Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Greuel des Krieges. 
□□ 
111 
welcher Staat hätte es abzulehnen gewagt, den 
gräßlichsten Schlächtern der modernen Geschichte 
in den Arm M fallen, auch wenn diese Mit 
brüder in Christo? 
Nach 3 Wochen des Schreckensregiments 
hatten die Herren Bulgaren endlich die Ge 
wogenheit, die sogenannte Ordnung wieder herzu 
stellen. Die lieben Landsleute und Mitchristen, 
die Komitatschis, waren mit ihrer Beute abge 
wogen und es blieb die von den Bulgaren so 
aufrichtig verachtete griechische Mily. Von 
dieser wurden, um „ein Exempel xu statuieren", 
bexiehungsweise um Europa Sand in die Rügen 
w» streuen, ein paar erschossen und vier andere 
öffentlich mit Nuten gestrichen. Die Hunderte 
waren. Wir entnehmen dem Berichte das 
Folgende: 
Unausgesetzt laufen Nachrichten von Un 
taten ein, die sich beim Einmarsch der Ver 
bündeten ereignet haben. Sie sind in erster 
Linie von den bulgarischen Komitatschis ver 
übt worden, die sich den Truppen angeschlossen 
hatten. An den Bewirken von Kratovo und 
Kotschana haben die Banden des Krfte aus 
Kumanovo, Spiro Diliow aus Usküb, Ale- 
xandrow aus Istip, Tscherneview u. a. fürchter 
lich gehaust, in 9 Dörfern des Kreises Kratovo 
wurden 162 christliche und 200 mohammedani 
sche Häuser verbrannt, das Dorf Gradeh mit 
500 Wohnhäusern und Gebäuden war durch 
Kawalla am Azoischen 3Necr. 
und Aberhunderte wehrloser Türken aber, die 
man im Namen der christlichen Humanität ab 
geschlachtet, die Ärmsten weckt niemand mehr 
auf . . . 
Schande, Schande über dich, Europa. 
Dieser temperamentvolle Aufschrei eines 
Mannes, der mit eigenen Augen Unerhörtes 
gesehen, hat Seitenstücke. Auch in anderen 
Blättern wurde, wenn auch in ruhigerer Form, 
über die Greueltaten berichtet, und Mar von 
einwandfreier Seite, deren Glaubwürdigkeit 
keineswegs anwuwweifeln ist. So brachte die 
„Kölnische Zeitung" eine eingehende Schilde 
rung der Greueltaten aus Saloniki, mit Daten, 
die durch kein lahmes Dementi wu widerlegen 
Artilleriefeuer werstört worden, hinterher schlach 
teten die Komitatschis noch die ganwe moham 
medanische Bevölkerung bis M den kleinen 
Kindern ab. Das gleiche Schicksal traf die 
Dörfer pischitza, podluk und Doleni bei Istip 
und Jstipani. Im Kreise Kotschana sind in 
6 christlichen und 5 mohammedanischen und 
einem gemischten Dorf 138 christliche und 595 
mohammedanische Häuser niedergebrannt worden, 
in dem Kreise Istip in 40 Dörfern nur 48 christ 
liche und 264 mohammedanische Häuser. In 
diesen beiden Kreisen waren während der 
Mobilmachung 306 Bulgaren und 13 Moham 
medaner getötet worden. Später wurden alle 
Moslim, die sich nicht durch die Flucht retten 
konnten, teils umgebracht, teils ausgeplündert 
bis aufs letzte und mißhandelt, manche auch
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.