Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die internationale Situation. 
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Ursachen zu späteren Komplikationen bilden 
könnten. 
Die vier Balkanstaaten gehen im voll 
ständigen Einvernehmen vor, denn nur so kann 
erreicht werden, das) ein jeder das Gebiet er 
hält, das er notwendig hat. 
Einem anderen Korrespondenten erklärte pa- 
sic am gleichen Tage: 
Serbien wird, was immer geschieht, durch 
Albanien an die Adria marschieren und Häfen 
besehen. 
Die zwei österreichischen Gegenvorschläge, 
das) Serbien an das Agäische Meer gehen oder 
einen dalmatinischen Hafen benutzen solle, 
sind unmöglich, ebenso die Autonomie Alba 
niens. 
Ein Zollverein zwischen Österreich-Ungarn 
und den Balkanstaaten mag eine Sache der 
Zukunft sein, ist aber gegenwärtig ausgeschlossen. 
Auch eine internationale Führung der Bahnen 
in der europäischen Türkei ist nicht diskussions 
fähig. Die Balkanföderation wird die Zukunft 
der Bahnen regeln und ohne Zweifel sich mit 
Österreich-Ungarn über Fracht etc. einigen, aber 
eine Internationalisierung wollen wir nicht 
diskutieren. 
Nus diesen Äußerungen des serbischen 
Staatsmannes geht hervor, wie die Dinge zu 
jener Zeit standen. Sie haben sich freilich ganz 
anders entwickelt, als Herr pasic dachte. Sehr 
interessant zur Charakterisierung der Lage ist 
die Rede, die der gemeinsame Minister des 
Austern Graf Berchtold am 18. Rovember vor 
den Delegationen in Budapest gehalten hat. 
Der Minister führte aus: 
Ich will nicht die Prätension erheben, auf 
die vielen inhaltsreichen Reden zu reflektieren, 
welche im Laufe der Debatte über die aus 
wärtige Politik gehalten worden sind. Cs ist 
von mehr als einer Seite hervorgehoben worden, 
dast die Divergenz der hierbei zutage getretenen 
Anschauungen kein klares Bild erkennen läßt, 
das imstande sein könnte, dem verantwortlichen 
Minister seine Aufgabe zu erleichtern. Ich 
möchte dies nur bedingt gelten lassen. Denn in 
den wesentlichen Richtlinien meiner Politik 
glaube ich mich mit wenigen Ausnahmen im 
Einklang mit der hohen Delegation zu befinden. 
Es sind dies: das treue Festhalten an dem 
bestehenden, fest gegründeten Bundesverhältnisse 
und die konsequente Verfolgung einer mastvollen, 
keine territoriale Expansion anstrebenden, aber 
unsere Interessen fest im Auge behaltenden 
Realpolitik. Die durch die Kriegsereignisse ge 
schaffene Situationsveränderung auf dem Bal 
kan bringt es mit sich, dast wir uns mit der 
Rückwirkung, welche diese Ereignisse auf unsere 
Interessen nehmen dürften, beschäftigen müssen. 
Es ist kein Grund vorhanden, zu zweifeln, 
dast seitens der Balkanstaaten in objektiver 
Einschätzung der Lage mit der hohen Bedeutung 
gerechnet wird, welche der Herstellung eines 
dauernden, gesunden Verhältnisses mit der 
Rachbarmonarchie innewohnen würde. Die 
wiederholten Aussprachen, welche ich kürzlich 
mit dem bulgarischen Kammerpräsidenten Danew 
geführt, haben mich in dieser Auffassung be 
stärkt und mir einen schätzenswerten Beweis 
geliefert von der klugen Politik, welche auch 
angesichts der glänzenden Erfolge der bulgari 
schen Armee den Entschließungen der Staats 
männer des jungen Königreiches zum Leitstern 
dient. 
Die unter den Mächten hinsichtlich einer 
Mediation eingeleiteten Verhandlungen haben 
dazu geführt, dast vor einigen Tagen die Ver 
treter der Großmächte bei den Balkanstaaten 
beauftragt wurden, das bezügliche türkische An 
suchen zum Gegenstände einer Anfrage bei den 
Regierungen der vier kriegführenden Staaten zu 
machen. Die Antworten auf diese Demarchen 
sind uns bis jetzt noch nicht zugekommen. 
Mittlerweile hat sich die Pforte, wie Ihnen 
bekannt, unter dem Eindruck der bedrohlichen 
Lage veranlaßt gesehen, sich direkt an Bulgarien 
wegen Einstellung der Feindseligkeiten zu wenden. 
Mir können die erfreulicherweise eingeleiteten 
Pourparlers nur mit unseren besten Wünschen 
begleiten und haben Grund, vorauszusehen, 
das) die kriegführenden Staaten auf die legitimen 
Interessen anderer Mächte Bedacht nehmen. 
In den Diskussionen der Delegationen wie 
der Presse ist in sehter Zeit die Frage der zu 
künftigen Gestaltung Albaniens im Vorder 
grund gestanden. Wie aus den in der italieni 
schen Kammer seinerzeit abgegebenen Erklärungen 
des damaligen italienischen Ministers des Austern 
bekannt ist, besteht zwischen den Kabinetten von 
Wien und Rom eine Übereinstimmung hinsicht 
lich der künftigen autonomen Gestaltung Alba 
niens. Unsere heutige Politik wie jene Italiens 
geht von diesem Grundsatz aus. 
Wenn die Existenz einer albanesischen Ra 
tion hier von mancher Seite angezweifelt wurde, 
so möchte ich dem gegenüber geltend machen, 
dast die Albanesen unter jahrhundertelangen 
ungünstigen Verhältnissen es verstanden haben, 
ihre nationalen Traditionen und ethnischen 
Eigentümlichkeiten ungeschwächt zu bewahren. 
Wenn wir ihnen nunmehr die Möglichkeit 
bieten wollen, die Segnungen westeuropäischer 
Kultur in erhöhtem Maste sich anzueignen, so 
kann ich ein solches Vorhaben nicht als aus 
sichtslos ansehen. 
Es ist uns wiederholt seitens der Herren 
Delegierten sowohl im Ausschüsse als im 
Plenum mangelnde Voraussicht bei der Ent 
wicklung der Ereignisse auf dem Balkan vorge
	        
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