Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

schesten Verehrern der neuen Lehre gehörten in unserer Gegend 
die Grafen von Schaunberg, die Jörger von Tollet. Christoph 
von Tollet erhielt von Luther selbst Unterricht (1521) und 
stand nachher mit ihm im Briefwechsel. Briefe aus der Feder 
Luthers liegen ja heutzutage noch im Archiv des Schlosses 
zu Steyregg, das die Jörger eine Zeit lang in Besitz gehabt 
haben. Luther sandte 1526 einen Prädikanten, Michael Stifl, 
nach Tollet, der aber bald Fiasko machte und 1530 sich 
flüchten mußte. 
Die neue Lehre gewann unter dem Schutze des Adels 
immer mehr an Ausdehnung. Die Adeligen erklärten sich als 
Erben und Herren der Pfarrer, 'beförderten Protestanten auf 
die katholischen Pfründen. Manche Pfarrer hielten äußerlich 
roch an den Zeremonien der katholischen Kirche, aber im 
Innern huldigten sie dem Protestantismus; andere taten, 
was ihnen behagte, waren halb katholisch, halb protestantisch, 
nahmen Konkubinen oder Weiber. Ein solcher Pfarrer 
saß von beiläufig 1560 bis 1600 in Wallern, Erhard 
S p i n d l e r, Nachfolger des Erasmus Schwaiger. Er war 
stark protestantisch gesinnt und hatte Weib (Konkubine) und 
(4) Kinder. Er stand im freundschaftlichsten Verkehre zu den 
benachbarten Adeligen, schloß sogar 1575 mit Hans Püchler, 
Besitzer des Schlosses Haiding, einen Vertrag ab, dessen 
erster Punkt lautete: Der Pfarrer (Spindler) und seine Nach 
kommen halten zu Quatemberzeiten eine Predigt zu Haiding 
nach der Augsburger Konfession. 
Unter dem Schutze und der Zustimmung Spindlers 
wurden von dem protestantischen Hohenfeld, damaligen Be 
sitzer des SchlossesSchlüsselberg, inKrenglbach, worüber 
sich Hohenfeld die Vogtei widerrechtlich angeeignet hatte, l u- 
therische Prädikanten angestellt: Christoph Hafer 
und nachher Georg. 
Spindler's wenig evangelisches Leben und Wirken in 
Wallern dauerte bis beiläufig 1600. Der neugewählte Propst 
Vitus von St. Florian übermittelte ihm eine Zuschrift, wo 
durch er von Wallern abberufen wurde, weil der Propst 
willens war, einen katholischen Pfarrer daselbst einzusetzen. 
Wohin sich Spindler mit seiner Familie begab, ist nicht be-