Volltext: Gaspoltshofen einst und jetzt

D. Molkereigenossenschaft. 
Die ungünstigen Getreideernten und Preise des letzten 
Jahrzehntes des neunzehnten Jahrhunderts, und die durch den 
Ausbau der Verkehrswege immer stärker werdende ausländische 
Konkurrenz, Spekulation (Blankoterminhandel) usw. drängten 
unsere heimische Landwirtschaft, sich mehr der Viehzucht zu- 
zuwenden, die sich sür oberösterreichische Verhältnisse nicht aus- 
stchtslos zeigte. Als notwendige Vorbedingung wurde die 
Hebung des Futterbaues und der Viehzucht erkannt und war es 
Georg Wieninger von Otterbach bei Schärding, der nach 
bayrischem Muster hier eingriff. Mit dem Anfall einer größeren 
Menge von Molkereiprodukten hatte man nun ebenso zu 
rechnen wie mit mehr Schlachtvieh. Die Einführung der Hand- 
zentrifuge zum Entrahmen der Milch ging in ganz Oberöster- 
reich rasch vor sich. Bald zeigte sich aber, daß die Zentrifugen- 
butter nicht unter allen Umständen lohnenden Absatz fand, da 
ganz besonders die Händler — die mit ihren „Bncklkörben" noch 
von Haus zu Haus zogen und Butter und Eier einsammelten 
und auch der Bäuerin manchen Bedarfsartikel zubrachten — 
dieser Neueinführung nicht gewogen waren. Durch diesen Um- 
stand kam die oberösterreichische Bauernschaft auf den Gedanken 
der genossenschaftlichen Verwertung der Butter. Es bildeten sich 
Teebutter-Verkaussgenossenschasten, die dann, von der Kon- 
kurrenz arg bedrängt, sich zur I. Zentral-Teebutter-Verkauss- 
genossenschast in Schärding vereinigten. Die Ungleichmäßigkeit 
des erzeugten Produktes und die damit verbundenen Absatz- 
schwierigkeiten, die mit der steigenden Erzeugung immer ärger 
wurden, führten zur Erkenntnis, daß auch die Erzeugung 
organisiert werden müsse. Im Jahre 1901 wurde in Ort im 
Jnnkreis die erste Molkerei errichtet, welche Einrichtung rasch 
Nachahmung fand. Vom Jnnviertel griff diese Neuerung bald 
auf das angrenzende Landl über. Im Jahre 1902 wurde in 
Haag a. H. eine Molkereigenossenschaft gegründet. Nach Ueber- 
Windung verschiedener Schwierigkeiten wurde in Weibern die 
Molkerei erbaut und 1906 der Betrieb eröffnet. Die rasche und 
günstige Entwicklung, die die Genossenschaftsmolkerei in 
Weibern nahm, warf den Gaspoltshosener Bauern zwei Fragen 
auf: schließen wir uns der Molkereigenossenschast in Weibern 
an oder errichten wir eine eigene Molkerei? Herr Ferdinand 
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