Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Österreich-Ungarn und Serbien, Bulgarien und Rumänien. 
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ein schmaler Uferrand, mit ein paar armseligen 
türkischen Dörfern. Unsere Forderungen sind 
mastig gehalten, weil wir auf ein freundschaft 
liches Übereinkommen mit Bulgarien rechnen. 
Sollte aber der Weg der Freundschaft sich als 
ungangbar erweisen, so behalten wir uns eine 
entsprechende Änderung unserer Forderungen vor, 
wie dies allgemeiner Kriegsbrauch ist. 
Unsere Forderungen gründen sich nicht etwa 
darauf, dast Silistria eine so starke rumänische 
Bevölkerung hat. Wir Rumänen sind M sehr 
Realpolitiker. Wir wissen, wie bunt durcheinander 
gewürfelt die Rationen an der unteren Donau 
und dem Balkan leben. Sehen Sie sich diese 
Karte an, sie ist eine russische ethnographische Karte 
dieser Länder und den Rumänen nicht )u 
völkerung. Mer sie nehmen sich die ägäischen 
Küstenstädte, die, wie die griechischen Delegierten 
berechnet haben, auch ohne Saloniki 200.000 
bis 300.000 Griechen umfassen. Gar nicht?u 
sprechen davon, dast die Verbündeten es als 
ihr natürliches Recht betrachten, kompakte Massen 
albanesischer und kutzowalachischer Bevölkerung 
sich anzugliedern. 
Ja, die Bulgaren tun noch mehr: sie er 
zählen, dast es im rumänischesten Rumänien 
bulgarische Städte gibt, auf die sie aber grost- 
mütig vernichten. Es liegt wohl nur ein Mist- 
verständnis vor, wenn behauptet wird, die bösen 
Rumänen verlangen sogar Giurgewol Giurgewo, 
das immer nu Rumänien gehört hat, seit es 
im 12. Jahrhundert von den Genuesen als die 
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I Gebietsforderungen 
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Die rumänischen Gebietsforderungen. 
günstig. Mer selbst diese Karte neigt n- B. in 
Serbien nwischen der Donau und dem Unter 
lauf der Morawa und des Timok eine groste 
Enklave rumänischer Rationalität nicht weit von 
Regotin, dann weiter donauabwärts, in Bul 
garien, Mischen Lompalanka und Rikopolis 
eine andere rumänische Enklave. 
Erheben wir etwa Anspruch auf diese Ge 
biete? Mit Nichten. Erheben wir territoriale 
Ansprüche auf die europäische Türkei, weil dort 
unsere Stammesbrüder, die Momunen oder Kutzo- 
walachen, fast überall sitzen, bis in das Gebiet ober 
halb Serres hinauf, das den Bulgaren zufallen 
wird? Mit Nichten. Mer die Bulgaren kehren 
den Spiest um, sie gönnen uns nicht das Stück 
chen an der Donau mit seiner überwiegend 
türkischen und zum Teil auch rumänischen Be- 
Festung San Giorgio gegründet wurde! Tat 
sächlich aber erzählen die Bulgaren, dast Städte, 
wie die genannte oder Krajowa, das man als 
die Wiege Rumäniens bezeichnen könnte, oder 
plojesti, das so nahe an unseren Bergen liegt, 
der Rationalität nach eigentlich bulgarisch seien. 
Es fällt mir wahrlich schwer, da meine 
Fassung zu behaupten. Gewist gibt es in diesen 
Städten viele Bulgaren, nämlich Flüchtlinge, 
die seinerzeit der türkischen Knechtschaft ent 
ronnen sind und von den Rumänen gastfreund 
lich aufgenommen wurden. 
Und das führt mich zu dem Punkt, der mich 
hoffen macht, dast die Bulgaren sich doch besinnen 
und ihre Dankesschuld an uns nicht ganz auster 
acht lassen werden. Durch alle Jahrhunderte, 
da die Türken den ganzen Südosten Europas
	        
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