Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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sannt. Daß bei seinem Abgänge von Wallern die Pfarre 
bereits dem Luthertume ansgeliefert war, ist selbstverständlich. 
Aehnlich stand es auch in der Umgebung; namentlich j 
war S t. Marienkirchen um 1600 schon ganz prote 
stantisch. List und Gewalt waren keine seltenen Mittel, um 
die den lutherischen Herrschaften und dem durch dieselben ! 
verhetzten Volke mißliebigen katholischen Geistlichen zu ent 
fernen. Ein eklatantes Beispiel liefert das Vorgehen gegen j 
den Pfarrer von St. Marienkirchen, W o l f g a n g Roß 
von Pattenkirchen, einen Weltpriester aus der Salz- ; 
Burger Diözese, welcher im Jahre 1547 die Pfarre Sankt 
Marienkirchen übernommen hat. Bereits alt und gebrechlich, 
wurde derselbe „zu morgen früh"*) vom lutherischen Pfarrer 
Michael Straßer von Michaelnbach, vom Pfleger in Erlach, 
das damals dem fanatischen Anhänger Luthers, Grafen von 
Ortenberg gehörte, vom Kirchherrn Wolfgang Pauchinger von 
Peuerbach, offenbar auch protestantisch, und dem Pfleger von 
Dachsberg „überloffen und hat sich durch kindische Weise 
überreden lassen", mit dem Pfarrer Michael Straßer einen 
Vertrag abzuschließen, laut welchem er dem Pfarrvikar von 
Michaelnbach die Pfarre St. Marienkirchen überlasse gegen 
lebenslängliche Wohnung im Pfarrhofe („ein Stübel auf dem 
Boden") und eine jährlich zu reichende Abfindung in Geld 
(20 fl. rheinisch) und Viktnalien. (1559). Man wollte also 
auf listige Weise einen protestantischen Pfarrer in St. Ma 
rienkirchen einschmuggeln. Der Kontrakt wurde auf sein und 
der Pfarrgemeinde, die damals noch größtenteils katholisch 
war, Bitten vom Prälaten annulliert. 
Der Protestantismus machte aber trotzdem rasche Fort 
schritte. Noch im selben Jahre taucht daselbst ein Hilfs 
priester auf, namens „Herr Hans", welcher sich 
die Ausbreitung der Lehre Luthers mit jener stürmischen 
Heftigkeit angelegen sein ließ, welche ihren ersten Verkündern 
eigentümlich war. 
So berichtet z. B. der Pfarrer an den Propst, daß der 
selbe, der Weisung der Prälaten entsprechend, von der Pfarr- , 
*) Brief an dm Prälaten von St. Florian.