VII.
Fehlleistungen.
Der theoretische Streit, ob es etwas wie eine unbewußte
Vorstellung, ein unbewußtes Gefühl überhaupt geben könne
und ob nicht das Wesentliche einer Vorstellung und eines Ge—
fühls eben das sei, daß man etwas davon wisse oder fühle,
muß den praktischen Psychologen kalt lassen. Sicher ist, daß
es Regungen in uns gibt, die uns nicht bewußt sind und denen
wir dennoch nur gerecht werden können, wenn wir ihnen die
Begriffe: Vorstellung, Gefühl, Affekt und Triebregung unter—
stellen. Das war schon klar, als man sogenannte okkulte
Phänomene wissenschaftlich zu studieren begann, und wurde
durch die Erscheinungen des „posthypnotischen Befehls“, der
Erscheinungen der Hypnose überhaupt, noch klarer. Wenn man
einem Medium in der Hypnose einen Auftrag erteilt, der einige
Zeit nach aufgehobener Hypnose ausgeführt werden soll,
dann leistet das Medium Folge, ohne zu wissen, daß es auf
während der Hypnose erhaltenen Befehl handle. Man befiehlt
dem Medium, es müsse fünf Minuten nach Erwachen die Schuhe
ausziehen. Wenn die Zeit gekommen ist, wird die Versuchs—
person immer verlegener und tut schließlich, wie ihr geheißen.
Befragt, warum sie denn so etwas Sonderbares unternehme,
wird sie zerstreut, weiß nicht zu antworten oder gibt in manchen
Fällen eine unrichtige Antwort. Vielleicht, die Schuhe hätten
sie gedrückt oder sie habe sich einen Spaß machen wollen. Alle
erkennen diese Erklärung als nicht stichhältig, denn die Zu—
schauer wissen ja den wahren Grund. Nur die Versuchs—
person ist sich des wirklichen Beweggrundes nicht bewußt.
Indessen sind vollkommene Medien selten, Betrug ist nicht aus—
zuschließen, und man könnte sich der überzeugenden Kraft des
Experiments verschließen.
Freud hat als erster darauf aufmerksam gemacht, daß
wir alle täglich und stündlich zeigen, wie sehr wir unbewußten
seelischen Gewalten unterworfen sind, deren dämonische Kraft
wir nicht kontrollieren können. Er meint, was er Fehlleistungen
nennt, das sind Irrtümer des Alltags, die als Vergessen,