Volltext: Wallern und Umgebung

gemeinde „Urlaub genommen auf der Kanzel", und daß ihm 
die Gemeinde „Urlaub gelassen", aber am St. Johannestag 
sich wiederum eingedrungen habe. „Wie ich.mich", schreibt 
der Pfarrer, „hab' Hinausweisen lassen und hab' wollen pre 
digen und fingen, ist er daher geloffen und selber auf die 
Kanzel und gepredigt; hab' ich darnach Meß gehalten. Hat 
er öffentlich aufgeschrien, wie ich habe elevieren („aufwandeln") 
wollen: „Ihr, Bauern! lauft aus der Kirche und tut das 
hl. Kreuz für euch, denn der Teufel wollt euch verführen; 
denn es brummelt eine alte Kuh da vorne". So aber haben 
die alten Pfarrleut solches nicht verschweigen können, sondern 
gesagt zu ihm: „Herr Hans! Ihr werdt (wollt) die Sache 
gar zu gut machen; denn wir haben Meß gehört, daß wir 
euch nicht gesehen haben". Da hat er stillgeschwiegen. 
Demungeachtet setzte er seine. Jnvektiven gegen den 
schwächlichen Pfarrer im Hause und auf der Kanzel fort. 
Das Volk neigte sich immer mehr der neuen Lehre zu. So 
kam es dann, daß nach dem. bald erfolgten Ableben des 
Pfarrers Roß Prediger des lutherischen Glaubens 
sich der Kirche bemächtigten, die ungestört walten konnten, 
„da den Prälaten keine Macht zu Gebote stand, den An 
maßungen der Vögte zu begegnen, auch wenn sie ncit größerem 
Eifer als Propst Sigmund sich der Religion hätten annehmen 
wollen." (Stütz.) Jj> 
Von 1560 bis 1597 (Rudolfinisches Jnterimale) waren 
auch in St. Marienkirchen lutherische Prädikanten. 
Es finden sich: Simon Hieber (Flaccianer), welcher von der 
Gemeinde an der Jakobskirche beim Steinmair in Unterfrein- 
dorf mit Gewalt angestellt wurde; Wolfgang Holzer, gestorben 
25. Dezembe r 1594. Nach Holzers Tode finden sich mehrere 
lutherische Pfarrer-Kandidaten: Gsellpriester 
Alexander von Eferding, Christoff Hofer, Georg Koch. Diesen 
protegierte besonders Ritter Achaz von Hohenfeld, Herr von 
Aistersheim und Almegg und Peuerbach. Koch hat auch 
faktisch eine Zeit lang den Gottesdienst in St. Marienkirchen 
versehen, soll für jede Predigt einen Taler und die Zu 
friedenheit der Samareinkirchner gewonnen haben, allein er 
war ihnen „an Vermögen nicht annehmlich, ledigen Standes,
	        
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