Volltext: Gaspoltshofen einst und jetzt

Gaspoltshofen in Kirchdorf gewesen sein soll. Der Name 
Kirchdorf, der manchem so entscheidend dünkt, tut es allein noch 
nicht, da manches Kirchdorf nur das Dorf in der Nähe einer 
Kirche ist, wie z. B. Kiesdorf in Esternberg in Grabsteinen Kirch- 
dorf heißt. Immerhin mag das ganze einen Ortschastsbegriss 
gebildet haben und bei der Einhaltung des Seelsorge- und 
Taufkirchensystems mag es nun freilich nicht unwahrscheinlich 
sein, daß in Kirchdorf am Ufer des Jnnbaches eine bescheidene 
Taufkapelle bestand, die Seelsorgekirche aber auf gesichertem 
Terrain sich erhob. Beim Abkommen vom Gebrauch der Fluß- 
taufe wurden sogenannte freie Taufkapellen aufgelassen und bei 
der Seelsorgekirche eine Taufkapelle eingerichtet. Das Vor- 
handenfein eines St. Johann Baptist-(Täuser-)Altares in 
unserer Kirche dürfte ein Wink hiefür sein. 
Zu beachten ist auch die Lage der Kirche in Gaspoltshofen. 
Nach Ueberlieferuug war das Kirchen- und Friedhofterrain auch 
nach Norden hin etwas abfallend gestaltet und wurde erst nach 
dem Brande 1ZZ2 bedeutend aufgeschüttet zur heutigen sogar 
ansteigenden Form. Die alten abwechselnden Kirchenbauten, ob 
Basilika oder gotische Bauform, standen daher auf drei Seiten in 
erhöhter Lage. Die ersten Missionäre trachteten, namentlich die 
Kirchen an leicht zu schützendes Terrain hinzustellen, um söge- 
nannte befestigte Ortslagen zu erzielen. Man denke hierbei 
an Taufkirchen a. d. Pram, Diersbach, Raab, Pischelsdorf 
u. dgl. mehrere. Diese Kirchen entstanden eben zu einer Zeit, 
wo verheerende Kriegszüge durch Reiterhorden nichts seltenes 
waren und daher aus Schutz zu sehen dringend geraten war. 
Mit einiger befestigender Nachhilfe war ein solcher Ort für 
Reiterei nicht schnell angreifbar, man wich feindlicherfeits solchen 
Orten aus. So kommt es auch, daß Gaspoltshofen keine 
merkantile Lage (diese wäre im Felde zwischen Gaspoltshofen 
und Jeding), sondern eine rein-^nisstonstechnische Anlage hat, 
weshalb sich auch der Ort selbst eigentlich nicht viel entwickeln 
konnte (und der Nordabhang vom Orte weg für Straßen 
Schwierigkeiten bietet). 
Ein größerer, wenngleich primitiv gebauter Meierhof in 
der Nähe der Kirche als Anfang eines sogenannten freien Aigen 
dürfte ziemlich gleichzeitig mit der Kirche entstanden sein. Der 
Name des Hofinhabers oder des Anfiedluugsführers selbst kann 
nicht zweifelhaft sein, er hat eben Gozbold geheißen, der Ort 
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