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heimstätten für Invalide sprechen. Selbstverständlich wird man
nnr daran denken können, Invalide, die selbst landwirtschaftliche
Arbeiter fwaren lind deren Frauen ebenfalls vom Lande stammen,
auf Bauernheimstellen anzusiedeln, wobei man natürlich die
Fähigkeit des einzelnen zur Führung eines landwirtschaftlichen
Betriebes Wird berücksichtigen müssen. Für hiezu befähigte In
valide Wird die Erwerbung oder der Erhalt einer an sich lebens'-
fähigen Bauernheimstelle schon deshalb die beste Art der Ver
sorgung darstellen, weil — wie ich oben dargelegt — der land-
wirtschaftliche Invalide, wenigstens der schwerer Verstümmelte,,
nur als Selbständiger seine Arbeitskraft wird verwerten können.
Denkbar wäre auch die Verleihung von Häusler-
steilen an Invalide; davor aber mußi von v o r n-
herein gewarnt werden. Die Gefahr, daßi der Invalide,
der seine Arbeitskraft eben nur auf dem eigenen Grundstück,,
nicht aber auf dem allgemeinen' Arbeitsma,rkt verwerten kann,
dadurch seine Familie zwingt, auch unter den ungünstigsten Ver
hältnissen auf der Stelle zu bleiben, vergrößert noch die oben
erwähnte Gefahr des Entstehens -von Hörigkeitsverhältnissen. Es
ist aber wohl zu hoffen, daß) die Rente allein schon
den Invaliden befähigen wird, eine Bauern- oder Gärtnerstelle
zu erwerben; diese wird, wenn sie genügend groß ist, um die
wirtschaftliche Existenz des Invaliden und seiner Familie zu
sichern, ihm das geben, was er braucht: die Möglichkeit der Ver
wertung des Restes seiner Arbeitskraft und dem Volke und Staate
das, was diese nach der Ansicht von Fachmännern benötigen:
einen selbständigen Kleinbauernstand.
Die Wohnheimstätte hat für den Invaliden wohl
etwas geringere Bedeutung; immerhin gibt sie ihm Sicherheit
vor Delogierung und gewährt ihm bessere Wohnverhältnisse, als
sie in modernen Zinskasernen bestehen. Von besonderem Nutzen
wäre sie für intern Kranke, insbesondere für Tuber
kulöse, bei denen gute Wohnverhältnisse für die Kranken selbst
von größter Bedeutung sind und auch die Infektionsgefahr für
die Familie beträchtliche herabsetzen. Wichtig ist natürlich, daß
diese Wohnheimstätten gut, gelegen sind, und daß in ihrer Nähe
oder wenigstens durch gute Kommunikationsmittel leicht erreich
bar sich reichliche Arbeitsgelegenheit findet. —
Was die Versorgung vollständig Erwerbsun
fähiger anbelangt, so wird diese wohl die allergrößten Schwie
rigkeiten darbieten. Die Erfahrungen, die man mit Invaliden
häusern gemacht hat, sind nicht gerade die besten; insbesondere
wird darüber berichtet, wie wenig wohl sich die Invaliden des
amerikanischen Bürgerkrieges in ihren luxuriös eingerichteten In
validenhäusern befinden, und man wird daher mit Recht die Zahl
der in Invalidenhäusern zu Versorgenden möglichst einschränken.
Aber doch wird es eine große Anzahl geben, die in ihren Familien
nicht das nötige Entgegenkommen und nicht die nötige liebevolle
Pflege finden werden; sind doch durch die Länge des Krieges
auch die Familienbande vielfach gelockert. Solche Personen, vor
allem aber jene Hilflosen, die ständiger Ueberwachung, ständiger
Pflege bedürfen, "wird man doch zum allergrößten
Teil in Anstalten versorgen müssen. Die Belehnung