Volltext: Aufgaben und Probleme der sozialen Fürsorge und der Volksgesundheitspflege bei Kriegsende

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wendig ist, daß außer ihnen noch andere Korporationen sich in 
großem Umfang und -eingehender als bisher der Tuberkulose 
bekämpfung widmen. Im Oesterreichischen Zentralkomitee zur 
Bekämpfung der Tuberkulose haben sich diese Vereine einen ge 
meinsamen Mittelpunkt geschaffen. 
Bei Kriegsbeginn schien es zunächst, als würde ein Still 
stand in der Tuberkulosebekämpfung eintreten. Die geplanten Neu 
schaffungen wurden zunächst vertagt; man glaubte damals wohl 
mit Becht, daß das Interesse der Oeffentlichkeit, an die man sich 
uhi Geldunterstützung wenden mußte, während des Krieges* auf 
andere Dinge gerichtet sei und auch der Staat vertagte die Er 
ledigung der Ansuchen um Geldunterstützungen, die die Verwirk 
lichung von fast schon zur Reife gediehenen Projekten ermöglichen 
sollten. Offenbar in der Hoffnung auf eine sehr baldige Beendigung 
des Krieges fehlte es bei uns ganz an jenen Stimmen, die in 
Deutschland auf die Notwendigkeit der Bekämpfung der Tuber 
kulose während des Krieges, und erst recht während des Krieges, 
hinwiesen. 
Die deutsche Kaiserin hat unmittelbar nach Kriegsausbruch in 
einem Aufruf zürn Ausharren im Kampfe gegen Tuberkulose, Säuglings 
sterblichkeit und Krüppelelend aufg'ef ordert. Schon am 2.. August 1914 
hat der preußische Minister des Innern sämtliche Oberpräsidenten 
•ersucht, im Kampfe gegen die Tuberkulose nicht zu erlahmen; am 
15. August 1914 teilte der Reichskanzler' diesen Erlaß allen Bundes 
regierungen mit, mit der Bitte, ihrerseits das Entsprechende zu veran 
lassen. Am 17. August gründete sich beim Zentralkomitee vom Roten 
Kreuz ein Tuberkuloseausschuß, am 20. August 1914 erließ der Präsident 
des Reichsversicherungsamtes eine dringende Mahnung an sämtliche 
Landesversicherungsanstalten, dafür zu sorgen, daß die von ihnen ge 
leiteten Lungenheilstätten ihre Tätigkeit tunlichst auf rechterhalten sollen. 
Die wenigen vorhandenen Heilstätten haben seit Beginn des 
Krieges einen Teil ihres Belagraumes der Heeresverwaltung für 
Lungenkranke zur Verfügung gestellt; eine Heilstätte diente noch 
vor. kurzem als Ruhrspital. Gegen Ende des ersten Kriegsjahres 
begann man an die bestehenden Heilstätten Barackenbauten an 
zuschließen, ,,für deren Errichtung namhafte staatliche Subven 
tionen bewilligt wurden, unter der Bedingung, daß diese Betten 
und eventuell auch ein Teil der anderen Anstaltsbetten auch noch 
durch drei Jahre nach der Abrüstung für Militärpersonen zur Ver 
fügung stehen“. Es haben dann auch die Landeskommissionen zur 
Fürsorge für heimkehrende Krieger in einzelnen Kronländern 
weitere. Tuberkuloseheilstätten geschaffen, indem sie bestehende 
Rekonvaleszentenheime einzelner Krankenkassen und ähnliche 
Anstalten in Anstalten für Leichttuberkulöse umgestalteten. 
Mitte Februar 1916 überreichte das Zentralkomitee zur Be 
kämpfung der Tuberkulose allen beteiligten Ministerien eine 
Denkschrift, in der nach ebnem Hinweis auf die Bedeutung des 
Kampfes gegen die Tuberkulose die Erweiterung der bestehenden 
Tuberkuloseheilanstalten, die Schaffung von Tuberkulosepavillons 
bei geeigneten Bezirkskrankenhäusern, die Umwandlung- von 
klimatisch gut gelegenen Barackenspitälern in Tuberkuloseheii- 
Stätten, die Errichtung von Fürsorgestellen gefordert wurde. Am 
3. Juni 1916 beschloß das Fachkomitee zur Bekämpfung von 
Volkskrankheiten des Obersten Sanitätsrates die oben besprochenen
	        
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