für die Zukunft aus der Welt schaffen. 
Es macht gar keinen hehl daraus, 
daß, falls Adrianopel heute türkisch 
bliebe, der Krieg in einigen Jahren 
doch wieder ausbrechen würde. Das 
will Bulgarien vermeiden, denn das 
Streben seiner Regierung geht dar 
nach, den Frieden mit der Türkei 
auf einer Basis zu schließen, die 
nicht nur dem jetzigen Kriege ein 
Ende macht, sondern auch eine dau 
ernde und aufrichtige Freundschaft 
zwischen beiden Staaten verbürgt. 
Bulgarien erklärt, aus diesen drei 
Gründen sei es vollkommen aus 
geschlossen, daß es auf Adrianopel 
verzichte. Ohne Adrianopel kein 
Frieden, das ist der Standpunkt 
Bulgariens. 
Am 28.Januar 1913 nachmittags 
konferierten die Delegierten der Bal 
kanstaaten, nachdem ihr Beschluß 
vom 26. auf die Türkei ohne jede 
Wirkung geblieben war, 3 Stun 
den, verfaßten und unterzeichneten 
folgende Rote: 
An Ihre Exzellenzen, die Herren bevoll 
mächtigten Delegierten der hohen Pforte zur 
Friedenskonferenzl 
Da die Bevollmächtigten der Verbündeten 
Staaten seit Unterbrechung der Arbeiten der 
Friedenskonferenz durch 3 Wochen hindurch ver 
geblich eine Antwort der ottomanischen Bevoll 
mächtigten auf ihre letzte Anfrage erwartet 
haben und da die in Konstantinopel einge 
tretenen Ereignisse die Hoffnung, zum Friedens 
schluß zu gelangen, auszuschließen scheinen, 
sehen sie sich zu ihrem großen Bedauern ge 
nötigt, zu erklären, daß die am 16. Dezember 
vorigen Jahres in London begonnenen Ver 
handlungen am 28. Januar in London abge 
brochen sind. 
Das Schriftstück war von allen Delegierten 
der Balkanstaaten, beginnend mit Dr. Danew, 
gezeichnet. 
Der serbische Geschäftsträger Gruic traf am 
29. Januar um 3 Uhr nachmittags im Carlton 
Hotel ein und wurde von einem Sekretär der 
türkischen Mission empfangen und in die Ge 
Bulgarische Freischärler. 
mächer Reschid Paschas geleitet, dem er in 
formeller Weise die Rote der Verbündeten über 
reichte. Gruic begab sich sodann sofort in das 
Auswärtige Amt, um dem Staatssekretär Grey 
eine Kopie der Rote zu überreichen. 
Die Überreichung erfolgte zugleich mit der 
Überreichung eines Schreibens, das folgenden 
Wortlaut hatte: 
Wir beehren uns, Eurer Exzellenz eine 
Kopie der Rote zu übersenden, mit welcher die 
Bevollmächtigten der verbündeten Staaten ihren 
Exzellenzen, den ottomanischen Bevollmächtigten 
Baltankrieg. II. 
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