Spareinlagen wurden nicht mehr gemacht, wußte doch niemand,
ob am nächsten Tage die Ersparnisse noch Kauskrast besaßen.
Die Vorschußkasse bestand die Prüfungszeit in Ehren.
Jeder Spareinleger erhielt sein angefordertes Geld restlos ans-
bezahlt, die meisten Darlehensnehmer (und dies waren die
Weitblickenden!) wurden befriedigt. Die Kasse selbst nahm Dar-
lehen auf, so bei der Genossenschaftszentralkasse in Linz und beim
o.-ö. Bauernkredit in Wels, in Summe 1,800.000 K und gab
diese Beträge als Kredite an ihre Mitglieder weiter. Trotz
allem! Der Parteienverkehr sank fast auf Null, das Bargeld
schmolz zusammen.
Endlich — im September 1922 — setzte die Stabilisierung
der Krone ein, langsam wich die Angst vor der österreichischen
Krone, der Sparsinn des Volkes wurde wieder geweckt, der
Geschäftsverkehr hob sich seither von Monat zu Monat. Als
Beispiel seien angeführt:
Spareinlagenstand Geschäftsumsatz
Millionen X 2Millionen K
n 7*2 „
164
Milliarde K über á1/, Milliarden K
9*1
r/ // ff u -1- rr
ff l- 5 /9
Dieser Aufschwung der Kasse war nur dadurch möglich,
weil von der Leitung des Vereines der Zeitgeist rasch und sicher
erfaßt und der Geschäftsbetrieb danach angepaßt wurde. Der
Ehrenobmann Josef Kehrer, der Buch- und Kassenführer Ober-
lehrer Karl Schmidt, die Mitglieder des gegenwärtigen Vor-
standes und Aufsichtsrates haben sich ein bleibendes Verdienst
für die Kasse erworben.
Der Zinsfuß ging bis Ende 1924 sprunghaft in die Höhe,
die Spannung zwischen Einlage- und Darlehensprozenten
erweiterte sich lerhöhte Verwaltungsauslagen: teure Drucksorten-
preise u. dgl, bewirkten diesi, im Jahre 1925 ebbte es ab, der
Zinsfuß senkte sich.
Uebersicht über den Zinsfuß:
1921 für Spareinlagen 4%, für Darlehen 5%
1922 ab Jänner „ „ 5%, „ „ ' 7%
ab Juli „ „ 7o/0, „ „ 9%
1923 ab Jänner „ „ 8%, „ „ 13%
210
Ende 1920
2*8
„ 1921
5*1
„ 1922
155*1
„ 1923
über 1
„ 1924
2*2
„ 1925
4