Volltext: Neue Wiener Localfresken

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Naivität, ganz ohne alle Scrupel sah man hier an ein 
und demselben Tisch den ehrsamen Bürger oder Gewerbs- 
mann mit Weib und Töchtern in aller Bonhommie mit 
einem solchen Därnlein schmausen und plaudern; sein Sohn 
tanzte wohl auch ganz unbedenklich mit dieser Grazie, 
und schäckerte mit ihr. 
Die Speisen und Getränke waren auf Hausmanns¬ 
art, nicht ordinär, nicht sein; die Preise billig. Die Musik 
konnte man eine gute nennen, besonders in jenen Jahren^ 
wo Pechatscheck und Wilde auf dem Orchester thronten. 
Damahls tanzte man noch häufig Menuette, bis dieser 
von dem sanguinischeren Langaus verdrängt wurde. Mit 
der Aufwartung konnte man zufrieden seyn; Moraus, der 
Wirth sah überall nach, selbst bey der,Tanzordnung; mit¬ 
ten unter die elegantesten Leute trat er da, sein violett¬ 
farbiges Sammtkäppel auf dem Kopfe, eine abgetragene 
graue Hausjacke an, ein verbrauchtes aber stets rein ge¬ 
haltenes blauleinwandenes Vortuch darüber, kurz in einer 
Tracht, deren sich heut zu Tage der gemeinste Hausknecht 
schämen würde. Mit einer Handbewegung, mit einem Hauch 
beherrschte dieser brave Mann Alles. Ein eigener Sicher- 
heits-Commissär in Uniform war in früherer Zeit wohl 
nicht zugegen. 
Die Lustigkeit nach allen möglichen Schattirungen 
erreichte oft einen hohen und sehr hohen Grad; aber es 
hatte nichts zu bedeuten, und blieb meistens ohne Folgen. 
Dieses Asyl der Schlarafferey besteht jetzt beym Sperl, 
aber lange nicht so einfach, so natürlich, so ungenirt, 
am wenigsten so wohlfeil. Gegen die Mehlgrube ist das
	        
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