Die Greuel des Krieges.
□□
11Y
scheu Unfähigkeit des Generals Mahmud
Mukhtar Pascha (des Sohnes von Mukhtar
Ghazi, vormals Marineminister der Iung-
türken) eine schwere Menge Gefangene. Ihr
Transport über die Pässe von Vaisal und
Kaibiljar bereitete uns viel Schwierigkeiten,
hemmte die Beförderung von Proviant und
Munition über die Saumpfade des Gebirges
für die Armee Kutintschews und entfernte
mehrere Bataillone auf die Dauer einer Woche
vom Dienst vorm Feind. Der General Michel
Sawow befahl darum, daß keine Gefangenen
mehr gemacht werden.
Bei Bunar Hissar hatten uns die Türken
durch das Aufziehen der weihen Fahne ge
täuscht; als unsere Offiziere vor die Front
traten, um mit den gegnerischen Offizieren be
treffs der Übergabe zu verhandeln, eröffneten
die Türken ein mörderisches Schnellfeuer, da
durch verloren 2 Ba
taillone alle ihre
Offiziere und wurden
beinahe aufgerieben.
Der General befahl
darum, dah jede mit
weißer Fahne han
tierende Türkentruppe
bis auf den letzten
Mann niedergemacht
würde.
Unsere Trainzüge
erhielten oftmals aus
verlassenen Hütten
Feuer, wo sich flüch
tige Türken verborgen
hielten. Der General
befahl, dah von Lüle,
Viza und Sarai süd
wärts alle Hütten und Häuser auf dem Wege
nach Aodosto und Tschataldscha niedergebrannt
werden sollten. Auf den Einwand, dah jene
Hütten voll Fuhkranker, halbverhungerter Vach-
zügler der 5 Türkenkorps lägen, bemerkte
der General: „Um so besser)"
Bis zum Abend des ersten Schlachttages
zwischen Lüle und Sofular lasen wir noch viele
Verwundete der Türken auf, wie auch bei Kirk-
kiliffe. Da wir jedoch an Verbandzeug und Medi-
zinalien Vot litten, so befahl der General: „Die
türkischen Verwundeten sollen getötet werden."
Auf meinem letzten Melderitt begegnete ich
einem türkischen Offizier, der, am Knie schwer
verwundet, sich nicht mehr weiter schleppen
konnte; ich zog meinen Aevolver. Der Ver
wundete redete mich in französischer Sprache
an und sagte: „Ich trage eine größere Geld
summe bei mir, Brillantring und goldene Uhr.
„Ihre Annahme ist uns bei Todesstrafe
verboten)"
„Ich weih das, Sie find Offizier und Sie
sollen diese Werte auch nicht für sich behalten,
sondern dem Konsul meines Vaterlandes in
Sofia übergeben samt einem Brief an meine
Familie. Ich bin kein Türke."
„Das habe ich erraten. Sie sind ein Preuße
aus der türkischen Kriegsschule des Goltz Pascha
und Sie, ein Sohn des hochzivilisierten deut
schen Volkes, kämpfen ums Geld gegen Christen,
die ihre Stammesbrüder aus der scheußlichsten
Sklaverei und Barbarei befreien wollen . . .
Und ich soll den Briefträger für dieses Blut
geld eines Söldners machen? Ich kann bei
Todesstrafe Ihre Bitte nicht erfüllen. Der
General befahl, Sie zu töten . .
Ich schoß und er war auf der Stelle
tot . . .
Das erzählt ein bulgarischer Offizier, der
so viel Bildung besitzt, daß er Französisch ver
steht) „Der General
befahl!" Die Gefan
genen werden nieder
gemacht, die Ver
wundeten desgleichen!
So hat man. vor
Jahrhunderten Krieg
geführt. Bulgarien,
das die Ambition be
saß, halbwegs für
einen Kulturstaat gel
ten zu wollen, mordet
Wehrlose, läßt seine
reguläre Armee
Henkerdienste verrich
ten) Es ist fast un
glaublich, aber es be
stehen zu viel Be
weise dafür, daß der
artige Scheußlichkeiten an der Tagesordnung
waren. Wundert man sich dann noch, wenn die
Banden, deren Handwerk ohnehin der Mord
war, erst recht ein Vergnügen daran fanden,
in Blut zu waten?
Fahren wir fort) Unterm 14. Dezember ließ
sich die „Kölnische Zeitung" folgende Episode
berichten:
Saloniki war heute der Schauplatz auf
regender Vorgänge, die glücklicherweise unblutig
verlaufen sind. Im Frankenviertel, gegenüber
bem alten Hotel Colombo, befindet sich eine
bulgarische Druckerei, welche die Zeitung „Bul-
garia" herstellt. Dieses Blatt hat es sich in
den letzten Tagen zur Aufgabe gemacht, die
Griechen aufs schärfste anzugreifen und sollte
deshalb gesperrt werden. Dies ließ sich aber
nicht so leicht ausführen, denn vor der Druckerei
stand ein bulgarischer Posten und außerdem
sind die meisten Arbeiter den bulgarischen
Soldaten entnommen. Selbst ein stärkeres Auf-
Slawische Mohammedaner.