Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die internationale Situation. 
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serbische Gesandte, Dr. Spalajkovic, machte 
um die gleiche Zeit einem Korrespondenten 
folgende Mitteilung: 
Ich war in Nisch mit Herrn pasic, der von 
Usküb kam, eine Stunde zusammen und holte 
mir Instruktionen bezüglich des bevorstehenden 
Waffenstillstandes. Die Bedingungen, die Ser 
bien im Einvernehmen mit den Verbündeten 
an die Türkei stellt, wurden heute vom bul 
garischen Gesandten auch namens Montenegros 
Herrn Geschow telegraphiert. Ich selbst treffe 
noch heute mit Herrn Geschow zusammen. 
Unsere wichtigste Bedingung ist, das) die 
Türkei alle Truppen zurückzieht, dies unter der 
Kontrolle der Balkanstaaten. Ich glaube, das) 
dies auch Bulgariens Vorbedingungen sind. 
Natürlich war in Msch auch von der Reise 
Dr. Danews die Rede. Dr. Danew hat für 
uns plaidiert, er hat sich sogar mit Feuer unserer 
Sache angenommen und hofft auf Grund des 
ihm bereiteten glänzenden Empfanges auf aller 
besten Erfolg. Mir haben den Eindruck, das) 
Österreich-Ungarn unsere Situation zu würdigen 
wissen wird. Für uns Serben war es bequemer, 
das) Bulgarien für uns spricht. 
Leider haben vor dem Kriege Klischees bei 
den europäischen Diplomaten eine größere Rolle 
gespielt als reale Wirklichkeit. Hätte vor dem 
Kriege ein Diplomat die Zertrümmerung der 
europäischen Türkei vorhergesagt, so hätte man 
über diesen Scherz gelacht. Wir haben wahr 
haftig ehrlich mitgeholfen, ein Kreuz auf den 
Halbmond zu legen. 
Betrachten Sie auf der Landkarte die drei 
Linien, welche wir in drei Wochen durchmessen 
haben. Vom Norden nach Saloniki, vom 
Rdriatischen zum Schwarzen Meer, sie bilden 
ein Kreuzzeichen. 
Eine der wichtigsten Grundlagen unseres 
Rllianzvertrages ist, das) uns ein freier Kontakt 
mit dem Meere geschaffen wird. Schon aus 
geographischen Gründen hat Serbien darauf 
verzichtet, den Krieg zum Agäischen Meer 
hinüberzuspielen. Die albanesische Frage ver 
dient, ernst und lange studiert zu werden; eine 
dauernde Lösung mus) resultieren, welche 
Österreich-Ungarns Interessen am besten ent 
spricht. Man müßte praktisch sein. 
Es muß vermieden werden, daß ein auto 
nomes Albanien das Foyer zukünftiger Konflikte 
der Balkanstaaten untereinander, wie auch 
Österreich-Ungarns und Italiens werde. Man 
sollte sich nicht damit beeilen, die Autonomie als 
eine Lösung zu betrachten. Die Frage ist noch 
nicht reif und vielleicht könnte man davon später 
sprechen, wenn eine Administration schon ein 
gerichtet ist. Es wäre vielleicht für Österreich- 
Ungarn besser, vorteilhafter, sich mit den Balkan 
staaten zu verständigen, um eine Lösung zu 
finden, die den Balkanstaaten und Österreich- 
Ungarn in gleicher Weise entspricht. 
Ich selbst war vielleicht manchmal ein poli 
tischer Gegner, nie aber ein Feind Österreich- 
Ungarns, von dem wir unser Wohl erwarten, 
nicht von anderer Seite. Alljährlich bin ich mit 
meiner Familie in Österreichs Gebirgen, bei 
den guten Menschen, die so ehrlich denken und 
sprechen. 
Wir Balkanstaaten könnten ja den Alba- 
nesen große Konzessionen machen, indessen muß 
es uns unsere Würde verbieten, von ihnen 
Konzessionen zu erbitten. Serbien will und wird 
nie eine Flotte haben, die keinen Zweck hätte, 
da wir niemals wie Bulgarien oder Griechen 
land eine breite Meeresküste haben werden. 
Von der Errichtung eines Kriegshafens kann 
keine Rede sein, selbst wenn dies, was ich 
kategorisch verneine, unsere Wünsche wären. 
Dies könnte wirklich für einen Handelsverkehr, 
den wir zu unterhalten wünschen, gleich- 
giltig sein. 
Glauben Sie mir, ich spreche genau so, wie 
meine Regierung denkt. Gibt uns die Freund 
schaft Österreich-Ungarns einen Handelshafen, 
nicht auf fremden, sondern auf unserem Gebiet, 
wird unsere Dankbarkeit unendlich sein. Die 
adriatische Frage ist unsere Lebensfrage. Wie 
kann man sich unsere Unabhängigkeit denken, 
wenn unser Handelsverkehr ewig vom guten 
Willen unserer Nachbarn abhängt? Selbst das 
kleine Montenegro hat seinen Hafen. Der freie 
Zugang zu dem Meere ist für uns eine Ehren 
sache. Erhalten wir Satisfaktion, so leben und 
sterben wir für Österreich-Ungarn und wollen 
eventuell auch eine Zollunion abschließen. Wird 
unser natürliches Verlangen nicht erfüllt, so ist 
die ganze öffentliche Meinung Serbiens gegen 
Österreich-Ungarn. Wer soll sie eindämmen? 
Zeder selbständige Staat muß seine Verteidigung 
sicherstellen können. Was gilt ein Staat, der 
sich nicht seine Kriegsmaterialien bringen kann? 
In dieser Hinsicht wollen wir von ganz Europa 
unabhängig sein. In den letzten sechs Jahren 
hat Österreich-Ungarn nie erlaubt, daß auch nur 
eine für Serbien bestimmte Patrone die Mon 
archie passiert. Wir mußten uns an die Türkei, 
unseren Erbfeind wenden. 
Ist es nicht ein Hohn, uns von einem selb 
ständigen Albanien abhängig zu machen? Diese 
Bahn ist ja sehr wertvoll für uns, aber unsere 
Unabhängigkeit bedeutet sie nicht. Übrigens sind 
die Albanesen ein mittelalterlicher Volksstamm, 
mit dem wir immer Schwierigkeiten hätten. 
Ewig müßten wir dort um Gnade bitten. Zur 
Zeit der Annexion Bosniens und der Herzego 
wina zeigte es sich, worin Serbiens Lebens 
frage besteht. Damals hatte Serbien ein offi 
zielles Programm betreffs territorialer Kompen
	        
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