Volltext: Neue Wiener Localfresken

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Weiß , weiß! Was ist es denn aber sonst mit dem 
Suchenwirt? Ist er vielleicht ein Klassiker? Da müßte ich 
ihn ja für meine Bibliothek anschaffen. Was glauben Sie? 
„Ich glaube, wenn Sie über unsre Fürsten der da¬ 
mahligen Zeit etwas recht Treues und Schönes lesen wol¬ 
len, von dem Ritterwesen, den Turnieren, von Jagd, 
Hoffesten, iKriegssachen, von jenen Sitten und Gewohn¬ 
heiten, vorzüglich von den Heereszügen gegen die heidni¬ 
schen Preußen." 
Die Preußen? Waren denn die noch Heiden? 
„Sie spaßen wohl, Freund. Sollten Sie schon ver¬ 
gessen haben, daß auch wir gegen dieses ihr Heidenthum 
gekämpft, wie der große Ottokar, der Königsberg gegrün¬ 
det hat. Sie werden noch ganz andere Dinge erfahren, 
wenn Sie den Suchenwirt lesen, zum Beyspiel über die 
Moden der damahligen Wiener-Stutzer; und sür Kleider, 
Freund, interessiren Sie Sich ja sehr." 
Nu, das versteht sich. Schon möglich, daß ich mir 
den Suchenwirt kaufe. Wer sagen Sie mir, wie ist es 
denn dem Menschen eingefallen, Gedichte zu machen, und 
als Hausherr schon gar? 
„Innerer Drang, Freund, Begeisterung." 
Hat es ihm denn Etwas eingetragen? Hat er denn 
einen Verleger gefunden? 
„Die Verleger waren damahls noch nicht erfunden, 
waren erst ein Saculum später entstanden. Eingetragen 
hat ihm seine Muse blutwenig. Er sang der Ehre wegen.' 
Er zog an die Höfe der kunstliebenden Fürsten, und trug 
ihnen seine Gesänge vor, nach Art der Meistersänger."
	        
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