Volltext: Aufgaben und Probleme der sozialen Fürsorge und der Volksgesundheitspflege bei Kriegsende

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große Anzahl von Versorgung und Hilfsbedürftigen, die eine 
ganz eigenartige Gruppe für sich bilden und in den nächsten Jahr 
zehnten dauernd bilden werden, die Fürsorge zu organisieren, so 
daß es ganz selbstverständlich, ja geradezu notwendig schien, 
eigene Organisationen hiefür zu schaffen. Bei der Hinterbliebenen 
fürsorge handelt es sich ebenfalls um eine ganz gewaltige Gruppe, 
die zahlreicher als die übrige Menge hilfsbedürftiger Witwen und 
Waisen hat' doch der Krieg im Laufe von zwei Jahren mehr 
Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren hinweggerafft, als sonst 
in zehn Jahren starben — und die sich von den übrigen 
abhebt durch die von Gesetzes wegen ganz anderen Hilfsmittel, 
die für sie zur Verfügung stehen; diese beiden Momente zusammen 
haben dazu geführt, daß'man eine'eigene Zentralorganisation für 
diese Gruppe, für die Kriegswitwen und Kriegswaisen schuf —7 
die Gleichartigkeit der für diese Gruppe ebenso wie für die übrigen 
Witwen und Waisen notwendigen Fürsorge aber, im Verein mit 
dem Umstand, daß ja die Zahl der dieser Gruppe Zugehörigen von 
Jahr zu Jahr sinkt, die der Kriegswaisen in ein bis zwei Jahr 
zehnten ganz verschwunden sein wird, hat dazu geführt, daß sich 
diese neue Organisation eng anschloß, zum Teil verschmolz mit 
den Organisationen, die bisher der Waisenfürsorge sowie der 
Kinderfürsorge im allgemeinen dienten und so die Erfahrungen 
und Kräfte dieser den neuen Aufgaben dienstbar machte. 
Ganz anders aber bei der Tuberkulose. Zwar hat die Zahl 
der Tuberkulösen durch den Krieg eine bedeutende Vermehrung 
erfahren, aber um mehr als 10, höchstens 20 Prozent ist ihre Zahl 
wohl kaum gestiegen; auch hat nun eine Anzahl von Tuberku 
lösen (diejenigen, deren Tuberkuloseerkrankung durch den mili 
tärischen Dienst hervorgerufen oder verschlimmert wurde) An 
spruch auf Versorgung oder Entschädigung durch den Staat, und 
'daß für die- Tuberkulösen, solange sie Heeresangehörige, durch die 
Heeresverwaltung gesorgt werden muß, ist ja eine Selbstverständ 
lichkeit und bedarf es dazu keiner besonderen Organisation. Aber 
aus dem Heer entlassen, bilden diese Tuberkulösen nur einen Bruch 
teil der ganzen übrigen großen Masse Tuberkulöser; die sich von 
ihr nur dadurch unterscheiden, daß sie eine staatliche Invaliden 
rente beziehen, sonst aber sind ihre Verhältnisse und ihre Bedürf 
nisse, die Verhältnisse und Bedürfnisse ihrer Familien — und diese 
kommen für die Tuberkulosebekämpfung mehr in Betracht als sie 
selbst — ganz dieselben' wie die aller übrigen Tuberkulösen. 
Scheint es demnach voll gerechtfertigt, für die im Heeres 
verband Erkrankten eigene Heilstätten und Tuberkulosespitäler zu 
bauen, so muß sich doch schon hier insofern ein inniger Zu 
sammenhang mit den Tuberkuloseeinrichtungen für die gesamte 
Bevölkerung herstellen, als ja diese Anstalten nicht durch viele 
Jahre hindurch — nicht einmal durch so viele Jahre hindurch, als 
ein ha-lbwegs solider Barackenbau hält — ; mit tuberkulösen Sol 
daten belegt sein werden, so daß wenigstens ein großer Teil dieser 
Heilanstalten später am besten zur Unterbringung tuberkulöser 
Zivilpersonen zu verwenden sein wird. Diesen Verhältnissen wird 
ja heute schon dadurch Rechnung getragen, daß Zubauten zu 
bestehenden Anstalten und neue Anstalten für die Bevölkerung 
geschaffen werden, deren Erbauer sich vor Erhalt einer staat 
lichen Subvention verpflichten müssen, die Anstalten für die
	        
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