Volltext: Neue Wiener Localfresken

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doch die Polizey nicht so neugierig seyn, und nachschlei¬ 
chen, um zu sehen, ob der junge Herr nicht etwa aus 
Irrthum an die Thüre des Stubenmädchens gekommen sey; 
da man hingegen bei minder honetten Mädchen in keinem 
Zimmer und zu keiner Stunde sicher war. — Seitdem aber 
die Regierung nicht so strenge mehr nachspürt, ist der 
Werth der Stubenmädchen um Vieles gefallen, und, we¬ 
nige Ausnahmen abgerechnet, sind sie jetzt wieder in dem 
Zirkel, wohin sie gehören. Sie machen die Maitressen der 
Jäger, Läufer, Lakaien, Leibhusaren; und besonders der 
Kaufmannsdiener in den Seiden- und Galanterieläden. Da 
sie die Putzmaterialien für ihre Frauen von dort zu holen 
haben, so fällt manche Elle Zeug, Band, Spitzen rc. 
nebenhin. Dafür darf der Ladenjunker Sonntags kommen, 
das gutwillige Ding im Fiaker auf das Land führen, und 
ihr — wie Uorik die Schuhschnalle festmachen. 
Herr Rautenstrauch hat im Jahre 1781 einen gar¬ 
stigen Prozeß gegen die Stubenmädchen angefangen; aber 
die Dingerchen fanden ihre Advokaten. Das ganze galante 
Wien nahm an der Fehde Theil. Man schrieb zwanzig 
Broschüren für die guten Mädchen; und wen diese pa- 
piernen Beweise von ihrer guten Sache nicht überzeugen 
konnten, den hätten sie nöthigen Falls gewiß in eigener 
Person von ihren Vorzügen überwiesen Merkwür¬ 
dig ist. daß gerade zur nähmlichen Zeit, wo man in Wien 
für die Stubenmädchen die Federn stumpf schrieb, eben 
) dieß in Berlin sür ein altes Gesangbuch geschah." 
Wir erlauben uns, die Meinung zu hegen, daß die 
so eben vorgeführte Schilderung unsern Lesern zugesagt 
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