Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Greuel des Krieges. 
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MM Übertritt MM Christentum gezwungen. An 
gehörige der einheimischen christlichen Bevölke 
rung leisteten den Komitatschis bei ihren scheuß 
lichen Treiben Hilfe, plünderten auf eigene 
Zaust und nahmen Rache an Moslims, mit 
denen sie verfeindet waren. 
9m Kreis Kumanovo wurden nur 44 christ 
liche, dagegen 302 mohammedanische Häuser 
niedergebrannt. Vor dem Einmarsch der Serben 
plünderte die christliche Bevölkerung die Häuser 
und Läden der Moslims, die sich nach Usküb 
gerettet hatten. Die Moschee in Kumanovo wurde 
in die Luft gesprengt. Später sind die Flücht 
linge nach ihren Wohnsitzen Mrückgekehrt, 
fanden aber kein Obdach und irrten hungernd 
und frierend umher, so daß viele den Ent 
behrungen erlagen. 31 albanesische Dörfer 
wurden dem Erdboden gleichgemacht bis auf 
wenige Gebäude. Als die Serben auf Kö- 
prülü vorgingen, eilten ihnen Banden voraus, 
die überall sengten und plünderten. Zwei starke 
serbische Banden drangen von Tikwesch auf 
Prilep vor und verbreiteten unterwegs Schrecken 
und Verwüstung, besonders einige von Bos- 
niaken bewohnte Dörfer wurden der Schau 
platz blutiger Vorgänge. 9m Bezirk Kafadar, 
der nach amtlichen Angaben 98 Ortschaften 
Mhlt, sind 31 Dörfer fast ganz zerstört und 
alle türkischen Grundbesitzer, die nicht geflohen 
waren, selbst die, welche mit den bulgarischen 
Banden ein Abkommen über den Schuh ihrer 
Anwesen getroffen hatten, wurden niedergemacht. 
Das gleiche Los traf die Mohammedaner von 
Drenovo, und auf dem Weg nach Palekura 
sah man die frischen Gräber, aus denen die 
Köpfe von Türken, die bis an den Hals ein 
gegraben waren, hervorschauten. 9n dem Ge 
biet Mischen Struma und Mesta trieben die 
bulgarischen Banden von Dedo Dontschow, 
Tane Aikolow, Karamphilow und Michailow 
ihr Wesen und mordeten die Pomakenbevölke 
rung bis Mr Hälfte ab. Da die türkischen Truppen 
keinen ernsten Widerstand leisteten, fielen Mel- 
nik, Vewrokop und Demir Hissar schnell in 
feindliche Gewalt. Viele Pomaken wurden ge 
tötet, andere Mangsweise M Christen gemacht. 
Demir Hissar wurde geplündert, in Schugovo 
mordete man alle Moslims, in Wetreni 250, in 
Mescheli, dessen Vamen die Bulgaren in Varna 
umänderten, alle Mohammedaner, im Bethaus 
von Metschnifchta 25. 9n Serres wurden, an 
geblich auf Veranlassung von Sandansky, die 
griechischen und bulgarischen Gefangenen frei 
gelassen und Mgen nach dem aus ungefähr 
200 Häusern bestehenden Dorf Ormalue, wo 
die Mohammedaner vollständig ausgeraubt und 
dann schrecklich umgebracht wurden. Serres 
selbst wurde ohne Kampf eingenommen, die 
Untaten blieben jedoch nicht aus und noch vor 
einigen Tagen klagte man über bulgarische 
Gewalttaten. Als eines Tages ein Soldat von 
einem unbekannten Täter erschossen wurde, fand 
eine 7 ständige Plünderung statt, wobei viele 
Mohammedaner getötet und Frauen und Mädchen 
entehrt wurden. Genau dieselben Vorgänge er 
eigneten sich in Langasa. 9n Wisoka, einem 
Orte von etwa 400 Häusern, fielen an 500 
Mohammedaner bis ;u Knaben von 13 Jahren 
der Bande Dumbalokows Mm Opfer und 
Frauen und Mädchen wurden geschändet. 
Dumbalokow und seine Spießgesellen konnte 
man später mit goldstrohenden Beuteln in 
Saloniki sehen, wo sie in den ersten Mode 
geschäften Einkäufe machten. Schlimm ging es 
auch in den Gegenden Doiran und Kilkisch M. 
Ein türkischer Ar)t hatte sich bereit erklärt, 
Christ M werden; er wurde Vikola getauft und 
abgeschlachtet, während seine Frau einem bul 
garischen Offizier Mm Opfer fiel. 9n Kurkutovo 
metzelte man alle Moslim nieder, Männer, 
Frauen und Kinder, nur hübsche, junge Mädchen 
wurden verschont, um getauft M werden, und 
als sich eins weigerte, wurde es erschossen. Die 
Frauen und Mädchen verbrannte man in der 
Moschee. 9n Escheklue wurden die 60 Häuser 
angezündet, nachdem man sie geplündert hatte, 
die Männer erschlagen, 13 junge Mädchen ver 
gewaltigt, lebend in eine Grube geworfen und 
dann verscharrt. Tane Mkolow ist wegen dieser 
Grausamkeiten wohl einmal eingesperrt aber 
bald wieder freigelassen worden. In Bogdaniha 
schloß man 60 Moslims in eine Moschee und 
metzelte sie dann nieder. 9n der Gegend von 
Monastir hat der Bandenführer Tschakalarow, 
der von den Aufständen 1902/03 bekannt ist, 
die meisten Untaten begangen. Um Krupischta 
wurden alle mohammedanischen Orte zerstört 
und die männlichen Einwohner niedergemacht. 
9m Moglenagebiet blieb kein mohammedanisches 
Dorf verschont. 9n petrovo bei Demir Hissar 
konnte es eine Mutter nicht mehr mitansehen, 
wie ihre Tochter von den Soldaten vergewaltigt 
wurde, sie ergriff ein Gewehr und schoß auf die 
Bulgaren und nun folgte eine allgemeine 
Metzelei. Alle Frauen und Mädchen sperrte 
man in ein Haus und verbrannte sie. Uber alle 
diese Unmenschlichkeiten liegen auf den hiesigen 
europäischen Konsulaten lange Berichte. Mensch 
licher sind im allgemeinen die Griechen ge 
wesen. Man kann sich denken, in welch furcht 
barer Vot und Elend sich die mohammedanischen 
Flüchtlinge befinden, die hieher gekommen sind, 
und eilige Hilfe tut not. Sie haben alles ver 
loren und manche können nicht einmal mehr 
weinen.
	        
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