Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Greuel des Krieges. 
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mit dem Tode bedroht, nachts brach man in 
den Häusern ein, wobei man mit Vorliebe die 
Häuser der türkischen Offiziere wählte, wo die 
Krauen vergewaltigt wurden. 64 Personen, welche 
sich ohne jede Bewaffnung nach Saloniki auf 
den Weg gemacht hatten, wurden bei Madenjeri 
niedergemacht. Die hervorragendsten Moham 
medaner, 59 an der Zahl, wurden nach grau 
samen Koltern getötet. Darunter sind: Ali Aiza 
Effendi und sein Bruder Ami Gasur, Hakki 
Effendi und Bekir Bey, Achmed, der Scheich 
der Mewlewi-Derwische, der Schuhmachermeister 
Achmed Aga, Mehmed Tschausch, Eschrew und 
Mustafa Aga, beides angesehene Kaufleute, drei 
Kinder des Eumer Tschausch, Dschavid Bey aus 
Strumnitza, Hakki Effendi, Sohn des Haffan 
Aga, Juffuf, der Kaffeesieder, der Gendarm 
Iahia, Polizeikommissär Ali Effendi u. a. m. 
Alle Häuser der Mohammedaner wurden ge 
plündert; dasselbe Schicksal widerfuhr den Häu 
sern der Türken in der Umgebung. 
Die Ortschaften Urgandschilar, Popowa, 
Taldschali, Bujuklü, Tschillü, Gensetschellü, 
Surlowa wurden niedergebrannt, die moham 
medanische Bevölkerung abgeschlachtet. Die. 
Mohammedaner der Dörfer Kirbatsch Bala 
und Kirbatsch Sir, ferner von Sineniktscheh 
und Palmesch, die man ebenfalls mit dem Tode 
bedroht hatte, sind zum Christentum über 
getreten. Als die griechischen Truppen dorthin 
kamen, hörten die Grausamkeiten gegen die 
Bevölkerung auf. Auf der Straffe Mischen 
Doiran und Gewgheli wurde 16 Mohammedaner 
durch Geschützfeuer getötet. Aus Urgandschilar 
wird berichtet, daff dort 90 Mohammedaner 
mit Stricken von Hals zu Hals aneinander 
gefesselt und dann mit dem Bajonett nieder- 
gestoffen wurden. Alle früher zum Islam über 
getretenen christlichen Krauen sind wieder ge 
tauft und ihre Männer vor ihren Augen um 
gebracht worden. Zahlreiche Personen sind 
Hungers gestorben, da ihnen alle Lebens 
mittel und das gesamte Getreide weggenommen 
wurden. 
Der Kaufmann, dessen Aame hier wohl 
bekannt ist, behauptet, sich keiner Übertreibung 
schuldig gemacht zu haben; überdies werden 
diese traurigen Vorgänge auch von anderer 
Seite an hiesige Konsulate gemeldet. Im Sand- 
schak Serres sollen von einer mohammedani 
schen Bevölkerung von ungefähr 134.000 Seelen 
an die 20.000 Männer umgebracht worden 
sein. Die bulgarische Landbevölkerung hat das 
Vernichtungswerk der Mohammedaner beson 
ders betrieben, ebenso die bulgarischen Banden, 
die sich überall mit reicher Beute beladen 
haben. 
Die Berichte über diese Greueltaten er 
regten naturgemäff das gröffte Aufsehen in der 
europäischen Öffentlichkeit und die bulgarischen, 
die griechischen und die serbischen Behörden 
sahen sich veranlafft, zu dementieren. Die 
Greuel wurden einfach abgeleugnet und den 
Türken Kreveltaten zur Last gelegt, die schon 
deshalb den Stempel der Erfindung an sich 
trugen, weil die Türken teilweise gar nicht in 
die Lage kommen konnten, in solcher Art zu 
hausen. Gewiff sind auch von mohammedani 
scher Seite Greueltaten verübt worden, aber im 
Vergleich zu denen der verbündeten Balkan 
völker kommen sie gar nicht in Betracht, über 
den Wert der offiziellen und offiziösen Ab 
leugnungsversuche erhielt die „Kölnische Zeitung", 
die sich um die Veröffentlichung dieser haar 
sträubenden Vorgänge ein Verdienst erworben 
hat, aus Saloniki anfangs Zanuar folgende 
Korrespondenz: 
Die Griechen beginnen eine gewisse 
Empfindlichkeit wegen der in verschiedenen 
Blättern von Zeit zu Zeit auftauchenden Aach 
richten zu zeigen, die ihnen unliebsame Ereig 
nisse erörtern oder Tadel ihrer Verwaltung ent 
halten. Ihre, amtlichen Stellen in Athen, 
Saloniki undJ sogar in Wien bemühen sich 
deshalb, diese-'Aachrichten abzuschwächen, oder 
überhaupt in Abrede zu stellen, wodurch aller 
dings Tatsachen nicht aus der Welt geschafft 
werden können. Zuerst muffte sich der Groff- 
rabbiner von Saloniki dazu bequemen, dem, 
Prinzen Aikolaus einen Brief zu fchreiben- 
womit er sozusagen die schwersten Anschuldi 
gungen widerrief, die gegen die.griechischen 
Soldaten namens der hiesigen von ihnen zu 
Beginn der Besetzung Salonikis arg bedrängten 
Israeliten erhoben worden waren. Dieser Brief 
wurde durch die „Agence d'Athenes" und die 
Wiener griechische Gesandtschaft nach Kräften 
ausgeschrotet, galt es doch, dadurch zu be 
weisen, wie unrecht man den griechischen Sol 
daten getan hatte. Wer davon wuffte, welche 
Bewandtnis es mit diesem Briefe hatte, dachte 
ganz anders darüber. Hussein Hilmi Pascha, 
der gegenwärtige türkische Botschafter in Wien, 
hat von Berichten erzählt, die vom französischen 
Gendarmerieoberstleutnant Koulon stammen, der 
sich bislang in türkischen Diensten befand. Was 
die türkischen Offiziere nach der Übergabe 
Salonikis ausgestanden haben, was man sich 
den armen, entwaffneten türkischen Soldaten 
und Gendarmen gegenüber von griechischer 
Seite erlaubt, das wieder aufzuwärmen wäre 
abgeschmackt, doch ist es in jedermanns frischester 
Erinnerung. Aber den Griechen paffte es nicht, 
daff solche Äußerungen von derartiger Stelle 
an die Öffentlichkeit kamen und nun wurde 
auch Oberstleutnant Koulon zu einem „Dank-
	        
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