Volltext: Neue Wiener Localfresken

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schwer seyn, Robespierre „eine Lobrede zu halten." Der 
Naturdichter bemerkt, Sonnenfels sey ihm so hart zu Leibe 
gegangen, wie zu Josephs Zeiten den Wienern. 
Mit Kotzebue, der damahls von seiner italienischen 
Reise den Rückweg nach Berlin über Wien genommen, 
hatte Hiller eine Unterredung, welche die Tyroler und den 
Lurus betraf. Kotzebue nahm die Erstern in Schutz, und 
äußerte, was den Letztem betrifft, den Hiller als eine 
Frucht des Reichthums darstellte, die Worte: „Ja, wenn 
Sie es von dieser Seite nehmen, so bereichert der Lurus 
den Staatsbeutel. Aber die Moralität!" 
Hiller besuchte den ehrwürdigen Haydn zu wieder¬ 
holten Mahlen. Bey Ueberreichung des Schwanengesangs 
sagte Haydn, er wolle ihn in Musik setzen; er war so 
gerührt, daß er in Thränen ausbrach. Er schrieb Hillern 
in das Album: „Es ist vollbracht" mit der Musik aus 
seinem Chorale, und darunter die Worte: „Joseph Haydn, 
geschrieben in meinem drey und siebzigsten Jahre." 
Im Uebrigen muß man gestehen, daß, wenn man 
heut zu Tage Hillers Buch liest, es unmöglich ist zu be¬ 
greifen, wie man es vor 40 Jahren auch nur mit einigem 
Interesse habe lesen können. Nur die hie und da vor¬ 
kommenden imposanten Nahmen machen es erträglich; 
sonst ist es so flach und kahl und matt, daß man wieder 
nicht begreift, wie derjenige, welcher es geschrieben, für 
einen Dichter habe gehalten werden können. So wahr ist, 
daß nur Producte von wirklicher innerer Kraft auch im 
Verlaufe der Zeit von Bedeutsamkeit und Interesse blei¬ 
ben ; an solchem Kern aber fehlte es Hillern gänzlich. Er
	        
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